Low-Carb-Diäten sind mittlerweile schon Mode geworden. Überall findet man Rezepte ohne Kohlenhydrate. Was bringt es aber wirklich? evidero Bloggerin Clara-Sophie Zink hat eine Woche lang den Selbst-Test gemacht.
Wirklich, ich finde mich nicht dick. Trotzdem hatte ich neulich Lust, mir mal wieder etwas selbst zu beweisen, und versuchte mich an einer Diät. Wie lange würde ich das durchhalten? Für die Low-Carb-Diät sollte ich auf Kohlenhydrate verzichten. Ich sah Schokolade und Chips an mir vorüberziehen — eine Woche, maximal. Okay, fünf Tage — mehr traute ich mir zunächst nicht zu. Dafür würde ich mich auch mit zwei Kilos zufriedengeben.
Warum nimmt man bei Low Carb ab?
Allerdings traute ich der Theorie nicht ganz und informierte mich vorab. Es ist so: Unser Körper erhält seine Energie durch Einfachzucker im Blut, zum Beispiel Fructose oder Glucose. Sie können direkt mit der Nahrung aufgenommen werden. Vor allem Kohlenhydrate können dabei sehr einfach von unserem Verdauungssystem verwertet werden. Wenn wir also jeden Tag viele Kohlenhydrate, beispielsweise mit Kartoffeln, zu uns nehmen, bedeutet das für den Körper Energie, an die er leicht rankommt.
Nehmen wir nun aber nicht ausreichend viele Kohlenhydrate zu uns, so bleibt dem Körper nichts anderes übrig, als auf unsere Fettreserven als Energielieferanten zurück zu greifen — man nimmt also ab. Das klingt nicht nur vielversprechend, sondern auch einleuchtend, finde ich. Mein Entschluss steht fest — fünf Tage abnehmen mit der Low Carb Diät.
Und was ist jetzt mit der Mayonnaise?
Was darf man bei Low Carb nicht essen?
Welche Lebensmittel muss ich nun also weglassen? Süßigkeiten, Kartoffeln, Nudeln, Brot etcetera. Meine Stimmung verfinsterte sich, je länger diese Liste wurde. Vor allem die Süßigkeiten stellen eine Herausforderung dar. Fleisch, Eier, Gemüse, Käse und Nüsse sind dagegen in Ordnung. Immerhin auch ein paar Sachen, die mir schmecken.
Das erste Frühstück: Schon jetzt fehlen mir die Süßigkeiten, Konfitüre ist tabu. Aber ich bin vorbereitet und so schnell gebe ich nicht auf: Rührei und Speck auf einem kohlenhydratarmen Toastbrötchen. Es schmeckt ziemlich gut und der erste Hunger des Tages ist besiegt. Das war noch ziemlich einfach. Dazu gab es übrigens Kaffee mit Sojamilch und Süßstoff.
Zum Mittagessen habe ich dann ein Gericht aus dem Internet, gekocht: Schafskäse mit Gemüse. Damit es mir leichter fällt, muss die ganze Familie mitmachen. Denen schmeckt es , sogar meiner Schwester, die sich ansonsten hauptsächlich von Hot Dogs ernährt. Mir hingegen fehlte die Beilage, viel zu gesund war das.
Der erste Tag ohne Kohlenhydrate macht sich schon am Abend bemerkbar: Ich war nach jeder Mahlzeit satt, aber nicht vollgefressen. Ich hatte nicht wie sonst das Bedürfnis, nach dem Essen noch einmal rauszugehen und mich erst einmal zu bewegen. Es fühlte sich ein bisschen an, als würde etwas im Bauch fehlen — vielleicht kam das aber auch bloß aus meinem Kopf. Ich fühlte mich jedenfalls wohler als sonst.
Gibt es Low Carb Süßigkeiten?
Trotzdem: Das Problem blieb weiterhin mein enormer Heißhunger auf Süßigkeiten, vor allem auf Schokolade. Wie sollte ich das durchstehen? Verzweifelt durchwühlte ich mal wieder das Internet, bis ich auf eine Seite stieß, die sich schon rein optisch als meinen Retter präsentierte: „Soulfood- LowCarberia“. Dort lächeln mich bereits auf der Startseite Muffins, Cupcakes und Torten an. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen.
„Du achtest auf deine Figur? Ernährst dich kohlenhydratarm und eiweißreich? Du möchtest einfach leckere Cupcakes, Muffins & Co. nach Hause geliefert bekommen?“ Ja, denke ich, ja! Endlich. Mich versteht jemand.
Die Leckereien auf dieser Internetseite sollen angeblich perfekt für mich sein. Das behauptet zumindest Jasmin, die 25-jährige Inhaberin der Seite. Seit einem Jahr erfindet sie immer mehr Rezepte für Süßspeisen, die aus hochwertigen, aber kohlenhydrat-armen Zutaten bestehen. Ich will es unbedingt ausprobieren und scrolle mich schon längst durch die ansprechende Auswahl an Muffins im Onlineshop. Beim Blick auf den Preis wird mir allerdings ganz anders: Knapp drei Euro pro Muffin und Cupcake, dazu noch Versand. Das ist mir doch etwas zu teuer.
Glücklicherweise entdecke ich dann noch den Soulfood-Blog, in dem auch Rezepte zum selber machen zu finden sind. Das Brownie-Rezept sieht machbar aus. Ich nehme es mir als letzten Hoffnungsträger für den nächsten Tag vor.
Die Brownies lassen sich tatsächlich mit relativ wenig Aufwand zubereiten — ich brauche kaum Zutaten. Butter, Eier, weiße Schokolade und Nüsse lassen mich auf eine Süßigkeit hoffen, die mich etwas zufriedener stimmt. Das Ergebnis ist zwar keine Schokolade, schmeckt aber trotzdem ziemlich lecker.
Insgesamt ist die Low-Carb-Diät machbar. Es gibt viele leckere Gerichte, die man essen kann, und für Zwischendurch sind ein bisschen Käse oder ein paar Mini-Salamis voll okay. Für mich waren die Tage allerdings schwierig, da leider nicht einmal Obst erlaubt ist. Obwohl ich aber zum Beispiel auch sehr gern Nudeln esse, glaube ich, dass der Verzicht nicht so wehtut, wie es bei anderen Diäten der Fall ist. Mit etwas mehr Disziplin als ich sie an den Tag gelegt habe, kann sicher ein noch größerer Erfolg erzielt werden. Mir zeigt die Waage nach fünf Tagen jedenfalls anderthalb Kilo weniger an.
Weitere Informationen:
http://soulfoodlowcarberia.blogspot.de/