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Wassermangel durch Avocadoanbau: Sollten wir aufhören, Avocados zu essen?

Die Avocado ist eine durstige Frucht und wächst nur an feuchtwarmen Orten. Ergo - sie muss tonnenweise nach Deutschland importiert werden, damit unser Avocado-Hunger gestillt werden kann. Das hat verheerende Folgen.
Autorin Esther Hilger
von Esther Hilger
Avocado ist gesund© Brebca - Fotolia.com

Avocado on Toast, Smoothies mit cremiger Avocado, gefüllte Avocado, Avocados auf Handyhüllen, Avocados sind überall. Doch sie schaden dem Klima und der Wasserversorgung.

Die Avocado ist in den letzten Jahres auf den Thron der gesunden Lebensmittel gehoben worden. Verständlich – sie ist lecker, cremig, sehr vielseitig und dabei auch noch gesund. Das Ganze hat aber einen Haken: Avocados haben besonders hierzulande eine sehr schlechte Ökobilanz.

Das Lifestylelebensmittel wird gerne als gesunde Alternative zu Milchprodukten wie Butter und Sahne verwendet. Diese haben bekanntermaßen einen recht hohen Wasserverbrauch in der Herstellung und es handelt sich um Tierprodukte – Nutztierhaltung ist vonnöten. Der Wille, diese Produkte auszutauschen, ist nachvollziehbar und ehrbar. Leider verbraucht die Avocado ähnliche Mengen an Wasser.

Woher kommen die Avocados, die wir hierzulande essen?

Der Avocadobaum hat seinen Ursprung in Mexiko und Zentralamerika. Inzwischen werden Avocados auch in Chile, Peru, Südafrika, Israel und weiteren feuchtwarmen Orten angebaut. Sogar nach Südspanien und Italien hat die Avocado es geschafft.

Nun ist der weite Transport das eine Problem. Dazu kommt noch der hohe Wasserverbrauch der Avocado. Die Frucht verbraucht achtmal so viel Wasser wie eine Kartoffel. Der Anbau von Avocados hat an vielen Orten verheerende Folgen.

In einigen Ländern, darunter Chile, führt der Avocadoanbau zu kritischem Wassermangel. Darüber hinaus werden Waldflächen für neue Anbauflächen gerodet und die Schädlingsbekämpfung kann für Bauern gefährliche Folgen haben.

Tipp: Gekaufte Avocados sollten vor dem Verzehr gründlich gewaschen und abgetrocknet werden. Durch das Öffnen der Avocado können Pestizide (unter anderem Prochloraz), die an der Schale sitzen, ins Innere der Avocado gelangen und mit dem Fruchtfleisch verzehrt werden.

Akuter Wassermangel in Chile durch Avocado-Großanbau

Über die Folgen des Avocadoanbaus in Chile berichtete der Weltspiegel 2018. Der Aktivist und Gründer der NGO Modatima (Bewegung zur Verteidigung des Zugangs zu Wasser, der Erde und des Umweltschutzes) Rodrigo Mundaca sagt: “Wenn allen klar wäre, dass Chilenen ohne Wasser leben müssen wegen der Avocados, dann müsste Europa aufhören, Avocados zu importieren.”

Schon lange werden Avocados in der Region Petorca nicht mehr von Kleinbauern angebaut, sondern durch Großgrundbesitzer. Dort sieht man ausgetrocknete Flussbetten und nebenan saftig grüne Avocado-Haine. Trinkwasser bekommen Anwohner*innen durch Tanklastwagen. Um die riesige Avocado-Nachfrage zu befriedigen, werden Wasserlizenzen gekauft und sogar underirdische Pipelines abgezweigt, um genug Trinkwasser für Avocados zu haben.

Über die verheerenden Folgen des Avocadoanbaus wird schon seit Jahren berichtet. Hat sich seitdem der Konsum in Deutschland reduziert? Im Gegenteil, der Verbrauch steigt sogar. Und auch der Hype ebbt nicht ab. In den letzten zehn Jahren ist der Verbrauch um mehr als das dreifache gestiegen.

