Was passiert, wenn wir Stress dauerhaft ausgesetzt sind? Klar, einige Symptome kennen wir alle: Unausgeglichenheit, Magenbeschwerden, Unkonzentriertheit. Wissen Sie auch, wann welche dieser Symptome auftreten? Und warum? Rolf Hess erklärt es uns in den nächsten Teilen unserer Stress-Reihe.
Von “Burnout” hat jeder schon einmal gehört. Viele von Ihnen kennen vielleicht auch Menschen, die bereits einen Burnout erlebt haben – oder Sie sind gar selbst betroffen. Doch auch wenn jeder sich etwas unter diesem Begriff vorstellen kann, ist er wissenschaftlich und medizinisch kaum klar festzumachen.
Und die Gründe für das Auftreten eines Burnouts sind so vielfältig, dass es als Diagnose kaum greifbar scheint.
Burnout ist ein Kreislauf bis zur Depression
Viele Psychologen haben bereits versucht, die Dynamik des Burnouts, den Kreislauf in die Depression, durch eine Grafik darzustellen und so fassbar zu machen.
Ich persönlich finde das 12-Phasen-Modell der Psychologen Freudenberger und North am plausibelsten. Ich habe die von ihnen vorgestellten zwölf Phasen zur besseren Übersicht in drei Abschnitte gegliedert und diese mit Farben versehen, sodass Sie die einzelnen Phasen leicht zuordnen können.
Natürlich gibt es auch andere Modelle, die versuchen, die Negativ-Dynamik von Stress und Ausgebranntheit anhand von einzelnen Phasen darzustellen. Von drei bis zu zehn Phasen ist da alles möglich. Die Aufteilung der zwölf scheinen mir bis heute jedoch eine logische und sinnvolle Einteilung zu sein.
Viele Aufteilungen sind zu kompliziert oder schlicht nicht brauchbar. Immerhin muss auch der Laie verstehen können, was gemeint ist. Daher werde ich also versuchen, die Entwicklung des Stresses anhand dieses „Rades“ zu erklären.
Die Abschnitte eines Burnouts sind nicht bei jedem gleich
Der Ablauf von Alarmreaktionen, Widerstandsphase und Erschöpfungsphase ist immer gleich! Innerhalb dieser Einteilung kann es jedoch durchaus sein, dass die Reihenfolge variiert. Das heißt, dass jemand zwischen den Aufteilungen eins bis vier hin und her springt, weil seine Arbeit es erfordert, was noch überhaupt nicht schlimm ist.
Selbst im roten Bereich ein oder zwei Schritte zu tun, ist nicht lebensgefährlich, wenn Sie gelernt haben, den Stress, der dabei entsteht, wieder so stark zu reduzieren, dass Sie wieder in den grünen Bereich zu wechseln vermögen. Eine Depression wird erst im elften Teil angezeigt, kann aber meistens bereits im roten Bereich sichtbar werden. In dieser Phase ist die Depression jedoch noch gut behandelbar und nicht ausgesprochen stark. Meistens ist sie spürbar als depressive Verstimmung, schlechte Laune oder Kraft- und Mutlosigkeit.
Was ist das Burnout- Syndrom?
Das Burnoutsyndrom galt lange Zeit als „die Krankheit der Manager“. Unterdessen trifft der chronische Erschöpfungszustand Menschen jeden Alters und Berufs. Seco, das schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft, gibt einige Zahlen zu den geschätzten jährlichen Kosten, die durch Burnout in der Schweiz verursacht werden:
- Medizinische Versorgung: 1,4 Milliarden Franken (etwa 1,1 Milliarden Euro)
- Selbstmedikation: 350 Millionen Franken (etwa 250 Millionen Euro)
- Produktionsausfall: 2,4 Milliarden Franken ( etwa 1,95 Milliarden Euro)
Aus dem Englischen übersetzt ist das Burnout-Syndrom ein Ausbrennen (to burn out), beziehungsweise ein Zustand des Ausgebrannt-Seins. Es ist ein Zustand der emotionalen, physischen, psychischen und seelischen Erschöpfung. Es wird als Endzustand einer Entwicklungslinie bezeichnet, die ich in diesem Artikel so genau wie möglich aufzeigen werde.
Sie beginnt mit idealistischer Begeisterung und kann mit dem Tod enden. Wissenschaftlich gibt es keine Anerkennung als Krankheit. “Burnout” wird im Index der Weltgesundheitsorganisation, dem ICD-10, zwar angegeben, jedoch nicht als eigenständige Diagnose. Eine Behandlung ist in diesem Sinne also gar nicht möglich.
Stattdessen können einzelne Symptome des Burnouts, die auch im Stress-Rad zu finden sind, therapiert werden. “Depersonalisierung” oder “Depression” sind zum Beispiel Diagnosen, für die man eine Behandlung beanspruchen kann.
An diesen Symptomen erkennen Sie ein beginnendes Burnout
Das bedeutet also, dass das Burnout keine offizielle Diagnose ist und eher eine neuzeitliche Sammlung von verschiedenen Symptomen beinhaltet. In vieler Munde ist es zu einem Modewort verkommen und die Symptome werden oft zu spät erkannt und behandelt.
Zusammenfassend könnte man erwähnen, dass zu den Symptomen folgende Beschwerden und Veränderungen aufgezählt werden können:
- chronische Müdigkeit
- seelische Erschöpfung
- Distanzierung von der Arbeit und der Familie
- allerlei körperlicher Beschwerden
- psychische Veränderungen
- kognitive Leistungseinschränkungen
- Änderungen im Verhalten
In den nächsten Teilen werde ich nun die Alarmreaktionen, die Widerstandsphase und die Erschöpfungsphase im Detail erläutern und Ihnen bewusst machen, auf welche Anzeichen Sie achten müssen, um keinen Zusammenbruch zu erleben.