UND JETZT RETTEN WIR DIE WELT ist eine private, nicht-kommerzielle Initiative für alle, die nichts geringeres zum Ziel haben, als Lösungen für die individuelle, spirituelle, soziale und ökologische Krise unserer Zeit zu finden. Gegründet wurde sie von den beiden Hamburger Journalisten und Buchautoren Ilona Koglin und Marek Rohde. Die beiden haben einen Traum: Möglichst viele Menschen zusammenzubringen, die sich gegenseitig unterstützen, um unsere Welt positiv zu verändern. Das Autorenteam hat nun die Grundidee der Initiative in ein ansprechend aufbereitetes Buch übertragen, das uns als praktischer Begleiter für unsere Reise in eine bessere Welt dienen kann.
Das Interview führt Annette Coumont
Willst du die Welt verändern,
dann verändere dein Land.
Willst du dein Land verändern,
dann verändere deine Stadt.
Willst du deine Stadt verändern,
dann verändere deine Straße.
Willst du deine Straße verändern,
dann verändere dein Haus.
Willst du dein Haus verändern,
dann verändere dich.Laotse (chinesischer Philosoph, 6. Jahrhundert v. Chr.)
Liebe Frau Koglin, lieber Herr Rohde, Sie haben eine Initiative gegründet, die nicht weniger will, als die Welt zu retten. Können Sie uns die wesentlichen Inhalte und Ziele Ihrer Initiative UND JETZT RETTEN WIR DIE WELT! darstellen?
Mit dem „wir“ in Und jetzt retten WIR die Welt! meinen wir natürlich nicht uns persönlich. Sondern uns alle. Wir haben uns in den letzten Jahrzehnten als Menschheit mehr und mehr um uns selbst gedreht, haben auf Technik, Wachstum und Wettbewerb gesetzt. Doch die Folgen können wir heute nur zu deutlich sehen: Sie schaden uns persönlich, der Gemeinschaft und insbesondere unserem Planeten. Es wird Zeit, dass wir ein neues Kapitel aufschlagen.
Viele halten diese Aufgabe für zu groß, doch die Chancen, die Welt zu retten, waren noch nie so gut wie heute. Was fehlt, ist eine freie Bewegung, die kooperativ, konkurrenz- und geldfrei neue Wege erprobt. Wir können aus der Weisheit der Vielen schöpfen und unser aller Kraft darauf verwenden, endlich Lösungen zu schaffen, anstatt uns von den Problemen abzulenken.
Ist die Welt noch zu retten?
Der Anspruch klingt für viele erst mal sehr idealistisch. Wie realistisch ist es denn, dass wir dazu beitragen können, die Welt zu verändern?
Wir verändern die Welt mit allem was wir tun und was wir lassen. Mit unserer Lebensart, unserem Konsumverhalten, unserer Beziehung zur Natur, zur Tier- und Pflanzenwelt verändern wir die Welt bereits. Unsere und die vieler anderer Mitgeschöpfe. Und das mit jeder Entscheidung. Ist es nicht unrealistisch zu glauben, dass wir es nicht tun würden?
Die Frage ist, ob wir sie zum Guten oder zum Schlechten verändern. Ob wir meinen, dass wir von der Welt unabhängig sind oder über ihr stehen. Dass sie ein feindlicher Ort ist. Dass wir die Natur einhegen, nutzbar und rentabel machen müssen – und das um jeden Preis. Natürlich schwingt ein Ideal bei uns mit. Doch dieses ist, so scheint es uns, in jedem Individuum angelegt: Jedes Wesen will seinen Platz im Leben, sich ernähren, will Gemeinschaften bilden, kommunizieren und sich entfalten, um ein gutes Leben zu führen.
Seit kurzem ist Ihr neues Buch zur Initiative im Handel. Im Untertitel steht, es ist ein “Handbuch für Idealisten und Querdenker”. Wen genau sprechen Sie mit ihrem neuen Buch an?
Das Buch wendet sich an alle Menschen, die in sich den Wunsch nach Veränderung verspüren. Die für sich persönlich, für uns als Gemeinschaft oder auch das ökologische Ganze einen positiven Wandel wünschen. Menschen, die genau diese Ideale bei sich eingeschränkt sehen und überlegen, woran das liegt und was sie tun können. Menschen, die die Welt positiv verändern wollen, und konkrete Schritte suchen, um aktiv zu werden.
Menschen, die gesünder leben wollen und eine Verantwortung ihrer Umwelt gegenüber verspüren. Und nicht zuletzt Menschen, denen es einfach gut tut zu sehen, wie viele andere Menschen bereits auf dem Weg sind. Denn auch wenn wir oft nicht so häufig hinschauen – es gibt genauso viele positive Entwicklungen wie negative.
