Kommen Sie mit Ihrem Chef gut aus? Würden Sie mit Ihren Kollegen ins Kino gehen? Oder würden Sie sie am liebsten auf den Mond schießen? Mitarbeiter tragen ihren Teil zum Arbeitsglück oder Unglück bei. evidero-Experte und Life-Coach Markus Drewes beleuchtet diesen Zufriedenheitsfaktor genauer.
Rein rechnerisch verbringen wir in einer normalen Arbeitswoche rund ein Viertel unserer Zeit bei der Arbeit. Und viele von uns haben Kollegen, Chefs oder Mitarbeiter, mit denen sie einen guten Teil dieser Zeit zusammen sind. Außerdem ist es in vielen Abteilungen und Unternehmen üblich, zumindest die Mittagspause auch noch zu teilen. Wenn dann auch noch Fahrgemeinschaften hin und zurück dazukommen, plus eventuell noch das kollektive Feierabend-Bierchen, dann können es an einem Arbeitstag schon mehr als zehn gemeinsame Stunden werden.
Unter dem Strich kann das bedeuten, dass man die Kollegen manchmal länger und intensiver sieht als Freunde oder gar die eigene Familie. Da ist es kaum verwunderlich, dass das Wohlfühlen im Kollegenkreis ein wesentlicher Faktor für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz ist. Stimmt das Miteinander nicht mehr, geht damit meist auch ein großes Stück des Glücks bei der Arbeit verloren.
Chefs sind Unzufriedenheitsfaktor Nr. 1 auf der Arbeit
Und mehr als das: Die große Umfrage einer Internet-Stellenbörse (StepStone) mit weit über 13.000 Befragten zeigt klar das gegenseitige Beeinflussungs-Potential von Berufs- und Privatleben auf:
Nur 13,6% der Teilnehmer meinen, dass sich ihr Privatleben negativ auf das Berufsleben auswirkt
57,7% sind der Meinung, dass sich umgekehrt das Berufsleben negativ auf das Privatleben auswirkt
Von den Europäern sind in dieser Umfrage übrigens die Deutschen am wenigsten glücklich am Arbeitsplatz.
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Aus den Ergebnissen einer Untersuchung der Ruhr-Universität Bochum mit über 3.500 Teilnehmern ist zu erkennen, dass der Chef eine zentrale Rolle für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz spielt. Allein 40% der gesamten Arbeitszufriedenheit lässt sich über die (Un-) Zufriedenheit mit dem Chef erklären.
Und aus einer weiteren Studie mit über 800 Teilnehmern geht hervor, dass fast die Hälfte aller Befragten schon einmal wegen ihrer Führungskraft gekündigt hat, weitere 20% waren irgendwann bereits kurz davor. Und rund ein Viertel der Befragten gab an, aktuell durch schlechte Führung die Motivation verloren zu haben und nur noch Dienst nach Vorschrift zu machen. Eventuell ist das ein Grund dafür, dass Menschen weniger glücklich sind, wenn sie sich in Gegenwart ihres direkten Vorgesetzten befinden, wie die Glücksforschung herausgefunden hat.
Wertschätzung vom Chef ist Arbeitnehmern wichtig
Man täte den Führungskräften jedoch Unrecht, würde man ausschließlich ihnen den Schwarzen Peter zuschieben. Viele haben selbst wiederum Chefs und sind daher in einer so genannten „Sandwich-Position“. Häufig sind sie auch ihrer Doppelbelastung aus operativem Geschäft und zusätzlicher Personalführung von den Kapazitäten her einfach nicht gewachsen. Oder sie haben „Führung“ schlicht und ergreifend nicht gelernt. Und auch die andere Seite der Medaille verdient Beachtung: Wie ist das etwa mit der Zufriedenheit der Chefs mit ihren Mitarbeitern?
Den Mitarbeitern geht es dabei gar nicht um irgendwelche Führungs-High-Tech-Techniken, und sie verlangen auch kein „Hexenwerk“: Vor allem gegenseitiges Vertrauen, das Gespür für die Stimmung und für die aktuellen Themen im Team, das richtige Delegieren, Koordinieren und Organisieren der Arbeiten und das faire Verhalten bestimmen, ob sie mit ihrem Chef zufrieden sind.
Respektvoller Umgang mit Kollegen ist wichtig für einen guten Arbeitsplatz
Die wesentlichen Punkte, die regelmäßig als Kriterien für „Glück am Arbeitsplatz“ genannt werden, sind also vor allem zwischenmenschlicher Natur. Das heißt, dass sie erst durch das Zusammenwirken von zwei oder mehr Menschen und in der Beziehung der Beteiligten entstehen können.
So bedeutet „respektvoller Umgang miteinander“, dass man sich selbst auch gegenüber dem Chef und den Kollegen entsprechend verhält. Und zu einem „guten Betriebsklima“ muss natürlich jeder seinen Teil beitragen. Ebenso wie zur „fairen und offenen Unternehmenskultur“ und zu „guten Beziehungen zu den Kollegen“. Und „Anerkennung für die geleistete Arbeit“ existiert im Idealfall nicht nur von oben nach unten, sondern auch zwischen den Kollegen und – sogar! – von den Mitarbeitern den Chefs gegenüber.
Eine Kündigung wegen eines einzelnen Kollegen lohnt sich übrigens nicht, denn genau diesen „Herrn Müller“ gibt es überall. Nur ist er möglicherweise im neuen Job männlich oder weiblich und heißt nicht Müller, sondern Schmidt, Schneider, Fischer oder sonstwie. Viel besser ist es, an seinen persönlichen Fähigkeiten im Umgang mit Menschen zu arbeiten, da sie einen überall hin begleiten.
Gutes Arbeitsklima durch Wertschätzung und Respekt
Ein respektvoller und wertschätzender Umgang ist eine Grundlage für ein gutes Miteinander. Das gilt grundsätzlich und über alle Hierarchie-Ebenen hinweg. Dazu gehört auch die Höflichkeit, „Bitte“ und „Danke“ zu sagen, das bricht niemandem einen Zacken aus der Krone. Und auch wenn es Konflikte geben sollte, gibt es ein paar ganz einfache Techniken, mit denen die allermeisten rechtzeitig entschärft werden können:
Akzeptieren Sie Ihre Kollegen mit ihren Stärken und Schwächen, wie sie sind. Versuchen Sie nicht, jemanden zu ändern oder gar zu erziehen.
Führen Sie bei eventuellen Unstimmigkeiten oder Problemen möglichst frühzeitig eine Klärung im Gespräch herbei.
Vertreten Sie dabei Ihren Standpunkt, ohne andere angreifen oder gar verletzen zu wollen. Dabei hilft z.B. die so genannte „Gewaltfreie Kommunikation“ nach Marshall B. Rosenberg.
Unter dem Strich lohnt es sich sowohl für Arbeitnehmer wie für Arbeitgeber besonders, daran zu arbeiten, dass alle Mitarbeiter – dazu gehören auch die „Chefs“ – glücklich sind: Glückliche Mitarbeiter verdienen mehr, haben bessere Aufstiegschancen, liefern höhere Qualität, sie machen weniger Fehler und sie arbeiten produktiver und engagierter.