Wer Gedanken lesen kann, der verfügt sozusagen über zauberische Fähigkeit – und Mimik zu entschlüsseln ist beinahe wie Gedanken lesen. Darüber haben wir schon im letzten Teil dieser kleinen Reihe gesprochen. Wer die Mimik des Gegenübers wahrnehmen, lesen und entschlüsseln kann, der kann aufmerksamer und empathischer mit seinen Mitmenschen kommunizieren. Heute wollen wir uns speziell die Mimik der Emotion “Freude” ansehen.
Wir haben uns angewöhnt, uns dem Kollektiv anzugleichen, auch wenn wir in unseren Breitgraden sehr viel im Egoismus leben. Trotz allem stellt unsere Gesellschaft Anforderungen an uns und um nicht allzu sehr aus dem Raster zu fallen oder unangenehm aufzufallen, gibt es gesellschaftliche Gepflogenheiten.
Nicht immer sind diese angemessen oder gar hilfreich, aber dennoch haben sie sich eingebürgert. Wer kennt das nicht, dass man morgens auf dem Flur im Büro gefragt wird: “Wie geht’s?“ Und sollte man je auf die Idee kommen und eine ehrliche Antwort geben wollen, so stellen wir fest, dass unser gegenüber die Flucht ergreift, noch bevor wir mit unseren Schilderungen begonnen haben.
Was ist ein unechtes Lächeln?
Die wenigsten Menschen meinen diese und ähnliche Fragen wirklich ernst und so haben wir es uns angewöhnt, eine gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Wenn das Interesse der Menschen eine Floskel geworden ist, dann reagieren wir irgendwann entsprechend.
Unser Gehirn und vor allem der für die Emotionen zuständige Bereich gibt uns dann zu verstehen, dass er hier besser ist, etwas zu zeigen, was sich in der Fachsprache „soziales Lächeln“ nennt. Hier passiert mimisch folgendes:
Die Mundwinkel gehen nach oben und je nachdem wie weit diese nach oben gehen entsteht eine Fältchenbildung um die Augen herum, weil sich durch die hochgeschobenen Mundwinkel der Bereich der Wangen nach oben schiebt.
Dies kannst du sehr gut einmal vor dem Spiegel ausprobieren: hinstellen und Mundwinkel nach oben. Mal ein bisschen, mal stärker.
Nun gilt es darauf zu achten, wie sich das anfühlt. Stellt sich ein freudiges Gefühl ein? Im Regelfall wird dies nicht so sein, denn echt erlebte Freude sieht anders aus.
Woran erkennt man ein echtes Lächeln?
Wenn wir uns wirklich freuen, dann strahlen die Augen. Die Augen lachen bei echt erlebter Freude mit. Ein zuverlässiges Zeichen für echte Freude ist das „Anspringen“ des Augenringmuskels. Was bedeutet das im Klartext?
Um das Auge herum ist ein kreisförmiger Muskel und wenn dieser kontrahiert – also sich zusammenzieht, dann senkt sich die Deckfalte des Auges ab. Dadurch entsteht das Mitlachen der Augen und diese Muskelbewegung ist zuverlässig, um ein Lachen, das der echt erlebten Freude entspringt, von einem sozialen Lächeln zu unterscheiden.
Kann man ein echtes Lächeln vortäuschen?
Jetzt fragst du dich vielleicht, warum wir dann nicht einfach unsere Augen mitlachen lassen, um anderen weiszumachen, dass wir uns richtig freuen und froh und glücklich sind? Die Antwort lautet: nur 10% aller Menschen können diesen Muskel bewusst kontrahieren lassen, um echt erlebte Freude zu simulieren.
Unsere mimische Muskulatur ist direkt mit unserem Emotionszentrum, also dem limbischen System im Gehirn verdrahtet. Daher zeigen wir unsere Gefühle im Gesicht. Diese Verdrahtung ist aber keine Einbahnstraße, sondern funktioniert eben auch in die andere Richtung.
Das bedeutet, dass sich bei den Menschen, die das Anspringen des Augenringmuskels willentlich beeinflussen können, dann auch das Gefühl der echten Freude einstellt. Bei uns anderen fehlt hingegen der zuverlässige Impuls und das reine Hochziehen der Mundwinkel alleine gibt dem Gehirn einen unvollständigen Impuls.
NEU bei evidero - anders arbeitenEntdecke Jobs & Unternehmen, die dich zeitlich und örtlich flexibel arbeiten lassen, deine familiäre Situation berücksichtigen und/oder deinem Verständnis von Sinnhaftigkeit, Zweck und Nachhaltigkeit von Arbeit entsprechen.Unechtes Lächeln macht nicht glücklicher – echtes Lächeln aber schon
Insofern haben Studien auch ergeben, dass Menschen, die von Berufs wegen häufig ein soziales Lächeln zeigen, eher depressiv werden, als dadurch glücklich zu werden. Am besten ist es daher, genügend freudige Situationen herbeizuführen, in denen man „richtig“ lachen kann. Sollten diese fehlen, dann kann man sich in der Welt umschauen.
Kinder bringen einen oft zum Lachen oder ein guter Witz und auch lustige Episoden in den sozialen Netzwerken oder auf Facebook. Die Spiegelübung kann auch hier helfen oder die Selbstauslöser Funktion der Handykamera.
Schau dich an wie du aussiehst, wenn du nur die Mundwinkel nach oben ziehst und wie du im Unterschied dazu aussiehst, wenn deine Augen freudig mitlachen.
Echtes Lachen erkennen und empathischer werden
Wenn du mit geübtem Auge den Unterschied bei dir selbst erkennst, dann kannst du auch im Alltag bei anderen den Unterschied wahrnehmen und somit auch den ersten Schritt bei Flurgesprächen machen, um diesen mehr Wertigkeit zu geben. Oder die „WiegehtsDir- Frage“, so sie denn nicht ernst gemeint ist, mit zu eliminieren.
Denn genau hier liegt der Schlüssel zur Zauberei! Empathie entsteht durch Schärfung der Wahrnehmung und durch das Wissen, was das Wahrgenommene bedeuten kann.
Ein empathisches Miteinander wirkt sich positiv auf die Gesprächskultur aus und das wiederum entstresst und beugt vielen Konflikten vor!
Weniger Konflikte und weniger Stress im Alltag tragen dann wiederum Sorge dafür, dass du dir selbst weniger Energie raubst und somit auch mehr auf dich und deine Gesundheit achten kannst, denn echt erlebte Freude, die mit Lachen einhergeht, unterstützt diesen Prozess mannigfaltig.
Und nun wünsche ich dir viel Erfolg beim glücklich machenden Lachen und deinen ersten magischen Schritten des Gedankenlesens.