In Märchen leben Prinz und Prinzessin glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. Im wahren Leben gestaltet sich eine Beziehung jedoch nicht immer so harmonisch. Schließlich prallen in der Liebe zwei verschiedene Menschen mit ihren Erwartungen, Bedürfnissen und Empfindlichkeiten aufeinander – da bleiben Konflikte nicht aus. Mit ein wenig Achtsamkeit in der Beziehung gelingt es dir jedoch, besser mit möglichen Reibereien und Kränkungen umzugehen.
Achtsamkeit für sich selbst entwickeln
Du kannst andere Menschen nicht ändern, aber du kannst deine Einstellung ihnen gegenüber ändern. Wenn du selbst mehr Achtsamkeit für dich entwickelst, erscheinen dir viele vermeintliche Probleme gar nicht mehr so schlimm. Stell dir vor, du wärst ein Baum. Je tiefer, länger und kräftiger deine Wurzeln sind, desto besser kannst du Wind und Wetter trotzen.
Achtsamkeit ist für dich wie das Wasser und die Sonne, die den Baum wachsen lassen. Dabei geht es darum, dich selbst so anzunehmen, wie du bist, und dich selbst zu lieben. Das hat jedoch nichts mit Egoismus oder Ich-Bezogenheit zu tun, sondern mit einer wohlwollenden, humorvollen Haltung dir selbst gegenüber.
Versuche zu akzeptieren, dass du nicht perfekt bist, und vergib dir deine kleinen Unzulänglichkeiten. Das heißt nicht, dass du dich auf deinen Fehlern ausruhen sollst, sondern, dass du dich so akzeptierst, wie du jetzt in diesem Moment bist. So kannst du eine Haltung der inneren Ruhe entwickeln.
In der Beziehung achtsam zuhören
Aus dieser Haltung heraus fällt dir zum Beispiel die Übung des achtsamen Zuhörens leichter. Wenn du spürst, wie sich deine Gedanken und Gefühle überschlagen, zieh dich erst einmal zurück, konzentriere dich auf deinen Atem und beobachte, wie die Gedanken an dir vorüberziehen. Beim achtsamen Zuhören in einer Beziehung lauschst du nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit deinem Herzen und deinem Geist.
Deine Gedanken, Überzeugungen, Meinungen und Ideen sind in dem Moment Nebensache. Sieh deinem Schatz in die Augen und widme ihm deine volle Aufmerksamkeit. Schiebe deine Sorgen, Bedenken oder Vorschläge in eine Ecke deines Hinterkopfs und höre zu, was dein Gegenüber sagt und auf welche Art und Weise.
Vermutlich tauchen dabei automatisch Gedanken in deinem Kopf auf, die dich verlocken, das Gehörte zu kommentieren oder zu bewerten. Versuch, diese Gedanken fließen zu lassen und dich wieder auf das achtsame Zuhören zu konzentrieren. Mit ehrlichen, offenen Fragen kannst du das Gespräch sanft vertiefen.
Wer eine Person liebt oder gern hat, möchte ihr meist helfen, und das ist nicht verkehrt. Halte dich trotzdem mit Urteilen, Lösungsvorschlägen und endgültigen Antworten zurück. Auf diese Weise fängt dein Schatz an, sich selbst zuzuhören, und kann vielleicht ganz allein eine Lösung finden.
Was sind deine Erwartungen?
Erwartungen werden in einer Beziehung früher oder später enttäuscht, da dein Partner oder deine Partnerin selten in allen Punkten dem Idealbild entspricht, das du dir zu Beginn ausgemalt hast. In der Folge entstehen Ärger, Verletzungen und Kränkungen, die zu dauerhaftem Groll werden können. Für die Liebe ist das eine schwere Belastungsprobe.
Probiere also, bei der nächsten Enttäuschung Achtsamkeit zu üben. Erwidere erst einmal nichts auf die Kränkung und beobachte deinen Atem, ohne ihn zu verändern. Du kannst deine Atemzüge dabei mitzählen, manchmal hilft das bei der Konzentration. Spüre in deinen Körper hinein, welche Empfindungen sich bemerkbar machen: ein leichtes Magengrummeln? Verspannungen in den Schultern? Lenke deinen Atem an die entsprechende Körperstelle.
Stell dir vor, du würdest innerlich einen Schritt zurück treten. Aus der Distanz betrachtest du die Situation, deine Erwartungen, Gedanken und Gefühle, ohne zu werten. Ärgere dich nicht, wenn das nicht auf Anhieb gelingt – das erfordert im Eifer des Gefechts ein wenig Übung.
Wenn du dich wieder gefasst hast und noch Klärungsbedarf besteht, kannst du den Konflikt hinterher ruhig und sachlich mit deinem Schatz besprechen, ohne ihm Vorwürfe zu machen.
Gefühlen mit Neugier begegnen
In einer Beziehung bleibt es trotz Achtsamkeit nicht aus, dass du gelegentlich Kummer oder Ärger empfindest. Mach dir in solchen Augenblicken bewusst, dass nicht der andere für die negativen Gefühle verantwortlich ist. Sie werden nicht von dem anderen, seinem Verhalten oder bestimmten Situationen ausgelöst, sondern von deinen Gedanken darüber.
Hat zum Beispiel dein Schatz ein paarmal vergessen, die Spülmaschine auszuräumen, hast du es in der Hand, wie du darüber denkst und diese Unaufmerksamkeit bewertest. Gedanken wie “Das war bestimmt Absicht!” oder “Nie macht er irgendetwas im Haushalt, alles bleibt an mir hängen” sorgen für Frust und Zorn.
Tritt auch hier innerlich einen Schritt zurück und beobachte deine Gedanken und Gefühle mit Fürsorge und Interesse. Mit einer neugierigen Haltung gegenüber deinem Ärger kannst du lernen, wie er zustande kommt. Schritt für Schritt lernst du dann, damit umzugehen und dich davon nicht mehr überwältigen zu lassen.