Daniela Borde, Vinyasa Yogalehrerin in Köln, erklärt uns heute, was Vinyasa Yoga eigentlich bedeutet. Und du kannst es auch gleich selbst ausprobieren: In ihrem Video stellt Daniela einen Vinyasa Flow vor, der dich sowohl ins Schwitzen bringt als auch entspannt. Die Sequenz ist für Yogis mit mindestens einem Jahr Erfahrung geeignet. Überfordere dich nicht: Höre auf deinen Körper und gönne dir genug Pausen, damit du dich nicht verletzt. Die evidero-Redaktion wünscht viel Freude beim Üben.
Yoga erfreut sich überall auf der Welt wachsender Beliebtheit. Doch bei so vielen verschiedenen Yogastilen kann man schon mal den Überblick verlieren. Und gerade Anfänger fragen sich sicher, welche Yogarichtung wohl die Richtige für sie ist. Ich stelle euch heute den Stil vor, der seit 2008 meine yogische Heimat ist: Vinyasa Yoga.
Hatha Yoga: Das Üben von Körperhaltungen
Dieser dynamisch-kaftvolle Stil ist eine Weiterentwicklung des klassischen Hatha Yoga. Hatha ist ursprünglich der Überbegriff von allen körperlichen Yogaformen, wird aber heute vor allem mit einem eher ruhigen Unterrichtsstil verbunden, in dem die Positionen nacheinander eingenommen und für mehrere Atemzüge gehalten werden. Demgegenüber verbindet der Vinyasa Yogastil die Bewegung mit dem Atem: Eine Bewegung pro Atemzug. Manchmal hört man auch den Begriff Vinyasa Power Yoga, wobei ich diese Bezeichnung etwas schwierig finde, da es im Vinyasa nicht nur um die Power, also die Kraft, sondern vielmehr um die Balance zwischen Ruhe und Anspannung, Kraft und Flexibilität und innerer Stille und Lebendigkeit geht.
Vinyasa Yoga: Kreatives und spielerisches Fließen durch die Haltungen
Der Begriff Vinyasa kommt aus dem Sanskrit. Die Vorsilbe „vi“ bedeutet “auf besondere Art und Weise“, „nyasa“ kann mit „etwas setzen, stellen, legen“ übersetzt werden. Vinyasa Yoga ist damit ein Stil, der frei und kreativ ist. Dadurch lässt er sich sehr gut an spezielle Bedürfnisse, Stimmungen und Emotionen anpassen. Die Praxis kann also je nach körperlicher oder seelischer Verfassung sehr kraftvoll und auspowernd sein oder eher ruhig und entspannend.
Der Körper: Die Verbindung von Atem und Bewegung
Der wohl entscheidende Unterschied zum traditionellen Hatha Yoga ist, dass im Vinyasa Atem und Bewegung harmonisch miteinander verbunden werden. Wir fliessen von einer Position zur nächsten. Da kann auch schon mal ein kleiner Tanz, ähnlich einer Choreografie, entstehen. Und es darf auch Musik eingesetzt werden um eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen. Die angewendete Yogaatmung heisst Ujjayi. Hierbei verschliessen wir die Stimmritze ganz leicht, so dass ein sanftes Rauschen in der Kehle entsteht, ähnlich dem Meeresrauschen. Diese Art der Atmung ist sehr viel kontrollierter und tiefer als unser normaler Alltagsatem. So ist es möglich jeder Bewegung während der Yogapraxis entweder eine Ein- oder Ausatmung zu widmen. Die Übergänge von einer Position (Asana) zur nächsten sind damit dynamisch fliessend und folgen immer dem Rhythmus deiner Atmung.
Der Geist: Der Fokus nach innen für mehr Ruhe und Konzentration
Du surfst mithilfe deines Atems durch die Yogastunde und findest durch diese Konzentration, durch den Fokus nach innen zu einem Ausgleich nach stressigen Situationen, beruhigst deinen Geist vor wichtigen Entscheidungen oder startest einfach frischer und achtsamer in deinen Tag. Wie bei allen Yogarichtungen ist die Aufmerksamkeit also nach innen gerichtet. Auf dich, auf deinen Körper. Auf deine Gefühle und Emotionen. Und das kann jede Yogapraxis einzigartig machen. Jeder Tag, jeder Moment ist neu.
Mehr Tiefe für die Gegenwart: Jeder Moment ist eine neue Erfahrung
Wenn wir es zulassen, wird uns bewusst, dass wir immer wieder andere Vorraussetzungen, neue Erfahrungen und Erlebnisse mit auf unsere Yogamatte bringen. Das kann eine spannende Reise näher zu unserem Selbst sein, denn dieser Blick nach innen geht in unserem hektischen Alltag voller Programm und To-Do-Listen schnell mal unter. Man hat dann das Gefühl ein bisschen neben sich zu stehen. Und das tut auf Dauer einfach nicht gut. Yoga kann uns helfen unserem Leben mehr Tiefe zu geben. Es erinnert uns an die Bewusstheit unseres Selbst. Das ist es, was Yoga so wertvoll macht.
Bewusstes Training für Körper und Geist setzt Energien frei
Vinyasa Yoga ist unter anderem deshalb so beliebt, weil wir nach einer guten Yogastunde nicht nur unseren Geist beruhigt haben, sondern auch unseren ganzen Körper mobilisiert, gespürt und gekräftigt haben. Physische und psychische Blockaden können gelöst werden und das setzt neue Energien frei. Ein sportliches Workout wird dadurch unnötig, da Yoga ganzheitlich wirkt. Nicht nur unser Geist wird trainiert, sondern gleichzeitig jeder Muskel unseres Körpers. Je nach Level kann man dabei ganz schön ins Schwitzen kommen.
Vom Alltag abschalten und Ruhe finden
Dynamisch fließendes Yoga ist gleichzusetzen mit einem Ganzkörpertraining – mit dem großen Unterschied, dass wir auch unserem Geist etwas zu tun geben. Manchmal mehr. Manchmal weniger. Am Ende einer Yogastunde fühlen wir uns aber in jedem Fall revitalisiert, frischer und entspannter als vorher. Und das Wichtigste: Unser Verstand konnte sich von unseren vielfältigen, zum Teil nervenaufreibenden Alltagsaufgaben erholen. Dadurch, dass wir bewusst ins Spüren gehen, ins reine Wahrnehmen und unser ständiges “Denken” ein wenig pausieren lassen, wird unser Bewusstsein klarer, ausgeglichener und damit ruhiger. Ein guter Yogalehrer erinnert dich immer wieder genau daran, den Fokus bei dir zu halten, das Gedankenkarusell mal abzuschalten. Es ist also kein Fitnessprogramm, bei dem wir uns einfach auspowern, sondern geht viel tiefer.