„Wenn ich auf mein Bauchgefühl höre, dann sollte ich den Job eher ablehnen.“ Kennen Sie das? Sie haben viel über eine Entscheidung nachgedacht und die Vor- und Nachteile abgewogen. Aber die Entscheidung kommt am Ende doch aus dem Bauch. Intuition nennt man das – und damit liegt man meistens richtig. Wir haben wieder zwei Übungen für euch, einmal als Audiofile und einmal als PDF.
Emotionale Intelligenz – Keine gute Entscheidung ohne Intuition
“Ich hab ein ungutes Bauchgefühl! Ich habe die Nase voll! Das liegt mir im Magen”. Viele solcher Redewendungen zeigen, dass unsere Gefühle mit den körperlichen Empfindungen eng verbunden sind. Forschungsergebnisse bestätigen, dass eine hohe Sensibilität für Körperempfindungen die Emotionale Intelligenz stärkt. Eine gute Körperwahrnehmung unterstützt die emotionale Klarheit, stärkt die Intuition und wirkt sich positiv auf Denk- und Entscheidungsprozesse aus.
Ohne Körper kein Gefühl – Der Körper ist die Bühne der Gefühle
Dieser Satz stammt von dem Neurologen Antonio Damasio, Gefühle sind nämlich ohne den Körper gar nicht fassbar. Jedes Gefühl spiegelt sich im Körper und wird über spezifische Körperempfindungen erfasst.
Wenn Sie sich fragen, wie geht es mir gerade, dann rufen Sie automatisch den aktuellen Zustand Ihres körperlichen und emotionalen Befindens ab. Im Alltag bleibt diese Information meistens im Hintergrund. Normalerweise achtet man erst dann auf den Körper, wenn er sich „lauter“ bemerkbar macht – bei Schmerzen, Hunger, Durst, wenn Sie Sport treiben, oder wenn Sie emotional sehr bewegt sind. Mit Hilfe von Achtsamkeitsübungen können Sie lernen, auch subtilere Empfindungen wahrzunehmen, die Ihnen normalerweise nicht bewusst sind. Damit verfeinern Sie Ihre Selbstwahrnehmung.
Dem Bauchgefühl vertrauen – Der Körper warnt uns vor Risiken
Das hat beispielsweise Auswirkungen auf das Entscheidungsverhalten. Entscheidungen werden ja nicht, wie oft angenommen, rein rational getroffen. Eher leitet uns dabei ein Gefühl. So besagt die Theorie der „somatischen Marker“ von Damasio, dass Änderungen des körperlichen Erregungsniveaus großen Einfluss auf unser Verhalten haben, weil sie signalisieren, ob eine Handlung mit großen Risiken verbunden ist. In einem Experiment konnte er zeigen, dass Menschen, die (Warn-)Signale aus dem Körper nicht berücksichtigen, bei Entscheidungen höhere Risiken eingehen.
Ebenso wird die Körperwahrnehmung als ein wichtiger Teil der Emotionalen Intelligenz betrachtet und trägt damit zur Entwicklung der Intuition bei. Jon Kabat Zinn spricht in diesem Zusammenhang von der Weisheit des Körpers. Das heißt, ich lerne über die Sensibilisierung für Körpersignale, meinen Gefühlen, Intuitionen und meinem Gespür für Situationen und Menschen mehr zu vertrauen. Damit entwickle ich eine höhere emotionale Klarheit und ein stärkeres Selbstvertrauen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Dem Stress zuvorkommen – Körperempfindungen als Stresssignale nutzen
Nicht zuletzt können Körpersignale als Frühwarnindikator für Stresssymptome genutzt werden. Wie nehme ich eigentlich wahr, ob ich Stress empfinde? Und vor allem wann? Realisiere ich das Magendrücken oder die verspannten Schultern erst am Abend, wenn ich erschöpft von der Arbeit nach Hause komme? Oder kann ich diese Signale frühzeitig wahrnehmen und dann entsprechend reagieren, indem ich zum Beispiel einfach mal eine Pause mache?
Achtsamkeitsübung für bessere Intuition: Tagebuch der Körperempfindungen
Im Alltag sind wir meist so sehr mit dem Kopf beschäftigt, dass wir unseren Körper kaum wahrnehmen. Das zu verändern braucht Übung. Die Technik “Bodyscan” haben Sie in der letzten Woche schon kennengelernt und geübt.
Nutzen Sie die zunehmende Sensibilisierung jetzt auch in Ihrem Alltag. Reflektieren Sie Ihre Körperempfindungen in Situationen, in denen Sie sich besonders wohl fühlen und in Situationen, in denen Sie sich besonders angestrengt und gestresst fühlen. Nehmen Sie sich einfach am Abend ein paar Minuten Zeit, je eine angenehme und eine anstrengende Situation des Tages nochmal zu reflektieren und schreiben Sie auf, welche körperlichen Empfindungen Sie wahrgenommen haben.
Über dieses Tagebuch der Körperempfindungen werden Sie nach und nach auch in den Situationen selbst sensibler für Ihren Körper. Und Sie bekommen mehr Gespür für die feinen inneren Zusammenhänge zwischen Körperempfindungen, Gefühlen, Gedanken und Verhalten.
Achtsamkeitsübung: Muskelentspannung nach Jacobson als Audioanleitung
Ergänzend dazu können Sie in dieser Woche eine kleine Sequenz der achtsamen Muskelentspannung nach Jacobson machen. Üblicherweise wird sie als klassische Entspannungsübung bezeichnet – nach dem Konzept von Jacobson ist sie aber als Achtsamkeitsübung zu verstehen. Indem ich genau nachspüre, wie sich jeweils der angespannte und der entspannte Zustand anfühlt, bekomme ich ein besseres Gespür für die unterschiedlichen Körperempfindungen – Entspannung ist dann eher ein positiver Nebeneffekt der Übung. Machen Sie diese Übung am besten einmal täglich.
Die Übung des Innehaltens aus Woche 1 können Sie weiter beibehalten.