Wer klettert, kann auch fallen. Doch genau dadurch lernt man, wieder aufzustehen und es noch einmal zu versuchen. Daniel Krönig, der Gründer der Kletter-Halle “eifelblock” in Koblenz, bringt uns näher, welche Lebensphilosophie mit dem Bouldern einhergeht und was wir beim Klettern lernen können.
Bouldern ist nicht einfach nur Klettern ohne Seil. Wenn ich mal einen Vergleich ziehen müsste, würde ich sagen: Klettern ist wie Skifahren und Bouldern ist wie Snowboarden. Es geht eine bestimmte Lebensphilosophie damit einher, die einfach lockerer und offener ist, nicht so traditionell.
Beim Bouldern lernt man nicht nur das Klettern ohne Seil
1. Fürs Bouldern braucht man keine Voraussetzungen: Etwas neues wagen
Erst einmal braucht man fürs Bouldern keine stundenlange Einweisung, keinen Unterricht im Knoten-Knüpfen oder Ähnliches. Man ist auch nicht auf einen Partner angewiesen, der einen absichern muss. Ab in die Halle, Schuhe ausleihen und schon kannst du an die Kletterwand und es einfach ausprobieren.
2. Bouldern macht achtsam
Durchs Bouldern habe ich gelernt, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und mich an den schönen Dingen der Natur zu erfreuen. Dabei wird man automatisch achtsamer mit sich selbst und der Natur.
3. Klettern ohne Seil ist ein sozialer Sport
Auch wenn man fürs Bouldern keinen Partner braucht, ist es ein sehr sozialer und gemeinschaftlicher Sport. Wenn wir draußen klettern, steht jemand bereit, um dich zur Not aufzufangen und zu stützen, damit du nicht auf den Rücken, sondern auf die Füße fällst. Selbst bei Wettbewerben gibt man sich gegenseitig Tipps, auch wenn man gegeneinander klettert.
4. Bouldern zeigt dir, wie du deine eigenen Grenzen erweiterst
Es gibt zwar eine Skala, die beziffern soll, wie schwierig eine Kletterpartie ist, letztlich kommt es darauf aber gar nicht an. Egal, wie gut man bereits ist, es gibt immer ein neues Hindernis, das man überwinden kann. Was für dich schwer ist, ist für den anderen vielleicht leicht. Um aufs nächste Level zu kommen, braucht jeder den selben Einsatz. Geh einfach Schritt für Schritt weiter.
5. Beim Bouldern lernt man auch, Probleme zu lösen
Beim Bouldern musst du überlegen, wie du die Wand oder den Felsen bezwingen kannst. Du darfst dich nicht entmutigen lassen, bloß weil es beim ersten Mal vielleicht nicht klappt. Steh auf von der Matte und versuch es noch einmal! Wir arbeiten viel mit Kinderhorten und Pflegeeinrichtungen zusammen und zeigen den Kindern, dass es sich lohnt, weiterzumachen und nicht aufzugeben. Das hilft auch bei schulischen Problemen. Es ist okay, mehrere Versuche zu brauchen.
6. Yoga und deine innere Mitte! So können Klettern und Yoga sich gegenseitig bereichern
Eine wichtige Voraussetzung fürs Bouldern ist Kraft, das ist logisch. Aber das reicht noch lange nicht aus. Du brauchst auch Balance, Selbstwahrnehmung oder Beweglichkeit. Keine Angst, das lernst du beim Bouldern ganz automatisch, genauso, wie deine Muskelkraft sich verbessern wird. Um optimale Voraussetzungen zu schaffen, arbeiten wir auch mit einer Yoga-Lehrerin zusammen, denn beim Yoga kannst du alles lernen, was du auch zum Bouldern benötigst.
7. Bouldern steigert das Selbstbewusstsein
Hindernisse zu überwinden und Lösungswege zu finden, steigert das eigene Selbstbewusstsein. Man sieht: Ich kann das! Und das Schöne dabei ist: Weil es wirklich nicht nur auf Sportlichkeit ankommt, sondern auch sehr viel auf Selbstwahrnehmung, kann fast jeder diesen Sport ausüben. Ob alt oder jung, ganz egal. Sogar Blinde können bouldern – denn gerade sie haben eine hohe Selbstwahrnehmung und ein gutes Körpergefühl.
Aufgezeichnet von: Manuela Hartung