Empathische Menschen zeichnen sich bereits früh in ihrem Leben durch eine hohe Fragilität (Zerbrechlichkeit/Verletzlichkeit) aus. Dies liegt in erster Linie an ihrem Wesensmerkmal „Einfühlungsvermögen“.
Schon seit ihrer Kindheit sind sie permanent auf Empfang geschaltet. Ihre weit ausgefahrenen Antennen sorgen dafür, dass sie mehr als alle anderen auch Subtiles aus Umwelt und Umfeld wie auf dem Präsentierteller serviert bekommen. Auf der einen Seite bringt dies natürlich einige Vorteile, auf der anderen kann ein hohes Einfühlungsvermögen auch belastend sein.
So mancher Homo sapiens trägt schließlich nicht nur positive Aspekte in sich, sondern hat auch seine Schattenseiten. Und das spüren Empathen sehr deutlich! Sie beschließen deshalb schon früh in ihrem Leben, vor Menschen etwas auf der Hut zu sein. Dass dies besonders bei der späteren Partnerwahl dramatische Folgen haben könnte, liegt auf der Hand.
Die emotionale Schutzmauer empathischer Menschen
Viele empathische Menschen entwickeln bezüglich potenzieller Liebeskandidaten eine emotionale Schutzmauer. Bei empathischen Menschen muss das Objekt der Begierde erst einmal einige emotionale Hürden überwinden. Solange im Vorfeld keine seriösen und vertrauensvollen Absichten zu beobachten sind, bleiben empathische Menschen erst einmal verschlossen wie eine Auster. Zu hoch ist das Risiko, verletzt zu werden.
Sie überlassen daher gerne die Kontaktaufnahme, Aktivität sowie das emotionale Risiko der Ablehnung dem anderen. Das Gegenüber ist es, das erste Schritte zu wagen und erste eindeutige Signale zu senden hat, bevor empathische Menschen bereit sind, sich etwas zu öffnen.
Zwei emotionale Schutzmauern: wer macht den ersten Schritt?
Empathische Menschen lehnen es in der Regel ab, selbst aktiv eine neue Liebesbeziehung anzubahnen. Was jedoch viele dabei nicht berücksichtigen, sind grundsätzliche Prinzipien des Gelingens von Liebesbeziehungen.
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Das bedeutet für unseren Fall, dass passende Liebeskandidaten idealerweise ebenso empathische Fähigkeiten mitbringen sollten. Das Problem wird jetzt sicher schnell offensichtlich, denn die passende Zielgruppe für Empathen trägt natürlich die gleichen bereits beschriebenen Sicherheitsansprüche in sich, wenn es um die Liebe geht.
“Die Wahrscheinlichkeit ist recht groß, dass keiner den ersten Schritt wagt”
Treffen Empathen bei der Partnersuche auf Menschen, die ebenso empathisch veranlagt sind, passiert in der Regel nichts. Manchmal warten sie sogar bis zum Nimmerleinstag. Obwohl beide sich vielleicht vom jeweils anderen angezogen fühlen oder sich auf sonstige Weise als passend einstufen, erwartet jeder etwas vom Gegenüber, was er selbst nicht wagt zu tun. Beide Seiten haben hohe emotionale Sicherheitsbarrieren und Schutzmauern aufgebaut und möchten erst einmal für sich selbst beobachten, ob emotionale Gefahren drohen könnten. Beide verlassen infolgedessen ihre emotionale Deckung nur selten.
Die Wahrscheinlichkeit ist recht groß, dass keiner den ersten Schritt wagt. Jedes Engagement wäre nur ein subtiles und getarntes Abtasten, um mögliche Risiken abschätzen zu können. Keiner von beiden ist wahrscheinlich bereit, als Erster die Maske abzulegen.
Wann treffen empathische Menschen aufeinander?
Empathische Menschen vergessen oft, dass die für sie passenden Kandidaten und Kandidatinnen die gleiche Erwartungshaltung in Sachen Gefühlsengagement haben wie sie selbst. Noch tragischer ist es, wenn es zu keinerlei Aufeinandertreffen kommt. Denn die erste Kontaktaufnahme wird in der Regel ebenso an das Gegenüber delegiert, weil man selbst dafür den Mut nicht aufbringt. Wenn niemand die Kontaktinitiative auf sich nimmt, gibt es auch kein Aufeinandertreffen von empathischen Menschen.
