In ihrem Buch “Das Leben ist eine Öko-Baustelle” behandelt die Schauspielerin Christiane Paul den Klimawandel, die Mobilität, Bio-Essen. Dazu hat sie auch wirklich was zu sagen, denn sie ist nicht nur Schauspielerin (“Die Welle”), sondern auch Doktor der Medizin. Und sie macht sich Gedanken. Mit uns spricht sie über ihr Buch und darüber, wie sich “Öko” im Alltag umsetzen lässt.
Christiane Paul (38) ist nicht nur Schauspielerin, sondern auch Doktor der Medizin. Seit 2011 lebt die Alleinerziehende wieder in ihrer Heimatstadt Berlin, mit ihren Kindern Mascha (9) und Maximilian (4). Ihren ersten Spielfilm „Deutschfieber“ drehte sie mit 17. Viele weitere Filme folgten, u.a. „Marlene“ (2000), „Die Welle“ (2008), „Hindenburg“ (2011). Demnächst ist sie wieder als „Dr. Sophie Schöner“ an der Seite von Dominic Raacke in der Fortsetzung des ZDF-Mehrteilers „Der Doc und die Hexe“ zu sehen und im Kinofilm „Vampirschwestern“, einem Kinderfilm.
Sie ist Vorstandsmitglied der Deutschen Filmakademie, engagiert sich für viele soziale Projekte und bekam diverse Auszeichnungen – u.a. die „Goldene Kamera“, den „Max-Ophüls-Preis und den Bayerischen Filmpreis. Mit ihr sprach evidero-Autorin Liane Rapp in Berlin.
Über das Buch “Das Leben ist eine Öko-Baustelle” von Christiane Paul
Im Herbst 2011 erschien Ihr erstes Buch. Warum haben Sie „Das Leben ist eine Öko-Baustelle“ geschrieben?
Ich habe mich schon immer für Umweltschutzinteressiert. Aber 2006 wurde der IPCC-Klimabericht [Erklärung der Redaktion: Intergovernmental Panel of Climate Change] vorgestellt. Damit war klar, dass wir bis zum Ende des Jahrhunderts weltweit mit einem Temperaturanstieg von bis zu 6,4 Grad °C rechnen müssen, wenn wir die Treibhausgasemissionen nicht konsequent drastisch reduzieren.
Existenzielle Veränderungen stehen uns sonst bevor, vom Menschen verursacht – aber selbst nach diesen eindeutigen Hinweisen der Wissenschaftler rührte sich lange nichts. Über dieses Nichtstun war ich fassungslos, so dass ich mich dann mit Peter Unfried, der Chefreporter bei der taz ist, zusammen getan habe und wir gemeinsam dieses Buch realisierten.
In „Das Leben ist eine Öko-Baustelle“ schreiben Sie von Ihren eigenen, vorbildlichen Beiträgen zur Verbesserung des Klimas, berichten auch von den kleinen Stolperfallen des Alltags, und dokumentieren Gespräche mit Menschen, die sich mit dem Thema Klima auseinandersetzen wie dem britischen Umweltaktivisten Leo Hickman, dem Tübinger OB Boris Palmer und Professor Harald Welzer
Ja, es war mir wichtig, deutlich zu machen, was jeder einzelne beitragen kann, bzw. was ich versuche, um den Klimawandel zu stoppen. Aber dabei ich will auch nicht leugnen, dass es Probleme gibt, sich immer ökologisch korrekt zu verhalten, dass man aber trotz allem dranbleiben muss. Andererseits wollte ich auch von anderen wissen: Wie macht ihr das konkret? Klar, ist so ein Buch ein Risiko, ein Abenteuer, viel Arbeit, wenig Lohn, aber darum ging es uns nicht.
Hat es sich gelohnt?
Ich finde, Abenteuer lohnen sich immer. Bereiche zu betreten, die du nicht kennst. Das Buch ist eine ehrliche Arbeit, keine Mogelpackung, das war mir wichtig. Dass es bisher nicht so viele Leser gefunden hat wie erhofft, liegt wohl auch daran, dass viele vor dem Thema zurückschrecken, sich damit nicht so tief beschäftigen wollen … Alle wissen es, aber nur wenige sind bereit, darüber nachzudenken, leider.
Wie kann man leicht im Alltag etwas für die Umwelt tun?
Wie sieht es konkret bei Ihnen zu Hause aus, läuft alles glatt auf der „Öko-Baustelle“…?
Ich versuche es mit gesundem Essen, das meiste ist Bio, und Fleisch so selten wie möglich. Aber, wenn die Kinder bestimmen, was es gibt, so wünschen sie sich doch auch Pizza Margarita, Eierpfannkuchen, Spaghetti mit Bolognese, Nutella, Erdnussbutter, die Kinder-Klassiker eben … und das will ich ihnen dann auch nicht nehmen.
