Wieso bringen ein zerbrochener Spiegel und schwarze Katzen Unglück? Wieso sollte man an einem Freitag Pech haben, bloß weil es der 13. ist? Und wieso glauben wir daran eigentlich noch immer – oder finden es zumindest unbehaglich, damit konfrontiert zu werden?
Mal ganz ehrlich: Bist du abergläubisch? Würdest du zugeben, abergläubisch zu sein, wenn du es bist oder wärest? Wahrscheinlich eher nicht – außer vielleicht vor Gleichgesinnten. Dem Begriff “Aberglauben” haftet eine negative Bewertung an – kein Wunder, schließlich entstammt das Wort dem späten Mittelalter und bezeichnete dort abschätzig den Glauben an nichtchristliche, heidnische Praktiken.
Dazu gehör(t)en viele unterschiedliche Bereiche: Rituale und Amulette etwa oder eben der Glaube daran, dass manche Handlungen, Objekte oder Begebenheiten einen Einfluss auf Glück oder Pech haben. Viele dieser Annahmen kennen wir noch heute und ganz abstellen kann man die Gedanken daran selten.
Schon mal einen Flug für Freitag den 13. gebucht? Ganz abschütteln kann man das leichte Unbehagen eben doch nicht, zu sehr ist die Verbindung zu “Unglückstag” im kollektiven Gedächtnis verankert. Ein anderes weit verbreitetes Beispiel ist das “In die Augen schauen” beim Anstoßen – andernfalls habe man sieben Jahre schlechten Sex. Glaubt das jemand? Wahrscheinlich nicht. Man schaut sich trotzdem immer in die Augen. Immer.
Das ist ähnlich wie bei Sprichwörtern. Jeder kennt sie, kaum einer weiß, woher sie stammen, aber man nimmt dennoch an, dass etwas Wahres dran ist und man sich mehr oder weniger auf sie verlassen kann. Der Volksmund wird es schon wissen. Ist Aberglaube etwas so viel anderes? Immerhin gibt es immer wieder Belege dafür, dass genau das eintritt, was der Aberglaube prophezeit hat.
Was sind selbsterfüllende Prophezeiungen?
Wer sich dem Phänomen Aberglaube auf einer wissenschaftlichen Basis nähert, wird schnell auf den Begriff der selbsterfüllenden Prophezeiung stoßen. Grob erklärt bedeutet dieser, dass eine Person durch ihr eigenes Verhalten dazu beiträgt, dass ein bestimmtes Ereignis eintritt. Im übertragenden Sinne bedeutet das: Durch den Glauben an etwas tritt es auch ein.
Das funktioniert genauso mit Aussagen über sich selbst: Wer immer und immer wieder gesagt bekommt, er sei tollpatschig, der wird immer häufiger tollpatschiges Verhalten an den Tag legen. Daher ist es übrigens auch sinnvoll, positive Gedanken über sich auszusprechen, zum Beispiel “Ich kann das” oder “Ich bin schön”. Die psychologische Macht von Worten ist nicht zu unterschätzen.
Wer also an einem Freitag den 13. glaubt, dass er Pech haben wird, dem wird wohlmöglich genau deshalb etwas negatives widerfahren.
Warum ist man abergläubisch?
Beleuchtet man die Hintergründe, stellt man schnell fest, dass der meiste Aberglauben auf anderem Aberglauben beruht. Doch wie konnten diese unwissenschaftlichen Annahmen sich so lange Zeit halten? Das mag mehrere Gründe haben:
- Etwas oder jemand anderem die Schuld zuweisen
Wem etwas schlechtes widerfährt, der sucht einen Schuldigen. Es ist leichter, ein Unglück zu akzeptieren, wenn man einen Auslöser festlegen kann – selbst wenn dieser jeder Logik entbehrt. Das haben die Menschen schon immer getan und entweder einen Aberglauben oder Minderheiten für ihr Unglück verantwortlich gemacht.
- Der Mensch braucht etwas, an das er glauben kann
Ab Religion, Fußballverein, Yoga oder Humanismus: Jeder Mensch baut sich ein eigenes, individuelles Glaubensgerüst, auf das er sein Leben stützt. Für manche kann dies der Aberglauben sein, denn er bringt Struktur und Regeln ins Leben.
- Nervenkitzel
Aberglaube ist aufregend. Das ist ein ähnliches Phänomen wie ein Horrorfilm. Man gruselt sich ein bisschen, denn es könnte ja doch etwas Wahres dran sein. Also denkt man darüber nach und verstößt unter Umständen ganz bewusst gegen bestimmte abergläubische Regeln. Mal sehen was passiert. Spannend.
