Die 5-Elemente-Ernährung ist eine einfache und moderne Umsetzung der traditionellen chinesischen Ernährungslehre. Entsprechend der 5 Elemente – Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser – werden Nahrungsmittel primär nach den Geschmacksrichtungen sauer, bitter, süß, scharf und salzig klassifiziert, sekundär nach ihrer Farbe und Form.
Bei der Zusammenstellung der Nahrungsmittel und Zubereitung der Speisen werden außerdem Jahreszeiten und Thermik (das äußere und das innere Klima) berücksichtigt, sowie auch Kochtechniken. Ziel ist es, anhand einer ausgewogenen Ernährung das körperliche Energiesystem in Balance zu halten und dadurch Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern.
Die Entwicklung von Babys und Kleinkindern mit TCM
Die jahrhunderte alte Ernährungslehre lässt sich auch ganz einfach auf die Ernährung von Babys und Kleinkindern anwenden, um schon früh ihre Widerstandskräfte zu stärken und den Grundstein für eine gesunde Ernährungsweise zu legen.
Säuglinge kommen mit einem unfertigen Verdauungssystem auf die Welt. Die Traditionelle Chinesische Medizin geht davon aus, dass es die ersten 7 Lebensjahre braucht, bis sich der Funktionskreis von Magen, Milz und Bauchspeicheldrüse komplett entwickelt und gefestigt hat.
Diese ersten 7 Jahre Ernährung bestimmen daher die Entwicklung des Verdauungssystems und entscheiden darüber, ob ein Mensch in Zukunft ein robustes Verdauungs- und Immunsystem hat oder nicht. Deshalb ist gerade in diesen ersten Jahren die Bekömmlichkeit der Speisen so wichtig.
Tipp 1: Koche für dein Kind!
Gekochte Nahrung gilt in der TCM grundsätzlich als bekömmlich. Denn die Verdauung funktioniert wie ein innerer Kochvorgang, bei dem die Nahrung mit Hilfe der Verdauungssäfte in eine Art „Suppe“ verwandelt wird, bevor sie verwertet werden kann. Daher sind Suppen und gekochte, warme Speisen leichte Kost, weil wenig Energie gebraucht wird, um die Nahrung zu verarbeiten.
Im Gegensatz zu thermisch kalter Nahrung und Rohkost, für die ein hoher Energieeinsatz nötig ist, um sie in „Suppe“ zu verwandeln.
Genau dieser Verdauungsprozess überfordert das noch nicht ausgereifte Verdauungssystem eines Babys und kostet es mehr Energie, als es aus der Nahrung gewinnen kann. Eine Schwächung des Verdauungs- und des Immunsystems sind die Folgen. Und auch für Kleinkinder ist es noch wichtig, die Verdauungskraft über vorwiegend gekochte, thermisch warme Nahrung zu stärken. Bleibe also dran, an den Töpfen!
Tipp 2: Stelle den süßen Geschmack in den Mittelpunkt!
Die Liebe für den süßen Geschmack saugen Babys im wahrsten Sinne schon mit der Muttermilch auf, die mild-süßlich schmeckt und sich zusammen mit der mütterlichen Liebe tief einprägt. Der süße Geschmack bleibt dadurch ein Leben lang der wichtigste, da er uns nährt, beruhigt und entspannt.
Aus Sicht der TCM ist der süße Geschmack außerdem die Quelle für Qi und sollte daher im Vordergrund jeder Mahlzeit stehen: 80 Prozent der Nahrung eines Erwachsenen sollte süß schmecken und beim Kind sogar 90 Prozent! Wenn wir beobachten, wie viel Energie gerade Kleinkinder am Tag verbrauchen, die meistens nur rennend, hopsend und springend unterwegs sind, ist es kein Wunder, sondern völlig normal, dass sich hier auch ein großes Verlangen nach Süßem zeigt.
Für den gesunden Energieaufbau bieten sich Nahrungsmittel mit einem natursüßen Geschmack an, den viele Grundnahrungsmittel haben: Getreide, Obst, Fleisch, Gemüse, Nüsse und Samen, sowie hochwertige Fette und Öle. Auch Hülsenfrüchte haben einen mild-süßen Geschmack. In den ersten Lebensjahren reichen daher Getreidebreie, süßes Gemüse und Obst (zum Beispiel als Kompotte) völlig aus, um das Verlangen nach natürlicher Süße als Energiespender zu befriedigen.
Und Kinder, die an diese natürlich milde Süße von klein auf gewöhnt sind, entwickeln auch wesentlich weniger Interesse und Verlangen nach Süßigkeiten als Kinder, die schon an Löffeln mit Nutella nuckeln, bevor sie ihren ersten Zahn haben.
Tipp 3: Achte auf die Thermik!
In der Ernährungslehre nach TCM werden Nahrungsmittel auch nach ihrer thermischen Wirkung auf den Körper kategorisiert. Die Basis dafür bildet die Einteilung in ihre kühlende, erfrischende, neutrale, wärmende und erhitzende Wirkung. Damit ist nicht ihre Temperatur in Celsius gemeint, sondern wie sie in unserem Körper wirken. Denn Nahrung kann Kälte wie auch Hitze in uns erzeugen.
