Im zweiten Teil unserer Reihe „Wie viel Planung braucht mein Leben?” widmet sich unser evidero-Zeitmanagement-Experte Wolfgang Precht der Frage, warum wir eigentlich alles planen wollen oder müssen.
Wie schon im ersten Teil erwähnt, ist es für viele Menschen unangenehm, nicht zu wissen, was auf sie zukommt. Planung soll diesem Umstand Abhilfe schaffen. Planung soll helfen, das Gefühl der unsicheren Zukunft möglichst zu minimieren, und bei vielen Menschen ist dieses Bedürfnis so stark ausgeprägt, dass sie glauben, sogar ihre Freizeit planen zu müssen.
Uns Deutschen sagt man ja gerne nach, dass wir besonders akribisch sind, auch im Zusammenhang mit dem Thema Planung. Abgesehen davon, dass die jüngsten Großprojekte in Deutschland offensichtlich an genau diesem Punkt (zu wenig oder falsche Planung) zu scheitern drohen, ist es jedoch unwidersprochen, dass wir im Verhältnis zu anderen europäischen Ländern ganz offenbar ein erhöhtes Planungs- und damit Sicherheitsbedürfnis haben. Planung kann aber nur so gut sein, wie die ihr zu Grunde liegenden prospektiven Daten, denn diese ermöglichen eine möglichst exakte Vorhersage dessen, was zukünftig eintreten soll.
In unserer heutigen Zeit erleben wir es immer häufiger, dass uns diese Daten entweder in nicht ausreichender Form zur Verfügung stehen, oder dass sich die Bedingungen, unter denen die Planung erfolgt ist, radikal verändern. Beides führt häufig dazu, dass die Planung angepasst werden muss oder sogar obsolet geworden ist.
Wenn Pläne scheitern
In jedem Falle ist bei bestimmten Projekten, Aufgaben oder Tätigkeiten eine Rahmenplanung sinnvoll und notwendig. Hier heißt es jedoch, tagesaktuell die Entwicklung zu verfolgen, um die Planungen gegebenenfalls anzupassen.
Machen wir uns nichts vor: Planungen scheitern immer mal wieder. Ich denke, das ist jedem schon passiert. Das für sich genommen ist kein Problem, die Frage ist jedoch, wie gehen wir mit einem solchen “Fiasko” um?
Die individuelle Reaktion, mit der wir auf gescheiterte Planungen reagieren, hängt maßgeblich von unserem Bedürfnis nach Planungs-Sicherheit ab. Menschen mit einem hohen Sicherheitsbedürfnis werden das Scheitern ihrer Planungen als deutlich schmerzlicher erleben, als Personen, die Planungen als “notwendiges Übel” wahrnehmen.
In jedem Falle ist klar, es muss ja irgendwie weitergehen. Also: Mund abwischen und weitermachen? Nicht jeder kann das so ohne weiteres. Hier kann es hilfreich sein, zu analysieren, welche Faktoren zum Scheitern der Planung geführt haben. Der sich daraus ergebende Lerneffekt schafft eine zusätzliche Sicherheit für die nächsten Planungs-Schritte. Ich denke, es ist logisch, dass ich das Scheitern meiner Pläne als umso schmerzlicher erlebe, je stärker ich mich auf die Planung gestützt und verlassen habe.
Das bringt uns zu der Frage, inwieweit es überhaupt sinnvoll ist, weit in die Zukunft zu planen.
Wie bereits erwähnt, wird folgendes deutlich: Je weiter die Planung in die Zukunft gerichtet ist, desto mehr Irritationen und wechselnden Einflüssen unterliegt sie. Wenn ich dann noch meine Planung und den sich daraus ergebenden Handlungsweg als ultimativ ansehe, nehme ich mir unter Umständen selber die Flexibilität, im Bedarfsfall umzuplanen oder einen anderen Weg zum Ziel zu wählen.
Fazit
Je stärker ich plane, und je mehr ich mich auf diese Planung und die damit verbundenen Vorgaben fixiere, desto schwieriger sind möglicherweise notwendige Ausweichmanöver und desto härter wird mich ein Scheitern der Planung treffen.
Also: Rahmenplan, der eine Übersicht vermittelt über die Richtung, den Trend, dem ich folgen will. Ansonsten empfiehlt es sich, Schritt für Schritt zu gehen und nur von einem Zielpunkt zum nächsten exakt zu planen.
Im nächsten Teil unserer evidero-Reihe über Planung geht es um das richtige Maß. Wie viel Planung ist im beruflichen aber auch im privaten Umfeld möglich und nötig.