Quelle: Buch-Trailer: Und jetzt retten wir die Welt von Ilona Koglin bei Vimeo
Die Welt verändert man am besten Schritt für Schritt
Laotse soll uns in sechs Schritten auf unserer Reise begleiten. Warum versinnbildlicht vor allem dieser chinesische Philosoph aus dem 6. Jahrhundert vor Christus die Reise der Veränderung unserer Welt?
Wir haben uns darüber gewundert, dass so viele kluge Köpfe, wirklich weise Menschen uns über Jahrtausende mahnende und ermunternde Botschaften überbracht haben – die wir nicht befolgen. Wir schreiben sie gern auf einen Kalender oder posten sie bei Facebook. Was aber wäre, wenn wir diesen weisen Spruch Laotses tatsächlich befolgen würden? Schritt für Schritt. Mensch für Mensch. Tag für Tag. Wären die Folgen nicht enorm?
Wir haben der Initiative deshalb einen Rahmen gegeben, einen Ablauf und Richtungssinn. 18 Monate werden wir uns auf eine Reise begeben. Eine Expedition die gleichsam Gedankenreise, Diskussionsfaden und praktischer Richtungsweiser ist. Unser Ziel ist es, möglichst viele Menschen zu ermuntern, diese Reise – oder einen Teil von ihr – mitzumachen.
Sie gehen in ihrem wirklich sehr ansprechend und übersichtlich gestaltetem Buch spielerisch vor und eröffnen bereits auf der ersten Umschlagseite das Spiel zur Reise in eine bessere Welt. Wo haben Sie den Ernst der Weltlage versteckt?
Die Welt ist das, was wir aus ihr machen. Wenn wir uns mal an unsere Kindheit erinnern – die Zeit, in der uns alles möglich schien und wo wir diese Welt als ein faszinierendes Experiment betrachtet haben –, dann stellen wir häufig fest, dass wir das kindliche Staunen, das Zutrauen zu unserer Umwelt, das Spielerische und Überraschende immer mehr zugunsten unseres Minimax-Denkens aufgegeben haben. Wir taxieren und wägen ab. Wir investieren Zeit, Gefühle oder Vertrauen so, dass wir möglichst viel dafür zurück bekommen.
Wir haben unser Leben zu einer ernsten Angelegenheit gemacht und tief im Inneren bedauern wir das. Das Buch soll die Leser mit den wahrlich großen Problemen nicht erschlagen, sondern sie genau da abholen, wo sie sich das kindliche Staunen und spielerische Entdecken zugestehen dürfen. Deswegen hat es diese Struktur, ist bunter als andere Bücher, besteht aus vielen kleinen Aspekten, Ideen, Vorschlägen und Ermunterungen. Wer aber genauer rein liest, entdeckt natürlich auch sehr viele ernste, tief gehende Themen.
Wie können wir mit diesem Buch umgehen, wie können wir es nutzen, um unseren Teil der Veränderung in diese Welt zu tragen?
Zunächst einmal ist es wichtig, sich von dem Druck frei zu machen, alles auf einmal regeln zu wollen. Dem Gefühl, vor einem gigantischen Berg zu stehen. Der Angst zu scheitern. Wir bieten gleich drei Wege an: Erstens kann man das Buch immer mal wieder zur Hand nehmen. Man kann darin zu 18 Themenbereichen Tipps finden, Links zu anderen Gruppen und informativen Seiten im Netz. Man stöbert und lässt sich inspirieren.
Der zweite Weg führt über den Fließtext. Hier beschreiben wir unsere eigenen Rechercheergebnisse, Erfahrungen und Erlebnisse, lassen aber auch viele spannende Menschen zu Wort kommen. Und zuguterletzt regt es zum Mitmachen an. Insgesamt 72 konkrete Aktionen, Anleitungen um im Alltag mit einem öko-sozialen Lebensstil zu experimentieren und so Schritt für Schritt die eigene Welt zu verändern.
Veränderung beginnt immer bei sich selbst
Warum müssen wir, um die Welt zu verändern, von der Vogel- in die Froschperspektive zurückkehren – also zunächst uns selbst ändern, bevor wir die äußeren Umstände ändern können?