Und dennoch gehen nahezu alle Empathen irgendwann einmal eine Partnerschaft ein. Stellt sich demnach die Frage, wie das wohl im Vorfeld mit der Anbahnung geklappt hat, wenn aus besagten Gründen empathisch veranlagte Menschen selten zueinanderfinden.
Welcher Persönlichkeitstyp war es denn, der in der Kennenlernphase das Rennen gemacht hat? Welcher Typus Frau oder welcher Typus Mann hat damals wohl die Initiative ergriffen und das Risiko der emotionalen Enttäuschung einseitig in Kauf genommen?
Wie gehen Nichtempathen mit Ablehnung um?
Nur Menschen mit geringer empathischer Veranlagung werden in der Anbahnung von Liebesbeziehungen eher eine sportliche Herausforderung sehen als ein emotionales Risiko. Besonders Nichtempathen sind emotional bzw. psychisch nicht sonderlich fragile Wesen.
Damit tragen sie auch kein Risiko in sich, sonderlich verletzt zu werden. Manche können sogar fröhlich eine emotionale Ablehnung nach der anderen einfangen, ohne Gefahr zu laufen, ihre innere Stabilität zu verlieren.
Besonders in der ersten Lebenshälfte fühlen sich Empathen natürlich von dieser vermeintlichen nichtempathischen Risikobereitschaft angezogen. Diese anfängliche Einseitigkeit nehmen Empathen natürlich gerne in Anspruch, schließlich löst das alle Probleme.
Sie können emotional in Deckung bleiben, bis sie sich sicher sind, dass keine Gefahr mehr droht und sie sich unbesorgt öffnen können. Nur vergessen sie dabei oft, mit welchem Menschenschlag sie es dabei gerade zu tun haben. Denn die passende empathische Zielgruppe würde diese emotionale Einseitigkeit niemals an den Tag legen. Damit bleiben nur Nichtempathen übrig – solche Personen, die problemlos aus sich herausgehen können, weil ihnen die hohe innere Verletzbarkeit völlig fremd ist.
Die emotionale Schutzmauer wird eingerissen
Erst in der Rückschau wird empathischen Menschen klar, dass sie sich in jungen Jahren an eine Person gebunden haben, die zu wenig Einfühlungsvermögen und Tiefgang besitzt. Die Betonung liegt auf „jungen Jahren“, denn im Laufe des weiteren Lebens ändert sich bei Empathen oft alles in der Liebe.
Je erfahrener sie werden, desto eher sind sie in der Lage, ihre emotionale Schutzmauer einzureißen. Dadurch beginnen sie nach und nach, selbst Initiative und Verantwortung zu übernehmen. Sie selbst sind es nun, die bereit sind, zu tun, was sie in jungen Jahren ausschließlich vom Gegenüber erwartet haben.
Wenn die Resilienz aufgrund der fortgeschrittenen Lebenserfahrung größer und größer geworden ist, können sie tatsächlich auf ihre wahre Zielgruppe in Sachen Liebe treffen. Ihnen fallen bestimmte empathische Menschen nicht nur besser auf, sondern sie können auch Initiative zeigen. Sie sind damit nicht mehr auf die einseitige Aktivität von Nichtempathen angewiesen.
Empath trifft auf Empath
Empathische Menschen werden im Laufe ihres Lebens zunehmend fähig, in der Liebe emotionale Wagnisse einzugehen, ohne Gefahr zu laufen, die eigene psychische Stabilität aufs Spiel zu setzen. Trifft ein erfahrener Empath dann in der Liebe auf einen anderen empathischen Menschen, kann er ihm sogar behilflich sein, eigene Liebeshürden einzureißen.
Ja, manche Empathen trauen sich sogar im Vorfeld, selbst die Kontaktaufnahme zu initiieren. Dann sind alle Voraussetzungen erfüllt, damit einfühlsame, tiefgründige Menschen zueinanderfinden können. Jetzt ist der Weg frei für eine völlig andere Qualität der Liebe. Trifft Einfühlungsvermögen auf Einfühlungsvermögen, Tiefgang auf Tiefgang, dann ist ein Level in Liebesbeziehungen möglich, das für Trophäensammler und Trophäensammlerinnen immer unerreichbar bleiben wird.