Vegetarisches Essen finden sie meist suspekt. Also kaufe ich auch schon mal Kochschinken und Kinderwurst, aber eben nicht so viel. Es ist wie es ist: Auch meine Kinder lieben wie die meisten Junk… (lacht herzhaft). Bei McDonalds waren sie sicherlich auch schon ein- oder zweimal, mit ihrem Papa, das ist auch okay – meine Einstellung dazu kennen sie.
Haben Sie auch schon mal das Gefühl, dass Sie das Ökobewusstsein kirre macht?
Klar, das kenne ich. Welchen Apfel kaufe ich im Winter? Alle sind importiert oder in Kühlhallen energetisch aufwendig gelagert… also keine Äpfel im Winter? Nach einigem Hin und Her habe ich entschieden, dass es soweit nicht gehen darf. Ich möchte meine Kinder auch im Winter mit Vitaminen ernähren.
Und dann nur Kartoffeln oder Pastinaken? Das führt zum Boykott. Sie mögen wie andere Kinder auch Gurken und Paprika, also kaufe ich die im Bioladen, und wir haushalten damit sehr gut. Ich habe bestimmt einen hohen Anspruch an mich, bin oft perfektionistisch, aber ich muss eben auch Kompromisse machen.
Welche müssen Sie für Ihren Beruf eingehen?
Das größte Thema ist für mich Mobilität. Ich fliege leider oft, aber das geht nicht anders. Nach Köln oder alles was bis zu vier Stunden Fahrt entfernt ist, fahre ich konsequent Bahn. Doch während die anderen vom Set dann abends bei ihrer Familie sitzen, kann es mir passieren, dass ich schon mal irgendwo rumstehe und auf den Anschluss warte …
Privat fahre ich selten Auto, obwohl mein Wagen eigentlich umweltfreundlich und spritsparend ist. Ich mache aber viel zu Fuß und mit dem Rad, habe mir eine Fahrradkiste gekauft, mit der ich sowohl meinen Sohn als auch die meisten Einkäufe transportieren kann. Außerdem bekomme ich so viel Bewegung. Denn ich muss raus, mindestens einmal am Tag, an die Luft … Das hat sich auch geändert zu meinem früheren Leben – da konnte ich tagelang drinnen zubringen mit Lesen oder einfach arbeiten.
Versuchen Sie andere zu missionieren?
Naja, schon, ich gehe auch auf Kollegen zu und wir reden über das Thema. In dem Buch kommt ja auch die Sache mit dem SUV vor, den Christian Ulmen mal fuhr, und dann auf Hybrid umstieg … Mit meiner Schwester diskutiere ich immer wieder über gesunde Ernährung, und wir sind da unterschiedlicher Meinung.
Auch meine Eltern kann ich nicht wirklich von Biofleisch überzeugen, aber das ist irgendwie auch okay. Sie haben eine Regentonne, haben Energiesparleuchten eingesetzt, sparen Strom, wo es geht – das ist doch schon mal ein Anfang …
Eine bessere Zukunft für unsere Kinder
In welcher Welt werden Ihre Kinder als Erwachsene leben?
Diesen Gedanken verdränge ich ein bisschen. Ich glaube, es wird nicht einfach. Die sozialen Spannungen nehmen zu, es wird rauer. Weil immer mehr Menschen um abnehmende Ressourcen kämpfen werden. Die Slums vergrößern sich, die Kluft zwischen arm und reich wird unüberwindlich. Es wird eine harte Zeit …
Trotz dieser Zukunftsperspektiven haben Sie zwei Kinder in die Welt gesetzt…
Auf Kinder zu verzichten ist keine Alternative für mich. Meine Großmutter sagte immer, selbst im 2.Weltkrieg, als es wirklich düster aussah, wollte sie die Hoffnung nicht aufgeben. Das ist Teil des Lebens. Keine Kinder zu bekommen, würde bedeuten, nicht mehr an das Wunder Leben zu glauben. Aber daran glaube ich. Die Erde wird Bestand haben. Die Frage ist nur, ob der Mensch bleibt …
Könnten Sie sich vorstellen, sich in der Politik zu engagieren?
Dann müsste ich mich ja für eine bestimmte Partei oder Organisation entscheiden, und da wüsste ich momentan nicht, welche. Auch die Auffassung der Grünen vertrete ich nicht in jeder Hinsicht. Und schließlich ist das auch eine Form von Beruf, das sollte man nicht unterschätzen.
Herzlichen Dank für dieses Interview