Die Artischocke (Cynaracardunculus, Syn. Cynarascolymus) ist eine distelartige, kräftige Kulturpflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Berichte über den Verbrauch von unreifen Artischocken-Blütenknospen sind schon aus der Zeit des alten Ägypten und Rom bekannt. In der klassischen Antike bei Griechen und Römern galt die Blütenknospe als Delikatesse.
Als wärmeliebende Pflanze wurde die Artischocke von den Arabern über die iberische Halbinsel nach Europa gebracht und von Spanien und Portugal aus wurde sie im 15. Jahrhundert in Mitteleuropa kultiviert. Sie wird heute in Mittel- und Südeuropa, Nordafrika, Südamerika und in Kalifornien in Kulturen angebaut.
Die Artischocke wurde schon in der Antike als Heilpflanze genutzt
Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. war die Artischocke als Heil- und Nahrungsmittel verbreitet. In einer Übersicht über die Heilwirkungen der Artischocke findet sich die Aussage: „Es nimmt nicht wunder, dass diese Blütenknolle zur ausgesprochenen Tafelfreude der Römer wurde, denn sie erkannten bereits, dass sie die Verdauungssäfte zum Fließen bringt.“ Auch die Araber, den Römern in Spanien nachfolgende Kulturträger, führten den Saft der Blätter gezielt medizinischen Zwecken zu.
In Deutschland publizierte Hieronymus Bock 1630 eine ausführliche Beschreibung: “Dienet derhalben zu der verstopfften Lebern und Nieren zu der Gälsucht und Wassersucht”.
Aus der Überlieferung und den Lobgesänge lateinischer Dichter wurde die Artischocke damals auch zu einer viel gepriesenen Heilpflanze der alchemistisch medizinischen Literatur. So erwähnt das Herbario Del Durante von 1667 unter anderem eine Testmethode aus vier Unzen Blätterextrakt für Schwangerschaft und für die Geschlechtsvorbestimmung.
Artischocken senken den Cholesterinspiegel und sind gesund bei Arthritis
Zahlreich sind die Beobachtungen und frühen klinische Versuche an gesunden Personen sowie an Leber- und Gallenkranken die deutliche Hinweise auf gallentreibende, Gallenflüssigkeit bildende und deren Bildungsgeschwindigkeit beeinflussende und antiseptische Wirkungen gaben.
Wiederum andere Autoren, deren Aussagen sich auf Untersuchungen an Kranken mit verschiedenen arthritischen Störungen stützten, berichteten, dass sowohl der Cholesterin- als auch der Harnstoffspiegel unter der Einwirkung der Heilpflanze sinken.
Die Fähigkeit des Blutplasmas, Cholesterin in Lösung zu halten, wird durch Artischocken-Extrakt verbessert.
Die Kommission E des Bundes Gesundheitsamtes würdigte in einer Monographie aus dem Jahre 1988 lediglich die Wirksamkeit bei Verstopfungen gemäß dem damaligen Erkenntnisstand. Weitere pharmakologische Wirkungen und potenzielle Anwendungsgebiete der Artischocke sind erst in den letzten Jahren durch neue Forschungsaktivitäten bekannt geworden.
Die Artischocke als Heilpflanze bei Gicht und Diabetes
Artischocken wurden traditionell für ihre Fähigkeit, die Sekretion von Galle zu erhöhen und auszuscheiden, verwendet. Dies ist eine sich gegenseitig fördernde Eigenschaft von mehreren Substanzen. Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, Artischocken bei Erkrankungen der Gallenblasezu verwenden.
Artischockenblätter und deren Extrakte entgiften den Organismus und tragen durch die Unterstützung der Leberfunktion zur Ausscheidung von schädlichen Substanzen über den Urin bei. Entgiftende Eigenschaften haben eine positive Wirkung auch bei Gicht, bei der es zur Ablagerung von Harnsäure im Körper kommt.
Artischocke senkt den Cholesterin- und den Blutzuckergehalt. Damit eignet sich die Blütenknospe auch als zusätzliches Hilfsmittel bei Diabetes/Zuckerkrankheit. Durch die Senkung des Blutcholesterin hilft die Artischocke, unser Herz und das gesamte Herz-Kreislauf-System zu schützen.
Artischocke wird bei der Behandlung der Funktionstörungen des Pankreas empfohlen, weil sie die Produktion von Verdauungsenzymen unterstützt. Sie verbessert den Stoffwechsel, stimuliert die Sekretion von Verdauungssäften und hilft bei Appetitlosigkeit.
Artischocke als natürliches Deo ohne Chemie
Bereits aus dem sechzehnten Jahrhundert ist der Absud aus Artischockewurzel im Wein bekannt, der effizient Schweißgeruch insbesondere aus der Achselhöhle entfernt:
80 g frische Wurzel in 1 Liter Rotwein kurz aufkochen. Langsam abkühlen lassen und an einem kühlen Ort (Keller) speichern. 15 Tage lang 1 Esslöffel 3-mal täglich einnehmen. Nach einer Pause von zwei Wochen wird das ganze wiederholt.