Bei der Kategorisierung nach Thermik können wir uns gut auf unser Gefühl verlassen – der Körper weiß, was uns gut tut. Wenn wir unsere Nahrung achtsam zu uns nehmen und beobachten, was sie im Inneren auslöst, erkennen wir selbst, ob die Nahrung wärmend, kühlend oder neutral wirkt. Und können auch selber feststellen, was zum Beispiel Salat versus Suppe bewirkt.
So bevorzugen wir im Winter ganz natürlich mehr gekochte Speisen, etwa Gemüsesuppe oder deftige Eintöpfe, während wir im Sommer automatisch zu erfrischenden oder sogar kühlenden Zutaten greifen, wie zum Beispiel Tomaten, Gurken oder Salat.
Für die Ernährung von Babys und Kleinkindern sollten wir die Extreme wie thermisch kalte Nahrungsmittel komplett meiden. Diese überfordern die noch nicht ausgereifte Verdauungskraft, was bedeutet, dass der Organismus mehr Energie braucht, um sie zu verdauen, als er aus ihr gewinnen kann.
Die Folge: Der Organismus wird abgekühlt und die Immunkraft geschwächt. Dies gilt im übrigen für alle Südfrüchte (die dazu dienen, Menschen in den heißen Klimazonen, aus denen sie stammen, zu erfrischen und zu kühlen), diese sollten daher weitestgehend vermieden werden.
Tipp 4: Verwende regionales, saisonales Obst und Gemüse!
Geeigneter sind regionale und saisonale Obstsorten, die du außerdem frischer (ohne lange Transportwege und Lagerzeiten) und günstiger bekommst, zum Beispiel Äpfel, Birnen, Aprikosen, Pfirsiche, Himbeeren, Pflaumen und Zwetschgen. Zwar haben diese auch vielfach eine erfrischende Wirkung, die allerdings durch kurzes Kochen gemildert wird. So sind sie auch leichter verdaulich, während ihre Vitamine und Enzyme weitestgehend erhalten bleiben.
In Sachen Gemüse sind Möhren ein guter Anfang für die Beikost. Sie sind thermisch warm und werden durch ihre milde Süße meist gut von Babys angenommen. Auch andere Sorten Wurzelgemüse wie Kürbis, Süßkartoffeln, Pastinake, Topinambur, Rote Bete, Kohlrabi oder Knollensellerie haben einen natürlich-süßen Geschmack und sind thermisch warm, weshalb sie besonders gut geeignet sind, die Verdauungsorgane zu stärken.
Als Faustregel können wir uns auf das verlassen und mit dem kochen, was der Bauer, Bio- oder Wochenmarkt gerade anbietet. In dieser Hinsicht hat die Natur schon alles optimal eingerichtet. Was regional und saisonal wächst, bietet meist den passenden Ausgleich zu den Jahreszeiten.
Tipp 5: Gib deinem Kind Kuhmilch nur als Ausnahme!
Die Werbung und unsere Milchlobby propagiert, dass Kinder das Kalzium aus der Milch brauchen, um starke Knochen zu bekommen. Tatsächlich ist es aber umstritten, ob der Körper das Kalzium aus der Kuhmilch überhaupt aufnehmen kann.
Sicher ist aber, dass es genügend andere kalziumreiche Nahrungsmittel gibt, sodass wir nicht auf Milchprodukte zur Kalziumversorgung angewiesen sind (zum Beispiel Mandeln, Mohn, Sesam, Brokkoli, Kohl, Haferflocken, Hirse, Vollkornreis, Trockenfrüchte, Linsen). Da Milch aus Sicht der TCM außerdem stark verschleimend und eher erfrischend wirkt, stellt sie in der Ernährung von Babys und Kleinkindern eine Ausnahme dar.
Tipp 6: Biete lieber unverarbeitetes Getreide als Brot an!
Brot gehört in unserer Gesellschaft zur täglichen Ernährung und auch schon den Kleinsten wird gerne ein trockenes Stückchen Brot angeboten. Die thermische Eigenschaft von Brot ist jedoch kühlend und verlangt dem Magen einiges ab, um es in die oben erwähnte „Suppe“ zu verwandeln. Dadurch wird die Entwicklung der Verdauungskraft empfindlich geschwächt und kostet den kleinen Körper mehr Energie als es ihm gibt.
Tipp 7: Wechsele vom Brei zum warmen Frühstück!
Auch wenn die Breizeit vorbei ist, lohnt es sich, weiterhin morgens für dein Kleinkind zu kochen. So kannst du Babys morgendlichen Getreidebrei langsam zu einem warmen Getreidefrühstück abwandeln, das du im Idealfall mit deinem Kind zusammen isst – es spendet Wärme, vermittelt Geborgenheit und sorgt für einen sanften Start in den Tag.
Aber es kann noch mehr! Denn zwischen sieben und elf Uhr läuft unsere Verdauungskraft auf Hochtouren, wir verwerten unsere Nahrung ein Vielfaches einfacher und bekommen so die nötige Energie für den Tag. Unsere Kinder, wie auch wir Erwachsene!