Ist der Verzicht von Avocados die einzige Lösung?

Für manche mag das die richtige Entscheidung sein. Doch auch schon eine Konsumreduktion könnte einiges ändern. Irgendwann wird der Trend abnehmen und der Absatz wird wieder fallen. Bis dahin sind jedoch große Flächen dem Avocadoanbau zum Opfer gefallen und millionenfach sind Avocadofrüchte um die Erde geflogen. Beim Konsum von exotischen Lebensmitteln ist definitiv ein kritischer Umgang gefragt.

obs/Warenvergleich.de

Umweltsünde – Avocados in Tonnen

Vergleicht man den Wasserverbrauch für den Anbau von Lebensmitteln, sieht man, Kakao, Nüsse, Sojabohnen und Weitere haben einen wesentlich höheren Wasserverbrauch als die Avocado. Was bedeutet das? Zwar ist die Avocado so gesehen nicht die Umweltsünde schlechthin, doch macht der besonders hohe Konsum den Braten fett.

Lebensmitteltrends sind immer mit Vorsicht zu genießen. Häufig ist uns gar nicht klar, was eine gute PR so ausmachen kann. Gesunde Fette, Antioxidantien, Ballaststoffe, Vitamine, Genießen ohne Verzicht – das kann uns beim Kauf schon mal blind machen. Deshalb sollte man immer mit einem wachen Auge konsumieren.

Wie schaffte die Avocado es auf den Lifestyle-Thron?

Marktcheck befragte den Marketingsoziologen Oliver Errichiello: Wie konnte die Avocado so erfolgreich werden? Eine sehr durchdachte Strategie soll der Grund sein. Produzenten aus unterschiedlichen Ländern schlossen sich zusammen, um die Avocado als gesund und sexy zu vermarkten. Wie wir sehen können – die Strategie ist aufgegangen.

Du bist was du isst – pretty healthy food

The Avocado Show, ein Restaurant, das ausschließlich Speisen mit Avocado anbietet, ist das beste Beispiel für das Image der Avocado. Laut eigener Aussage bieten sie pretty healthy food (schönes, gesundes Essen) an. Modern, gesundheitsbewusst, naturnah, hipp. Das Restaurant wirbt damit, nachhaltige Avocados anzubieten. Leider verbrauchen auch biologisch angebaute (wenn das mit nachhaltigen Avocados gemeint ist) unheimlich viel Wasser und kommen von weit her. Die verwendeten Avocados kommen aus Chile, Mexiko, Südafrika und Peru. Das Konzept geht auf: das Unternehmen wächst, sogar Avocado-Merchandise wird verkauft.

Ist die Avocado also gar nicht so gesund? Man kann sagen – für uns ist die Avocado gesund. Tatsächlich ist sie nahrhaft, reich an ungesättigten Fettsäuren, Ballaststoffen, Kalium und Vitaminen. Doch für Bewohner*innen von Avocado-Anbaugebieten und die Umwelt ist sie problematisch. Ergo: exotische Lebensmittel dürfen keine Massenware sein.

Tierische Produkte haben einen besonders hohen Wasserverbrauch

Wasser-Fußabdruck: Bereits ein fleischfreier Tag pro Woche spart genug Wasser, um 1,5 Jahre täglich warm duschen zu können! – Warenvergleich.de

Deshalb sollte an dieser Stelle nicht außer Acht gelassen werden, dass die Lebensmittel mit geringem Wasserverbrauch dieser Graphik größtenteils pflanzliche sind. Die Lebensmittel mit einem auffällig hohen Wasserverbrauch hingegen sind überwiegend tierische Produkte wie Rindfleisch, Geflügel und Eier.

Autorin Esther Hilger
Esther Hilger
Esther, 1993 in Köln geboren, studiert Sozialwissenschaften und irgendwas mit Medien an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf