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Durchsetzen im Job: Wie sich Frauen besser im Job durchsetzen können

Männer kommunizieren anders als Frauen. Die gute Nachricht ist: Frauen können Männer leichter manipulieren. Und so geht´s!
von Fred Maro
So können sich Frauen im Job durchsetzen© nd3000 - Fotolia.com

Nur wer die Unterschiede in der Kommunikation bei Männern und Frauen kennt, kann sie souverän und virtuos nutzen, um in der männlichen Berufswelt voran zu kommen. Wir haben dazu Fred Maro befragt, der Frauen in Führungspositionen coacht.

Frauen und Männer reden anders

evidero   Kommunizieren Frauen anders als Männer?

Ja! Und das hat vielfältige Ursachen. Von den Ur-Verhaltensweisen sind wir immer noch Tiere, Rudel-Tiere um genau zu sein. Also Tiere, die in Gemeinschaft mit hierarchischer Ordnung leben. Dazu gehört, dass wir Männer versuchen, unsere Position sehr schnell und vehement abzustecken und zu klären. Da heißt es: „Mein Haus, mein Pferd, meine Pferdepflegerin“.

Bei Frauen ist der Positions-Abgleich im Rudel verdeckter und längerfristiger angelegt. Aus diesen alten Rudelmechanismen resultieren auch unterschiedliche Formen miteinander zu kommunizieren und mit dem anderen Geschlecht zu kommunizieren. Wir Männer sind sehr direkt, undiplomatisch und in Frauenaugen plump. Frauen haben eine eher verklausulierte Ausdrucksweise, mit der wir Männer ernste Probleme haben.

 evidero   Das klingt etwas abstrakt. Haben Sie dazu ein Beispiel?

Ein Mann sagt zu seiner Frau: „Du, ich möchte am Wochenende gerne mit meinen Freunden um die Häuser ziehen“. Sie antwortet: „Na, wenn du meinst, dass du das tun musst, dann tu’ das.“ Damit meint sie eigentlich: „Nein!“ Seine männliche Denke versteht aber diese Metaebene nicht und schon haben wir ein klassisches Missverständnis.

Bessere Karrierechancen für Frauen

evidero   Wie können sich Frauen besser behaupten?

Wenn Frauen in Männergruppen vorstoßen, versuchen sie viel zu früh, diesen Gruppen ihren eigenen Stempel aufzudrücken, statt erst einmal zu schauen, wie dieses Spiel funktioniert. Also, wer hat da welche Seilschaften, wie ist denn die Rangordnung unter den Kerlen? Sie fangen zu früh an, eine Dominanz in diesen Männerkreisen zu entwickeln. Mit der Folge, dass die Männer sich solidarisieren und sie ausbremsen.

Der zweite Punkt ist, dass wir Männer uns oft etwas undiplomatisch oder gar rüde ausdrücken. Wir Männer können untereinander sehr gut damit umgehen. Frauen fühlen sich durch unsere Art nicht selten brüskiert. Zum Beispiel: „Na, liebe Frau Kollegin, heute wieder leicht unpässlich? Schlechtes Wochenende gehabt?“

Frauen blockieren bei solchen flapsigen Bemerkungen schnell und lassen die Rollläden herunter. Damit schließen sie sich aber von der weiteren Kommunikation aus und die Männer machen das alleine unter sich aus.

evidero   Also was muss Frau anders machen?

Das Rezept ist ganz einfach: Statt die Rollläden runter zu fahren, in die Frageposition gehen! „Oh das ist aber ein interessanter Gedanke, woran machen Sie das fest?“ Und schon steuert sie das Gespräch. Die Frau hat die gelbe Karte gehoben und die Frau kann lächeln!

Wenn sie das zwei bis drei Mal macht, dann wird der Kollege nicht mehr mit blöden Bemerkungen kommen. Wer antwortet, liefert Daten, wer fragt, bekommt Daten. Und solange Sie ein Gespräch aus der Frageposition führen, leiten Sie ein Gespräch — privat oder beruflich.

Sie können mit wenig Übung eine komplette Diskussion aus der Frageposition führen. Dadurch haben sie die Möglichkeit, jedes Gespräch zu steuern. Das ist das einfachste Rezept. Das muss man nur üben.

So können Frauen sich durchsetzen

evidero   Was raten Sie Frauen darüber hinaus noch?

Heute drängen Frauen in Führungspositionen. Das ist auch gut so. Noch sind es zu wenige. Aber der Urmechanismus wird dadurch auf den Kopf gestellt. Denn der heißt: Frau führt nicht Mann, sondern Mann führt Frauen — im Rudel. Dann versuchen Frauen oft ihre Ansichten mit Druck durchzusetzen und stoßen damit auf massive Widerstände bei den Männern. Das funktioniert nicht.

Aber wir Männer haben eine große Schwäche: Wir protzen gerne. Wir klopfen gern, wir trommeln gern. Und wenn zu uns eine Frau kommt und sagt: Jungs ich habe ein Problem. Ich brauche eure Hilfe. Dann schalten 90 Prozent der Männer sofort auf den Punkt um: O.K., wo steht die Waschmaschine, die wir weg tragen sollen. Das funktioniert auch wunderbar im Beruf.

Wenn ich heute eine Frau in einer Führungsposition bin, dann muss ich nur den Weg gehen den Beschützer- oder den Hilfe-Instinkt von Männern unter mir auszuloten. Die helfen! Das habe ich noch nie anders erlebt. Die Frauen, die gut mit Männern umgehen wollen, die lassen die Jungs kommen. Die geben ihnen Ziele vor und sagen: Meine Herren enttäuschen Sie mich nicht. Das ist ein Satz, auf den jeder Mann reagiert.

evidero   Das klingt recht zeitintensiv. Sie sagten doch mit Männern muss man klar und direkt reden…

Nicht von Frau zu Mann! Das geht nur von Mann zu Mann. Das ist der Punkt. Wir reden ja über bilaterale, geschlechterübergreifende Kommunikation. Natürlich kann das auch mal funktionieren, aber die Wahrscheinlichkeit ist geringer. Wenn Sie als Frau einen Mann dazu bringen wollen, Ihrem Weg zu folgen, und es ist ein Weg, den er nicht möchte, dann tun Sie sich am leichtesten, in dem Sie ihn dazu bringen, dass er selber die Idee hat.

Da hängt wieder der Rudel-Mechanismus drin: Ich bin der tolle Löwe. Ich habe die Idee. Ich bin der Coole. Dass er nun eine Idee hat, die Sie schon längst hatten, kann Ihnen doch egal sein. Hauptsache er geht diesen Weg. Da sind wir wieder an dem Punkt, an dem Frauen wesentlich leichter kommunikativ manipulieren können als Männer. Sie müssen nur wissen, wie!

Die Fragen stellte: Nadja Gawrisewicz

 

Experte: Fred Maro
Der Österreicher Fred Maro lebt seit längerem bei Köln. Er berät seit mehr als 25 Jahren international Politiker und Spitzenführungskräfte in Kommunikations- und Präsentationsfragen. Als Coach ist Fred Maro weltweit einer der wenigen Männer, die gezielt Frauen in Führungspositionen beraten...