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Apnoetauchen - Eine Grenzerfahrung für Körper und Geist: Freediving ist mehr als Tauchen

Freediving bringt dich an deine körperlichen und mentalen Grenzen. Kannst du sie überwinden? Dann wirst du erfahren, was es heißt, achtsam zu leben.
von evidero Redaktion
©freeimmersion.de

Keine Luft und mehrere Meter Wasser über einem. Wenn man es so sieht, scheint Freediving, auch Apnoetauchen genannt, kein Vergnügen zu sein. Oliver Schmidt, der lange Jahre Freediving betrieben hat und den wir für diesen Artikel befragten, ist vom Gegenteil überzeugt. Er zeigt uns sein Verständnis von diesem Sport.

Freediving setzt körperliche und mentale Entspannung voraus

Drei bis vier Minuten die Luft anzuhalten scheint schon fast unmöglich. Unterwasser zu bleiben für ganze 11 Minuten und 35 Sekunden ist dagegen utopisch – meint man. Apnoetauchen macht es aber möglich. Die absolute körperliche und mentale Entspannung ist allerdings Vorraussetzung dafür.

Apnoetauchen – also Tauchen ohne Atemgerät – bedeutet, mit einem Atemzug so lange Unterwasser zu bleiben, wie möglich.

Der offizielle Rekord liegt momentan bei einer Tiefe von 214 Metern im “Non-Limit” mit Schlitten, Hobby-Taucher hingegen sind schon mit 50 Metern gut bedient. In verschiedenen Disziplinen wie “Dynamic with fins” und “Dynamic no fins”, also Tauchen mit oder ohne Flosse, können sich die einzelnen Profis messen und dabei den Reiz des Wettkampfes erleben. Allerdings spielt die Tiefe oder die Länge eines Tauchganges überhaupt keine Rolle für das eigentliche Apnoetauchen, denn hier geht es um sehr viel mehr.

Durch das Wasser in eine andere Zeit tauchen

Für mich ist das Freediving wie eine Zeitreise. Als Junge verbrachte ich die meiste Zeit meiner Ferien am Meer und erlernte früh das Gerätetauchen. Und wer kennt das nicht? Mit seinen Freunden stundenlang Bahnen tauchen im Schwimmbad? Ich habe dieses Gefühl geliebt und das Freediving gibt mir einen Teil davon wieder zurück. Der Besuch meiner ersten Trainingsstunde schenkte mir einen AHA-Effekt. Plötzlich war ich wieder der kleine Junge von damals und so konnte ich durch das Wasser eine Brücke zu meiner Jugend aufbauen. Es mag ein wenig sentimental klingen, aber das ist der Grund, warum ich diesen Sport betreibe. Wettkämpfe habe ich zwar auch bestritten, aber das ist nicht meine Haupt-Motivation.

Nach dem Freediving fühlt man sich körperlich wirklich gut. Es ist kraft-aufbauend und ähnelt in seinen Effekten auf den Körper ein wenig dem Yoga. Da ist die Lebensfreude vorprogrammiert.

Lebensqualität durch Grenzüberschreitung

Vor seinem ersten Tieftauchgang sollte man wissen, auf was man sich einlässt. Der Druck, der auf einem lastet, nimmt alle zehn Meter um ein Bar zu. Zusammen mit dem Oberflächendruck kommt man bei 40 Metern schon auf fünf Bar. Diese Belastung bemerkt der Körper natürlich in jeder Faser, die Lunge hat schon bei 30 Metern nur noch die Größe einer Zitrone und auch das Gewebe muss diesem Druck standhalten.

Im Schwimmbad trainiert man in erster Linie, den Drang nach Sauerstoff zu besiegen, an die Grenze zu stoßen und diese zu erweitern. Ich kann nicht abstreiten, dass es sich schrecklich anfühlt, wenn der Atemreiz einsetzt und dein Körper jedes Alarmsignal aktiviert, um dich vor der Gefahr zu warnen. Das ist nett ausgedrückt unbequem, denn der steigende CO2 Gehalt im Blut signalisiert, dass Du wirklich wieder atmen solltest.

Aber genau das macht für mich das Apnoetauchen aus – dieses Bewusstsein über die Macht der Natur, das Erfahren meiner Grenzen und das bewusste Erleben der Gefahr. Diese Konfrontation bringt eine unglaubliche Qualität in das Leben. Ich bin ruhiger und wacher geworden, nicht nur auf mich bezogen, sondern auch auf meine komplette Umwelt. Ich lebe mein Leben jetzt achtsamer. Achtsamkeit ist zeitgemäß und sollte eine Selbstverständlichkeit im Alltag von jedem von uns sein, denn so schadet man der Natur und seinen Mitmenschen weniger.

Gesundheit als einziges Kriterium beim Apnoetauchen

Im Gegensatz zur allgemeinen Befürchtung kann Apnoetauchen fast jeder ausüben, die einzige Bedingung ist, dass du gesund sein musst. Eine sogenannte Tauchtauglichkeit, bescheinigt von deinem Arzt, muss vorhanden sein, damit man dich gefahrlos ins Wasser lassen kann. Wer etwa am selben Tag eine Aspirin genommen hat, darf überhaupt nicht tauchen!

Auch wenn die Fitness durch das regelmäßige Training meist ganz von alleine kommt, ist es empfehlenswert, zusätzlich ausgleichenden und ergänzenden Sport zu treiben. Yoga ist zum Beispiel eine gute Möglichkeit.

Wichtig beim Freediving ist, dass du dich darauf einlässt. Du musst dich mental und körperlich absolut entspannen können. Mit der richtigen Technik kann man dann auch die Schwelle von 45 Sekunden, bei der die meisten denken, es würde jetzt knapp werden, problemlos überwinden. Jeder von uns kann die Luft bis zu fünf Minuten anhalten, ohne das es gesundheitliche Folgen hat. Der Irrglaube, dass nach zwei oder drei Minuten das Gehirn ohne Luft Schäden nimmt, ist widerlegt.

Vorsicht und Vernunft beim Tauchen

Wovon ich aber jedem dringend abraten muss, ist das Tauchen in unbekannten Gewässern oder Flüssen mit starker Strömung. In diversen Seen in Köln ist es allerdings absolut unproblematisch zu tauchen, auch im Sommer, wenn man auf Grund der Algen keine Sicht hat und man sich nur an einem Seil orientieren kann.

Eine Tauchausbildung durch einen qualifizierten Trainer oder eine Tauchschule ist aber nach wie vor unerlässlich! Außerdem ist Tauchen ein Partnersport – niemals alleine ins Wasser, ansonsten kann Tauchen sehr gefährlich sein!

Freediving als Therapie

Apnoetauchen ist vielseitig und wird geprägt durch die unterschiedlichsten Menschen, die alle verschiedene Lebensansätze vertreten und es ist nicht immer offensichtlich, warum sie diesen Sport für sich entdeckt haben. Ich habe schon mit Menschen zusammen gearbeitet, die schwer übergewichtig waren und heute großartige Apnoetaucher sind. Sogar Personen mit einer Wasserphobie kann ich helfen. Ich habe lange als Therapeut in Kliniken gearbeitet. Mit den nötigen Informationen vorab, ein wenig Zeit alleine und dem Willen des Probanden ist es durchaus möglich, solche Ängste zu überwinden. Wasser kann Therapie sein – wenn du dich darauf einlässt.

evidero Redaktion
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