Das Buch beginnt mit einem Kapitel, in dem es um unsere innere Haltung geht. Denn mit dieser beginnt alles. Wie sehen wir uns selbst, wie andere Menschen, Tiere, Pflanzen und wie die Welt als Ganzes? Diese Frage ist sehr entscheidend für alle weiteren Schritte. Wenn wir uns nicht selbst reflektieren können, uns die Möglichkeit fehlt, unser Denken und Handeln zu hinterfragen, wie soll uns dies mit der Umwelt gelingen?
Wenn wir die Welt da draußen nicht mögen, unser Leben als einen Kampf verstehen und andere Menschen als Konkurrenten; wenn wir Angst haben, unglücklich sind, einsam oder voller Wut; wenn uns der Sinn im Leben fehlt – wie wollen wir da etwas Positives bewegen? Das genau ist der Kern von Laotses Spruch. Willst du die Welt verändern, dann beginne bei dir selbst. Und dann kann dein Haus, deine Straße, deine Stadt, dein Land und schließlich sogar die ganze Welt folgen.
Welche Einsichten und Erkenntnisse muss ich haben, um mich zu verändern?
Die erste Einsicht könnte sein, dass wir alle – auch wenn wir das nicht gerne hören – unvollkommen sind. Dass wir uns im Grunde alle durch unser Leben tasten, dass niemand genau um die Geheimnisse der Welt weiß, dass wir rätseln, woher wir kommen und wohin wir gehen. Dass wir nur einen kleinen Ausschnitt der Welt da „draußen“ mitbekommen, weil unsere Sinne nun mal eingeschränkt sind. Und trotzdem Vertrauen können. Dass ein wesentlicher Schlüssel darin liegt, eben dieses Grundvertrauen zu entwickeln, aber auch um die menschlichen Schwächen zu wissen.
Dass wir die Härte, mit der wir uns selbst betrachten, weil die Gesellschaft dies von uns zu fordern scheint, erkennen und in Frage stellen. Dass wir das Leben, unsere Fortschritte und uns selbst mehr genießen und feiern können. Dass wir bereit sind zu experimentieren und uns aus der Komfortzone wagen. Und das es vollkommen in Ordnung ist, dabei in kleinen Schritten zu gehen und jede Menge Fehler zu machen.
Meinung hat jeder, doch Haltung haben wenige. Aber nur durch Haltung erlangen wir Sinn, Mut und Zuversicht für eine bessere Welt – Welche Kriterien gibt es, um Sinn im Leben zu finden?
Prof. Dr. Tatjana Schnell, die wir für das Buch interviewt haben, erforscht den Lebenssinn. Sie hat uns von den vier Sinn-Kriterien erzählt, die gegeben sein müssen, damit wir unser Leben als sinnvoll erachten:
- Der Kohärenz: Dem Gefühl, dass die Teile unseres Lebens, Arbeit, Privates, Werte und Ziele zusammenpassen.
- Die Wirkung: Wir müssen erkennen, dass unser Handeln Konsequenzen hat und nicht bedeutungslos ist.
- Orientierung: Wir brauchen ein Ziel, um Sinn zu erleben.
- Zugehörigkeit: Erst wenn wir Teil eines Größeren sind, Familie, Freunde, eine Gemeinschaft, der Gesellschaft oder Berufsgruppe, fühlen wir uns eingebettet.
Genau darum ist der soziale Zusammenhalt, den wir als Initiative fördern wollen, so wichtig.
Eine letzte Frage und Ihr Tipp für unsere Leser: Wie fangen wir am besten mit der Veränderung an?
Loslassen und genießen. Denn jeder Schritt, jeder Erfolg, jede Erkenntnis lässt uns wachsen (auch die Fehler!). Und obendrein zeigen sie uns, dass unser Leben eine Richtung bekommt. Vielleicht wissen wir nicht genau, wohin sie uns führen, doch was wir wissen ist, dass wir nicht mehr auf der Stelle treten. Genau dieses Gefühl versuchen wir auch mit unserer Internet-Plattform zu fördern.
Hier geht es darum, sich als eine Gemeinschaft zu begreifen. Eine Bewegung im wahrsten Sinne des Wortes. Sich mit anderen auszutauschen, sich gegenseitig zu unterstützen und sich gemeinsam in Bewegung zu setzen. Unser Ziel ist es, bis Juni 2018 insgesamt 1000 Videobotschaften zu sammeln, die diesen Wandel dokumentieren. Die zeigen, welch riesige Potenziale in uns stecken, wenn wir bereit sind, dies bei uns und anderen zuzulassen. Der Weg ist das Ziel. Und dieser beginnt immer mit dem ersten Schritt. Egal wie klein dieser ist.
Liebe Frau Koglin, lieber Herr Rohde, vielen Dank für das Interview!