Ihr kennt nun bereits die 10 Gründe fürs Barfußlaufen. Unser Barfuß-Spezialist Burkhard Reinberg läuft selbst nun schon seit 25 Jahren barfuß – in der Natur und manchmal auch in der Stadt. Er berichtet von seinen Eindrücken und Erlebnissen.
Ich bin bereits als Kind gerne barfuß gelaufen, das werden einige von euch sicher auch kennen. Durch Matsch und Sand und Gras und in der Wohnung sowieso. Bis dann irgendwann die Erwachsenen kommen und sagen: “Aber Kind, zieh dir doch mal was an die Füße, du kriegst ja eine Blasenentzündung.”
Dass das nicht stimmt, habe ich schon erklärt. Trotzdem scheinen Eltern immer Angst um ihren Nachwuchs zu haben und ziehen sogar Kindern, die noch gar nicht laufen können, Schuhe an. Wozu soll das gut sein? Das schränkt die Füße bloß ein, die Zehen können sich nicht bewegen und beim Laufenlernen hilft es auch nicht. Okay, wenn das Kind im Kinderwagen durch die Kälte geschoben wird, sollten die Füße natürlich warm gehalten werden. Das geht aber auch mit dicken Socken.
Ohne Schuhe unterwegs, egal was die Leute denken
In der Schulzeit und auch im Beruf – ich war mehrere Jahre Polizist – habe ich, wie die meisten anderen Menschen auch, Schuhe getragen. Mit Mitte zwanzig habe ich viel Leistungssport betrieben und mir einen doppelten Bandscheibenvorfall eingehandelt.
Daraufhin hat mir mein Arzt empfohlen, es doch einmal mit Barfußlaufen auf natürlichem Boden, also zum Beispiel im Wald, zu versuchen. Da war ich erst einmal ein bisschen skeptisch. Was man sich als erstes fragt ist doch: Was werden die Leute denken?
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Das ist wie bei einem Menschen, der plötzlich eine Brille braucht und wenn er sie zum ersten Mal trägt, denkt er, alle würden ihn anstarren. Das ist aber gar nicht so, nur der eigene Fokus liegt zu sehr auf der neue Brille.
Wie oft schaust du zum Beispiel anderen Menschen auf die Füße? Meistens sieht man ihnen ins Gesicht oder läuft einfach so an ihnen vorbei. Und selbst wenn jemand etwas komisches von mir denkt, na und? Meiner Gesundheit helfe ich trotzdem.
Ich habe dann also angefangen, das Barfußlaufen wieder auszuprobieren, erst im Haus, dann im Garten, dann auch mal bei einem Spaziergang im Wald und habe gemerkt: Hey, das tut wirklich gut! Nicht nur meinem Rücken, auch dem Rest meines Körpers und meinem allgemeinen Wohlbefinden. Also habe ich angefangen, mich weiter zu informieren und Bücher über das Barfußlaufen zu lesen und habe schließlich auch selbst eines geschrieben.
Barfußlaufen ist sicher und nicht unhygienisch
Unser Kopf bewirkt aber noch ein weiteres Problem. Nicht nur, dass man darüber nachdenkt, was wohl die anderen Leute sagen. Viele empfinden beim Gedanken an Barfußlaufen Ekel, vor allem, wenn es um das Laufen in der Stadt geht.
Wie oft sieht man Menschen auf den Boden spucken, überall liegen Zigarettenkippen oder Hundekot. Da möchte man selbstverständlich nicht reintreten. Ich kann euch aber versichern: In all den Jahren, in denen ich viel barfuß laufe, bin ich noch nie barfuß in Hundekot getreten – mit Schuhen aber schon. Das liegt ganz einfach daran, dass man barfuß viel mehr darauf achtet, wo man hintritt.
Dann gibt es da natürlich noch die Frage nach der Hygiene. Schließlich ist der Boden in der Stadt vor allem eines: Dreckig. Dazu kann ich nur sagen:
Hast du mal überlegt, was du mit deinen Händen alles anfasst? Türklinken, Haltestangen, Geld, Hände anderer Menschen. Nun fasst sich ein Mensch statistisch gesehen etwa alle sechs Minuten ins Gesicht. Nase, Augen, Mund, irgendwo an die Schleimhäute – und überträgt so Bazillen und Viren, die er an den Händen hat. Wie oft fasst du dir hingegen mit deinen Füßen ins Gesicht?
Klar, meine Füße werden schmutzig. Nicht nur auf Asphalt, auch auf Waldboden. Der Schmutz dringt in die Poren und die Füße werden richtig schwarz. Aber dann wasche ich sie eben mit einem Schwamm oder mit Bimsstein, wenn ich wieder zuhause bin.
Sich häufiger die Füße zu waschen ist generell eine gute Idee, das beugt auch Fußproblemen wie dem Fußpilz vor. Aber immer schön daran denken, die Füße danach auch wieder abzutrocknen, auch zwischen den Zehen. Vor allem, falls man danach dann doch Socken anziehen sollte.
Barfußlaufen hilft gegen kalte Füße und Migräne
In meinen zehn Gründen habe ich ja schon erklärt, dass Barfußlaufen gegen kalte Füße hilft. Nun denkst du vielleicht: Männer haben eh meistens keine kalten Füße. Stimmt, ich kenne das Problem aber von meiner Frau. Sie hatte viele Jahre Frostfüße, aber seit sie regelmäßig barfuß läuft, hat sich das gelegt.
Und nicht nur das, sie hat auch ihre Migräne in den Griff bekommen. Sie hatte früher mindestens einmal im Monat einen wirklich schlimmen Migräneanfall, bis ihr die Ärzte schließlich Medikamente verschrieben haben. Doch die wollte sie nicht nehmen und hat sich selbst etwas mit dem Thema beschäftigt. Mit mentalem Training, Entspannungs-Techniken und Barfußlaufen ist sie jetzt migränefrei – bereits seit 2008. Und völlig ohne Medikamente.
Ihr kennt das bestimmt von früher: Wenn man nach einer Schneeballschlacht oder dem Schneemannbauen die Hände wieder ins Warme bringt, sind sie zuerst noch durch die Kälte recht gefühllos. Und dann werden sie plötzlich richtig heiß. Den gleichen Effekt hat Barfußlaufen für die Füße – ganz einfach eine Frage der Durchblutung.
Eine Alternative: Barfußschuhe
Verzicht kann ein Gewinn sein, jedenfalls, wenn der Versicht sich darauf bezieht, keine Schuhe zu tragen. Es hilft dem Körper und der Psyche und wer einmal angefangen hat, wird nicht wieder aufhören wollen. Das Schöne ist, dass man direkt vom Körper Feedback bekommt und merkt: Da verändert sich etwas.
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, sich ans Barfußlaufen erstmal heranzutasten, nämlich mit Minimalschuhen. Diese sind ein guter Kompromiss, wenn man sich nicht direkt traut, das volle Programm mitzumachen. Minimalschuhe sind so konzipiert, dass der Körper das Dämpfen übernehmen muss, nicht der Schuh, und dass die Zehen einen möglichst großen Bewegungsfreiraum haben.
Gerade wenn man viel über Asphalt läuft und nicht durch Wald und Flur können Minimalschuhe helfen. Zum Beispiel bei einem Marathon, da kann es sonst schnell Blasen an den Füßen geben, wenn man es nicht gewohnt ist. Und wer weiß – vielleicht hat man dann ja irgendwann Lust, es einmal komplett “unten ohne” zu versuchen.
Aufgezeichnet von: Manuela Hartung