Die Zukunft des Verkehrs liegt ganz sicher nicht in Benzin- oder Diesel-Autos. Aber liegt sie im Elektrofahrzeug? Schließlich muss der Strom, der das Fahrzeug antreibt, ja auch irgendwo herkommen. Ganz so einfach ist das nicht zu beantworten und darum hat evidero-Blogger Volker Eidems sich näher mit dem Thema auseinander gesetzt.
Geräuschlos schwebt die silberne Kapsel dahin, ein einfaches Magnetfeld hält sie in der Schwerelosigkeit. Die Mobilität der Zukunft ist immer wieder Stoff für Science-Fiction-Fantasien, entsprechend fantastisch die Umsetzung. Uns kleinen Erdenbürgern würde nachhaltige Mobilität ja schon genügen, die Herausforderung ist groß genug.
Die Suche nach Antriebsform und Herkunft der Energie losgelöst voneinander anzugehen, scheint mir aber zu einfach. Effiziente Energienutzung muss im Vordergrund stehen. Neben Elektroautos werden Elektrofahrräder, -roller und -motorräder den Individualverkehr ergänzen. Denn die Fahrzeuge der Zukunft müssten auf jeden Fall leichter werden. Ein Golf V wiegt heute rund 300 Kilogramm mehr als ein VW-Käfer, der seinerzeit sicherlich nicht gewichtsoptimiert war. Wozu 300 Kilogramm Material spazieren fahren? Das mag sich der ein oder andere auch in Zukunft leisten können und wollen, und seinen Geländewagen behalten; in der Gesellschaft wird es aber vermutlich großen Ärger geben, wenn ein Windpark die Sicht versperrt – nur damit der Nachbar sein SUV betanken kann.
E-Mobile nicht automatisch besser
Wo auf Bordelektronik verzichtet werden kann, wird dies unvermeidbar sein – was natürlich schwierig ist. Über Jahre hinweg haben die Hersteller die Autofahrer verweichlicht: Wer das Licht anlässt, erntet ein Piepen, statt reiner Abwärmeheizung gibt es die Klimaanlage serienmäßig – all dieser Komfort wird auf dem Prüfstand stehen. Schon in den 90ern zeigte Greenpeace an dem getunten Twingo SmILE, dass das Drei-Liter-Auto machbar wäre. Eine ähnliche Aktion wird auch das Elektroauto durchlaufen, wenn seine Effizienz nicht verbessert wird. Der ADAC hat seinen „EcoTest“ Anfang des Jahres erweitert und verschärft. Im Ranking gewinnt zwar ein Elektroauto, die Bestnote von fünf Sternen erhält aber kein einziges Fahrzeug. Schmerzhafte Erkenntnis: In der CO2-Bilanz halten sich benzinbetriebene und Elektro-Fahrzeuge die Waage.
Auch wenn von ADAC bis Öko-Institut den aktuellen E-Fahrzeugen vergleichbar schlechte Noten eingeräumt werden wie fossilen Dieseln oder Benzinern: Eine Alternative zu neuen Antriebsformen sind Letztere nicht, denn das Erdöl wird eines Tages versiegen, nachdem es erst mal zu teuer wurde und für wichtigere Dinge eingesetzt werden musste. Neben der Fokussierung auf Elektromobilität in einem Automobil, wie wir es aus dem letzten Jahrhundert kennen, muss aber die Suche nach anderen, besseren oder zumindest ergänzenden Lösungen weitergehen. Das können Biokraftstoffe der zweiten und dritten Generation sein, bei denen nur organische Reststoffe für die Energieproduktion verwendet werden. Das kann aber auch synthetisches Erdgas sein, das durch Methanisierung aus Wasserstoff und CO2 gewonnen wurde, und das in Erdgasautos ebenso eingesetzt werden kann wie in jedem nachgerüsteten Benziner. Und daneben fahren die vielen Nischenlösungen wie Velomobile, Elektroroller und natürlich auch das gute alte Fahrrad – von Bussen und Bahnen ganz zu schweigen.
Mobilität braucht mehr als eine Parkplatzgarantie
Kanzlerin Merkel will Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität machen, mir wäre ein Leitmarkt für Mobilität lieber. Lösungen für die Infrastruktur zum Laden der Akkus fressen gerade die Energie der Teilnehmer an der Nationalen Plattform für Elektromobilität (NPE). Doch selbst wenn diese netzgebundene Hightech-Lösung dann im dicht besiedelten, gut ausgebauten und vor allem reichen Deutschland funktioniert, muss sie noch lange kein Exportschlager werden. Die Automobilindustrie hat sich jahrelang auf ihrem Premiumstatus „Germany“ ausgeruht, es ist an der Zeit nicht länger nach mehr Geld zu rufen, sondern endlich Lösungen zu präsentieren, die alltagstauglich sind. Den Menschen für teures Geld ein Auto mit Parkplatzgarantie (so eine Überlegung der NPE) anzudrehen, mit dem sie aber nach 100 Kilometern auf der Strecke liegenbleiben, gehört sicher nicht dazu.