Immer mehr Unternehmen werben mit dem geringen Ökologischen Fußabdruck ihrer Produkte – und versuchen so, ihr grünes Image zu verbessern. Viele Verbraucher sind verunsichert und wissen nicht, was hinter dem Begriff steckt und was die entsprechende Werbung aussagt. Zu Recht. Denn den einen Ökologischen Fußabdruck gibt es – noch? – nicht. Und auch die Abgrenzung zur Ökobilanz wird verschieden gehandhabt.
Experten erklären es so: Der Ökologische Fußabdruck ist ein Umweltindikator, der das komplexe Zusammenwirken von zahlreichen Umweltdaten und Zusammenhängen zu einem handhabbaren Wert bündelt. Man kann ihn für Menschen, Länder, Produkte und Unternehmen berechnen, und er zeigt symbolisch an, wie viel Erdoberfläche notwendig ist, um zum Beispiel einen Schuh oder ein Stück Käse zu produzieren. Dafür werden Daten zum Beispiel über den Verbrauch an Energie und biotischen Ressourcen, über das Abfallaufkommen und die Emissionen von CO2 gesammelt und verrechnet.
Die biologisch produktiven Land- und Wasserflächen unseres Planeten sind die Lebensgrundlage aller Menschen – und sie sind endlich. Doch jeder Konsum von Gütern oder Dienstleistungen beansprucht Rohstoffe und Energie. Beim Ökologischen Fußabdruck wird ausgerechnet, wie groß die biologisch produktiven Flächen sein müssen, so dass die Natur unseren Verbrauch an Energie und Rohstoffen nachhaltig ausgleichen kann. Der Ökologische Fußabdruck stellt also einen Bezug her zwischen lokalem Konsum und globaler Verfügbarkeit.
So betrug der durchschnittliche Ökologische Fußabdruck der Weltbevölkerung im Jahr 2006 2,2 Globale Hektar (gha). Die Biokapazität der Erde betrug gleichzeitig aber nur 1,8 gha. Daraus resultierte ein globales ökologisches Defizit von 22 %. Nach den Studien des Global Footprint Network überschreitet der Verbrauch der Menschen die Tragfähigkeit der Erde seit etwa 1987. Seit einem Vierteljahrhundert leben wir global über unsere Verhältnisse.
Internationale Unterschiede beim Ökologischen Fußabdruck
Weltweit gesehen gibt es sehr große Unterschiede im Ökologischen Fußabdruck. Ein US-Amerikaner beansprucht durchschnittlich 9,6 gha, während die Biokapazität der USA 4,7 gha pro US-Bürger beträgt. Ein Inder begnügt sich mit 0,8 gha, allerdings hat Indien lediglich eine Biokapazität von 0,4 gha pro Inder, weil das Land sehr dicht besiedelt ist. Ein Deutscher benötigt 4,5 gha, Deutschlands Biokapazität liefert jedoch nur 1,7 gha pro Person. Den größten Fußabdruck haben mit 11,9 gha die Einwohner der Vereinigten Arabischen Emirate.
Mittlerweile gibt es mehrere Initiativen, die verschiedene Standards und Siegel entwickelt haben. Eine davon ist das PCF Pilotprojekt Deutschland: Unter der Trägerschaft von Öko-Institut, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und THEMA1 erarbeiten neun Unternehmen, darunter die Deutsche Telekom, dm, Henkel, Rewe, Tchibo und Tetra Pak gemeinsam Maßnahmen zur Förderung eines klimaverträglichen Konsums.
Eine andere Initiative, die sich bemüht, eine standardisierte Berechnungsmethode zu entwickeln, ist die ISO CFP (Carbon Footprint) Initiative von DQS, einem Unternehmen, das Managementsysteme begutachtet und zertifiziert.
Unternehmen werben mit ökologischer Nachhaltigkeit
Viele Verbraucher machen ihre Kaufentscheidungen zunehmend abhängig von Aspekten der Umweltverträglichkeit, und so kommt auch dem Ökologischen Fußabdruck eine immer größere Bedeutung zu. Insofern fordern viele Verbände und Organisationen eine einheitliche Bewertung. So auch Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW:
„Wir sehen den ökologischen Fußabdruck als eine simple, aber nicht unumstrittene Möglichkeit, die Umweltauswirkungen eines Produktes darzustellen. Diese Methode ist aufgrund der Einfachheit der Darstellung aber auch fehleranfällig. Es kommt auf die angewandten Parameter an. Man kann zum Beispiel vortrefflich darüber streiten, welche Fläche für Getreide oder Holzanbau für ein bestimmtes Produkt nötig ist. Das variiert je nach Art des Anbaus, des Bodens, der Wetterverhältnisse et cetera. Unserer Einschätzung nach kann mit dem Ökologischen Fußabdruck kein exakter Wert ermittelt werden.“
Als Beleg nennt er die verschiedenen Footprint-Rechner, die es im Internet gibt, die alle zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Philip Heldt weiter: „Wir plädieren für die Nutzung bereits etablierter Siegel wie dem EU Biosiegel oder dem Blauen Engel, die den meisten Verbrauchern bekannt sind.
Diese Siegel lassen Rückschlüsse auch auf die CO2-Bilanz eines Produktes zu. Wichtig ist aber, dass die Siegel unabhängig vergeben werden und die Einhaltung der Vergaberichtlinien extern zertifiziert wird. Unternehmenseigene Siegel können in die Irre führen. Der Ökologische Fußabdruck sollte zur Bewertung eines Produktes nicht allein zum Tragen kommen, weil er z.B. nichts über gesundheitliche Auswirkungen für die Herstellenden und über die Emission von giftigen Schadstoffen aussagt.“
Dennoch beziehen immer mehr Unternehmen den Ökologischen Fußabdruck als Orientierungshilfe mit ein. Das kann auch wehtun. Erst im November gestand der Sportartikelhersteller Puma öffentlich ein, dass bei der Herstellung seiner Artikel Umweltschäden in Höhe von 145 Millionen Euro entstehen. Bis 2015 jedenfalls will Puma die Hälfte seiner Kollektionen aus nachhaltigen Materialien herstellen, und so seine Ökobilanz verbessern.
Es scheint: Der Ökologische Fußabdruck ist nur ein erster Schritt, aber ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.