Das einfache Wort NEIN ist wie ein Befreiungsschlag. Dennoch tun wir uns oft unendlich schwer damit. Lieber gehen wir den Weg des geringeren Widerstandes und sagen allzu oft JA. Glücklich sind wir aber mit dieser Entscheidung nicht. Das Autoren-Duo Anja Förster und Peter Kreuz hat zu diesem Thema ein neues Buch herausgebracht: NEIN. Was vier mutige Buchstaben im Leben bewirken können. Für evidero haben sie eine kurze wunderbare Geschichte aus ihrem eigenen Leben aufgeschrieben, die Mut macht NEIN – und an der richtigen Stelle – JA zu sagen.
Ein Sushi-Restaurant in der U-Bahn-Station Ginza. Als wir neulich in Tokio waren, war das der vereinbarte Treffpunkt, um uns mit unserer Freundin Parissa zu treffen, die als Professorin in Japans Hauptstadt arbeitet.
Am Treffpunkt zeigt Parissa auf das Restaurant und fragt erwartungsvoll: „Habt Ihr schon von Sukiyabashi gehört?“ Nein, haben wir nicht. Was soll denn so besonders an diesem kleinen und unscheinbaren Sushi-Restaurant mit vielleicht zehn Sitzplätzen sein? Eines, das so aussieht, wie tausend andere in Tokio auch.
„Das ist das Sukiyabashi Jiro! Von Jiro Ono, dem Meister!“, klärt sie uns auf. Wir hatten bis dahin noch nie etwas von Jiro Ono gehört, aber als wir aus Japan zurück waren, brachte uns ein großartiger Dokumentarfilm auf die Spur. Schon der Titel ist klasse: „Jiro dreams of Sushi“. Und jetzt wissen auch wir: Das Restaurant hat drei Michelin-Sterne! Und der Chef und Inhaber Jiro gilt als der beste Sushi-Meister der Welt.
Vorbehaltlos zu seiner Leidenschaft stehen
Obwohl Jiro bereits 90 Jahre alt ist, arbeitet er bis auf sonntags jeden Tag der Woche in seinem kleinen Restaurant. Und das mit einer derartigen Passion, dass er – so sagt er – nachts sogar noch von Sushi träumt. Sein Beruf ist seine Leidenschaft.
Und obwohl er 90 Jahre alt ist, will er sich immer noch weiterentwickeln: „In meinen Träumen sehe ich Visionen großartiger Sushi. Du musst deinen Beruf lieben. Du musst in deine Arbeit verliebt sein.“
Jiro sieht sehr wohl Defizite und Probleme: sechs Tage die Woche arbeiten, ein winziges Restaurant mit vielleicht zehn Sitzplätzen – und die Lage in einer U-Bahn-Station ist auch nicht optimal. Aber er hat sich entschieden, jeden einzelnen Aspekt seiner Arbeit vorbehaltlos anzunehmen und damit jede Ausrede unmöglich zu machen. Er hat diese Entscheidung getroffen.
Entscheidungen treffen ohne Rückgaberecht
Und genau darum geht es: Bei allen Lebensentscheidungen, ob groß oder klein, das Rückgaberecht wegzulassen.
Damit meinen wir: Wer von vornherein das Rückgaberecht in seine Entscheidung einbezieht, wer die Tür nur angelehnt lässt, um sich Auswege und Ausreden offenzuhalten, wer sich nie vollständig auf seine Wahl einlässt, der wird auch nie wirklich Großes erleben. Der wird nie erfahren, wie es gewesen wäre, hätte er sich wirklich entschieden.
Das offene Hintertürchen führt nicht zum Ziel
Entscheiden mit Rückgaberecht, das ist so, als ob Sie beim Gelöbnis in der Kirche vor der versammelten Hochzeitsgesellschaft heimlich hinter dem Rücken die Finger kreuzen: gelogen!
Ein solches Entscheiden ohne wirklich zu entscheiden trägt eine sich selbst erfüllende Prophezeiung in sich: Alleine dadurch, dass Sie sich selbst von Beginn an die Chance geben, Ihre Entscheidung zu revidieren, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Sie tatsächlich unglücklich mit Ihrer Entscheidung werden, Ihre Meinung ändern und alles rückgängig machen wollen. Und zwar drastisch.
Denn das Schlupfloch „Zurück auf Start“ behalten Sie immer im Kopf. Sie lassen sich nie vollständig auf Ihre Wahl ein. Sie schleppen Ihren Zweifel immer mit. Und wenn dann Schwierigkeiten auftauchen, dann fragen Sie sich nicht, wie Sie die Schwierigkeiten überwinden könnten, sondern Sie fragen sich, wann der richtige Zeitpunkt zum Aussteigen ist.
Wer Entscheidungen trifft, schaut eher nach vorne
Würden Sie in schwierigen Zeiten die gleiche Energie aufwenden, um in der bereits endgültig entschiedenen Situation zurechtzukommen, dann würden Gehirn und Psyche automatisch dafür sorgen, sich dieser Situation schneller anzupassen – um eben zurechtzukommen. Mit anderen Worten: Sie schauen nach vorne und nehmen Einfluss auf Ihr Leben, um es weiterzuentwickeln, anstatt immer wieder zurückzufallen und von vorne zu beginnen.
Nein, Jiro Ono hat über mehr als nur Sushi gesprochen: Egal, was du machst – liebe es. Vorbehaltlos.