Egal welcher dieser Gründe uns zu abergläubischen Annahmen verleitet: Letztlich bedeutet Aberglauben, Verantwortung abzugeben. Statt sich bewusst mit dem Leben, mit Entscheidungen oder den eigenen Moralvorstellungen auseinanderzusetzen, wird die Verantwortung dafür auf mystische Phänomene abgeschoben.
Das kann bequem sein, trägt aber nicht zu einem achtsamen Umgang mit sich selbst bei. Wenn du dich selbst immer wieder dabei ertappst, dass dir am Freitag den 13. unbehaglich zu Mute ist, erinnere dich daran, dass du selbst dein Leben kontrollierst – keine magischen Zahlen oder Katzen.
Woher kommt der Aberglaube an Freitag den 13., den zerbrochenen Spiegel und die schwarze Katze?
Die Herkunft von Freitag dem 13.
Die 13 hat in vielen Kulturen und Religionen einen schlechten Ruf, vor allem jedoch in Westeuropa. Das hat zum einen damit zu tun, dass sie auf die 12 folgt – und die 12 ist eine heilige und ausgesprochen positive Zahl. Jesus hatte etwa 12 Jünger, das Jahr hat 12 Monate, Tag und Nacht zählen je 12 Stunden. 12 hat als Maßeinheit eine eigene Benennung: Das Dutzend.
Die 13 hingegen ist ungerade und eine Primzahl, sie bringt Unordnung anstatt Ordnung und wird daher negativ bewertet. Das bezieht sich übrigens nicht nur auf Freitage: Es gibt sogar Hotels, in denen das 13. Stockwerk fehlt. Zum anderen kann der schlechte Ruf der 13 auch auf die Mondphasen bezogen werden. Übrigens: In Mexiko ist die 13 eine Glückszahl.
Besonders kritisch wird die 13 aber betrachtet, wenn sie auf einen Freitag fällt. Hierfür gibt es zwei Erklärungsversuche: Zum einen ist der Freitag in der christlichen Religion der Tag, an dem Jesus gekreuzigt wurde (Karfreitag). Zum anderen wird er mit dem Börsencrash von 1929 in Verbindung gebracht, der maßgeblich zur Weltwirtschaftskrise und damit auch dem 2. Weltkrieg beitrug. Verdient hat der Freitag seinen schlechten Ruf aber wirklich nicht. Immerhin leitet er das Wochenende ein.
Zerbrochener Spiegel: 7 Jahre Pech
Die 7 ist eine ausgesprochen wichtige Zahl in der Zahlenmystik (Numerologie), daher taucht sie in vielen Redewendungen auf. Sie steht für das göttliche und Vollkommenheit. So wurde die Welt nach christlicher Sicht in 7 Tagen erschaffen, es gibt 7 Wochentage, 7 Weltwunder, der Kerzenleuchter im Judentum hat 7 Arme, im Islam gibt es 7 Himmelreiche. Wiederum taucht die Zahl 7 also in vielen Kulturkreisen auf. Dass die 7 in diesem Aberglauben gewählt wird, hängt also aller Wahrscheinlichkeit nach mit ihrer großen magischen Bedeutung zusammen.
Warum nun der Spiegel? Hier gibt es wieder mehrere Möglichkeiten. Erstens waren Spiegel früher sehr teuer, es machte also durchaus Sinn, vorsichtig mit ihnen umzugehen. Zweitens gelten Spiegel als Übergang zur Geisterwelt – auch ein in Horrorfilmen häufig verwendetes Thema. Ein zerbrochener Spiegel ist somit per se gefährlich.
Schwarze Katzen, die von links nach rechts laufen
Während Katzen im alten Ägypten noch als heilig galten, verdammte das frühe Christentum sie schnell zu Teufelstieren, schließlich durfte es nichts Heiliges außer Gott und seinen menschlichen Heiligen geben. Die schwarze Katze wurde das typische Hexentier, sogar heute noch: Disneys Gundel Gaukeley hat einen schwarzen Kater. Auch bei den Kelten galt das Tier als Unglücksbringer, so sollte es für Schlangen im Haus verantwortlich sein.
Interessanterweise gilt der Zusammenhang schwarze Katze = Unglück nur, wenn sie von links nach rechts läuft. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass “links” eine negativere Konnotation hat als “rechts”. Jemand, der “link” ist, betrügt. “Linkisch” bedeutet ungeschickt. Wer “zwei linke Hände” hat, kann nichts “rechtes” zustande bringen.