Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) ist eine energetische Medizin. Das heißt, Gesundheit ist ein Zustand des energetischen Gleichgewichts und somit der vollkommenen Harmonie. Um die Harmonie zwischen diesen beiden Kräften aufrecht zu erhalten, zirkuliert die Energie (Qi) ständig durch den Körper. Ist das energetische Gleichgewicht zwischen Yin und Yang im Körper gestört, entsteht „Krankheit“.
Lerne, deinen eigenen Qi-Fluss zu erkennen
Verändert sich der Qi-Fluss, führt eine Qi-Fülle zu einer Verengung der Gefäße und dadurch zu einem Blutmangel. Eine Qi-Leere erweitert die Gefäße und bewirkt eine venöse Stauung oder ein Ödem.
Kommt es zu einem Ungleichgewicht im Yin und Yang, ist das geordnete Zusammenspiel der Kräfte gestört. In der westlichen Medizin könnte man dies mit Sympathikotonie oder Vagotonie bezeichnen.
Erschöpft oder hyperaktiv: Beobachte deine Symptome
Bei einem Yang-Mangel (Erschöpfung) ist zu wenig Kraft vorhanden. Typisch ist dabei die Abneigung gegen alles was kalt ist: kaltes Wasser, kalte Räume, kaltes Essen, usw. Wir finden starke Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, ständiges Frieren, eine erschlaffte Muskulatur, eine verminderte Durchblutung und kalte und erschlaffte Haut. Die Schmerzen sind dumpf und in der Tiefe. Dabei handelt es sich hauptsächlich um degenerative und chronische Erkrankungen. Wärme, Druck und Bewegung bessern die Symptome.
Eine Yang-Fülle (Hyperaktivität) zeigt sich durch Ruhelosigkeit, Hyperaktivität, starken Durst, die Muskeln sind gespannt. Es zeigen sich dabei außerdem die klassischen Entzündungssymptome an Haut und Hohlorganen: Rötung, Schwellung, Hitze und akuter Schmerz. Gelenke und Muskeln schmerzen. Hier ist Ruhe und Kühlung angesagt.
Yin- und Yang-Erkrankungen
Ein Yin-Mangel (körperliche Erschöpfung) zeigt Abmagerung, Unruhe und Nervosität, das Gewebe ist allgemein schlaff, die untere Körperhälfte kalt. Druck und Massage werden als sehr angenehm empfunden. Bei einer Yin-Fülle (Schwäche) besteht ein großes Wärmebedürfnis, man friert von innen heraus. Es kommt zu Schwellungen, einer Erweiterung der Gefäße und vermehrtem Schleimauswurf.
Lass mich den Unterschied zwischen einer Yin- und Yangerkrankung am Beispiel „Schmerzen im Gelenk“ verdeutlichen:
Yin-Krankheit:
Nach dem Aufstehen ist man steif und muss sich erst „warm laufen“. Druck oder eine Massage mit oder ohne wärmendes Fluid ist sehr angenehm.
Yang-Krankheit:
Ein entzündetes Gelenk, sei es durch eine Arthritis oder eine Verletzung, ist rot, heiß und geschwollen. Das Gelenk wird nicht belastet, es wird ruhig gehalten, jedes Anfassen verursacht Schmerzen; kalte Umschläge oder Kältesprays lindern die Symptome.
Für die Therapie gilt also: Yin-Krankheiten werden mit Yang (Wärme, Massage, Rotlicht, Moxa, Bewegung…), Yang-Krankheiten mit Yin (Kälte, Ruhe…) behandelt. Fragst du dich auch, ob du einen Sonnenbrand mit heißen Umschlägen und Massage oder die von vielen Frauen gefürchteten monatlichen Regelschmerzen mit Eiswickel behandeln würdest?
Und denke daran: dumpfe, tiefe Bauchschmerzen lieben eine Wärmeflasche. Akute, oberflächliche, spitze Bauchschmerzen können auf eine Appendizitis oder eine andere Entzündung im Bauch hindeuten! Da könnte eine Wärmeflasche gefährlich werden!
Ohrakupunktur bei Rückenschmerzen
Die Behandlung mit Ohrakupunktur hat eine lange Geschichte. Schon in Aufzeichnungen der Ägypter und Chinesen vor etwa 2000 Jahren finden wir Hinweise. Aber auch in unserer Volksmedizin wurde vereinzelt über das Ohr behandelt.
So haben Bauern in der Steiermark Schweine, die an Rotlauf erkrankten, mit Einschnitten ins Ohr behandelt, Piraten einen goldenen (tonisierend) Ohrring am „Augenpunkt“ am Ohrläppchen getragen und damit die Sehkraft gestärkt. Viele kleine Mädchen erhielten früher goldene Ohrringe, „damit sie besser“ sehen konnten. In der „Zigeunermedizin“ wurden Rheuma und Ischias durch Kautern (brennen) ebenfalls über das Ohr behandelt.
Das heute übliche Piercing der Ohren mit Silber- oder Metallringen hat deshalb durchaus auch Auswirkungen auf die Gesundheit. Silber sediert – Metall ist neutral.
Ohrakupunktur: Historischer Überblick
Der französische Arzt Dr. Paul Nogier hörte von nordafrikanischen Patienten von der Behandlung von Rückenschmerzen über das Ohr. Er ging davon aus, dass das Ohr – ähnlich wie Füße oder Hände – eine Reflexzone ist. Nach jahrelanger Arbeit begründete er die moderne Ohrakupunktur und stellte sie erstmals 1956 auf einem Akupunktur-Kongress vor.
Forscher gehen davon aus, dass es besondere Leitungsbahnen zwischen Ohr und Gehirn gibt. So glaubt man, dass die Behandlung von Krankheiten des Zentralnervensystems über das Ohr schneller wirkt als über die Körper-Akupunktur.
In der TCM sind die Ohrpunkte Orte der Konzentration und der Ableitung der reinen Energie der Organe und Eingeweide. Sie ergeben mit den Körperpunkten eine Einheit. Die Energielehre des Yang und Yin wurde in der TCM nicht auf die Ohrakupunktur übertragen, sondern sie hat sich mit den empirisch (aus Erfahrung) gefundenen Punkten begnügt. Ohrpunkte sind Alarmpunkte, d. h. sie schmerzen, wenn man sie drückt und werden so zur Diagnose mit herangezogen. Das hilft, wenn du deine Rückenschmerzen lindern möchtest.
Selbstbehandlung: Anwendungen und Durchführung
Nimm das Ohrläppchen zwischen Daumen und Mittelfinger und suche die schmerzende Stelle „im Bereich der Wirbelsäule“ am Ohr. Dann stimuliere den Punkt mit dem Fingernagel. Es tut weh, aber nach einiger Zeit wird der Schmerz am entsprechenden Ohrpunkt weniger – und auch am Rücken. Der Nullpunkt ist wichtig zur Schmerzlinderung.
Diese symptomatische Behandlung dient der Schmerzbekämpfung und nicht der Ursache. Ohrakupunktur, von Fachleuten ausgeführt, kann sehr wohl die Ursache behandeln.
Achtung! Denke daran, bei unklaren Beschwerden suche einen Arzt oder Heilpraktiker auf!