Genug Folsäure in der Schwangerschaft durch Artischocken
Frische Artischocke ist eine ausgezeichnete Quelle von Folsäure. Diese beteiligt sich an der DNA- Synthese, so ist ihr Konsum insbesondere während der Schwangerschaft vorteilhaft.
Die Artischocke ist eine pflanzliche Quelle von Vitamin K und Antioxidantien wie Kaffeesäure, Ferulasäure und Silymarin. Artischocke enthält auch Niacin, Vitamin B6, Thiamin und Pantothensäure.
Des Weiteren gilt die Artischocke als Lieferant von Mineralstoffen wie Kalium, Kupfer, Calcium, Eisen, Mangan und Phosphor. Der Gehalt von Artischocken umfasst auch eine kleine Menge an Flavonoiden wie Beta – Carotin, Lutein und Zeaxanthin, die ebenfalls antioxidative Wirkung entfalten.
Tee aus Artischocken
2 Teelöffel von getrockneten, feingeriebenen Artischocken übergießt du mit 250 ml kochendem Wasser und lässt den Aufguss 15 Minuten ziehen. Der Tee wird 3-mal täglich genossen.
Die Artischocke in der modernen pharmakologischen Forschung
Erst der modernen Pharmakologie gelingt es in kleinen Schritten die komplexen chemischen Reaktionen und die Struktur der beteiligten Stoffe aufzuklären. So findet man noch heute häufig den Hinweis, dass die Verbindung Cynarin, eine Kaffeesäure aus der Artischocke die Leberzellen(Hepatozyten) zur Produktion der Gallenflüssigkeit anregt. Dies hat sich als Irrtum heraugestellt. Beispielhaft zitieren wir hier den Titel einer Doktorarbeit aus dem Jahre 2003:
“Bioverfügbarkeit und Pharmakokinetik von Caffeoylchinasäuren und Flavonoiden nach oraler Applikation von Artischockenblätter-Extrakt am Menschen.”
Sabine Margrit M. Wittemer, Bonn 2003, Math.-nat. Fakultät der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Bereits 1999 wurde von einem anderen Autorenkollektiv gezeigt, dass sich aus den Blättern der Artischocke nur geringste Mengen der Kaffesäure Cynarin mit einem alkoholischen Auszug gewinnen lassen. Wenn die Experimentatoren jedoch einen wässrigen Auszug bei 80°C durchführten, dann fanden sie größere Mengen und es konnte gezeigt werden, dass das Cynarin ein präparatives Artefakt ist. Was heißt das nun wieder?
Erst durch die angewandte Methode der Extraktion bei höherer Temperatur entstand überhaupt 1,5-O-Dicoffeoylchinasäure (Cynarin) durch einen chemischen Umbau der ursprünglich vorliegenden 1,3-O-Dicoffeoylchinasäure. Die Ziffern besagen, dass definierte Baugruppen an anderen Kohlenstoffatomen angeheftet waren.
Im vergangenen Jahrhundert war man jedoch noch überzeugt, dass Cynarin der zu suchende Wirkstoff sei. Schließlich gelang es, den Inhaltstoff Cynarin synthetisch herzustellen, und vor wenigen Jahrzehnten waren noch mehrere Arzneimittel mit synthetischem Cynarin auf dem Markt zu finden. Man stellte in Studien jedoch fest, dass Cynarin-Präparate keine ausgeprägte klinische Wirkung hatten. Heute wird akzeptiert, dass ein Komplex von Inhaltstoffen des Gesamtextrakts für die Wirksamkeit verantwortlich ist (Synergismus). Eine Reihe von Inhaltstoffen konnte bislang isoliert und eindeutig identifiziert werden. Bis heute ist aber letztlich ungeklärt, welche Bestandteile des Extrakts im Sinne der bekannten pharmakodynamischen Effekte wirksam sind. Die wesentlichen Stoffklassen sind Caffeoylchinasäuren, Flavonoide und Sesquiterpenlactone ( diese haben migräne- und entzündungshemmende Wirkung).
Unbestritten bleibt jedoch, dass die Extrakte aus der Artischocke die Entgiftungsmechanismen von Leber und Gallenblase unterstützen, indem sie die Tätigkeit der Leberzellen anregen und möglicherweise sogar deren Neubildung fördern. Die Leber wird im Zyklus von weniger als einem Jahr immer wieder neu gebildet und es reichen bei schwerer Leberzerstörung 25% gesunder Leberzellen um eine neue Leber, allerdings dann in veränderter äußerer Form, zu bilden. Die Leber ist als Organ mit 1,5 bis 2 kg größer als das Gehirn und verbraucht in Ruge allein 20% des Sauerstoffumsatzes unseres Organismus.