Noch mehr als die Naturkosmetik konzentriert sich die Biokosmetik auf Zutaten, die direkt aus der Natur stammen. Sie kommt ganz ohne den Zusatz von chemischen Inhaltsstoffen aus und stammt aus nachhaltigem Ökoanbau. Heilpflanzen und Kräuter werden in ihrer Ganzheit verwendet und wirken über die Haut auf den gesamten Organismus gesundheitsfördernd.
Biokosmetik bietet also nicht nur ein breites Spektrum an Pflegeprodukten für eine schöne Haut, sondern unterstützt auch die Gesundheit von außen. Wer sich gesund ernährt, kann mit Biokosmetik noch einen zusätzlichen Einfluss auf das Wohlbefinden nehmen. Unsere evidero-Expertin Gabriela Nedoma ist Naturpädagogin und hat ein Buch über Biokosmetik geschrieben. Wir freuen uns, dass sie uns ein Interview gegeben hat.
Liebe Gabriela, was ist Biokosmetik?
„Bios“ bedeutet im Griechischen „Leben“ und in diesem Sinne steht „Biologisch“ für natürlich, ökologisch, umweltfreundlich, organisch, unbehandelt und vor allem lebendig. Auf diesen Grundlagen habe ich im Buch Biokosmetik als eine gesunde, vollwertige und naturbelassene Hautpflege definiert. Ihre Basis sind frische Nahrungsmittel, Heilpflanzen und wirksame Naturprodukte.
Welche Vorteile bietet Biokosmetik im Vergleich zu herkömmlicher Kosmetik?
In der Biokosmetik sind fast alle Rezepturen in Lebensmittelqualität, völlig natürlich und frei von Konservierungsstoffen. Darüber hinaus sind alle Produkte vegan und viele in roher Qualität. Ziel ist, ein Maximum an Frische und Lebendigkeit auf die Haut zu bringen.
Durch die besonders wirksamen Inhaltsstoffe sind die Rezepturen puristisch und enthalten wenig Zutaten. Das ist in der konventionellen Kosmetik nicht der Fall. Deren Produkte müssen konserviert werden, um mehrere Jahre haltbar zu bleiben. Viele enthalten Konservierungsmittel, die nicht gesundheitsfördernd sind.
Biokosmetik ist vegan und frei von Konservierungsstoffen
Was ist der Unterschied zwischen Naturkosmetik und Biokosmetik?
Der wichtigste Unterschied liegt in der Lebendigkeit der Produkte. Naturkosmetik im Handel muss lange haltbar bleiben und kann manche Stoffe, die ihre Haltbarkeit verkürzen, nicht verwenden.
Die Biokosmetik hingegen hat das Ziel, der Haut ein Maximum an Lebendigkeit zu bieten. Wir verwenden „Rohkost für die Haut“, die eine gesundheitsfördernde Wirkung für Körper und Haut besitzt. Ein weiterer Unterschied liegt in der Formulierung der Rezepturen.
In der Naturkosmetik werden zahlreiche naturkosmetische Rohstoffe verwendet und die Produkte werden oft aus Einzelsubstanzen wie ätherischen Ölen, Vitaminen oder Emulgatoren zusammengesetzt. In der Biokosmetik kommen die meisten Zutaten direkt aus der Natur und werden in ihrer Ganzheit verwendet. Das hat den Vorteil, dass Pflanzen und Naturprodukte in ihrem Urzustand über ein Maximum an Wirkstoffen verfügen und diese von Natur aus harmonisch zusammengesetzt sind.
Welche Inhaltsstoffe in herkömmlicher Kosmetik sind bedenklich?
In der modernen Kosmetik sind über 8500 Inhaltsstoffe zugelassen, unter denen auch gesundheitsbelastende Chemikalien zu finden sind. Deos am Markt enthalten Aluminium, ein Stoff mit neurotoxischer und tumorfördernder Wirkung. Phthalate sind hormonwirksame Weichmacher, die das natürliche Gleichgewicht der Sexualhormone manipulieren. Waschaktive Produkte erhalten ihre Wirkung oft von Sodium Laureth Sulfat oder verwandten Stoffen, die reizend und stark entfettend sind und die Haut durchlässig für Chemikalien und Umwelteinflüsse machen können.
Ein kritischer Stoff dieser Gruppe ist Polidocanol (Laureth-9), das eigentlich ein Betäubungsmittel ist und Baby-Shampoos oder Produkten für sensible Haut zugesetzt wird, um eine sanfte Wirkung zu simulieren. Parabenen, Konservierungsstoffe mit biozider Wirkung, wurde eine Anreicherung in Brusttumoren nachgewiesen, außerdem wirken sie östrogenisierend.
Erdölderivate wie Vaseline werden vor allem aus Kostengründen Kosmetik zugesetzt, obwohl sie keine physiologischen Fette sind und eine Pflegeabhängigkeit bewirken können. All diese Stoffe sind die kleine Spitze eines riesigen Eisbergs, daher sollten die Inhaltsstofflisten der Produkte sehr genau unter die Lupe genommen werden.
Welche Inhaltsstoffe aus der Natur unterstützen gesunde Haut und Haare?
Im Buch habe ich geschrieben, dass Lebendigkeit ein vergessener Wirkstoff ist. Damit ist gemeint, wieder mit rohen und natürlichen Produkten zu arbeiten, da diese einen großen Einfluss auf Haut, Haare und Gesundheit haben. Rohe Zutaten verfügen über ein Maximum an bioaktiven Wirkstoffen, zu denen Chlorophyll, Enzyme, Phytohormone, ungesättigte Fettsäuren oder Vitamine gehören.
Diese lebendigen Wirkstoffe denaturieren bei einer Erhitzung über 40° und verlieren dadurch einen Großteil ihrer Wirkung. Im rohen Zustand sind sie heilsam und wirken wundheilend, hautregenerierend, pH-Wert regulierend, regenerierend oder entzündungshemmend. Auch die weiteren Wirkstoffe in vollwertigen Produkten unterstützen das Gleichgewicht von Haut und Haar. Dazu gehören Gerbstoffe, ätherische Öle, ungesättigte Fettsäuren oder Schleimstoffe.
Biokosmetik wird aus Lebensmitteln, Heilpflanzen und Kräutern hergestellt
In Ihrem Buch schreiben Sie “Pflege dich mit dem, was du isst.” Was steckt dahinter?
Das ist eine wichtige Gesundheitsphilosophie, die im Ayurveda seit Tausenden von Jahren bei der Pflege und Heilung der Haut praktiziert wird. Nahrungsmittel wie Früchte, Samen, Nüsse, Öle oder Kräuter haben eine große Wirkkraft, sind besonders pflegend und sogar heilend ist. Es ist wichtig, auf eine natürliche Hautpflege zu achten: wer heute auf eine gesunde Ernährung achtet, jedoch chemikalienbelastete Kosmetika verwendet, konsumiert Toxine und führt dem Körper weiterhin Giftstoffe zu. Die Haut ist eine Pforte ins Innere des Körpers und unsere Hautpflege wirkt sich somit auf den gesamten Organismus aus.
Was braucht man zum Herstellen von Biokosmetik?
Die meisten Zutaten kommen aus der Küche, die weiteren können im Bioladen oder in der Apotheke besorgt werden. Frische Heilpflanzen liefert die Natur im Jahreskreis, man muss sie nur pflücken oder sammeln. Für die Zubereitung ist kein spezielles Zubehör notwendig und eine normale Küchenausstattung völlig ausreichend.
Danke für das Interview, Gabriela
Die Fragen stellte: Jutta Echterhoff