Ölziehen verspricht weißere Zähne, frischeren Atem, eine entzündungshemmende Wirkung in Mund- und Rachenraum und Abhilfe bei anderen Krankheiten. Ein genauerer Blick in Materie: Was ist bewiesen und was nicht?
Was ist Ölziehen?
Das Ziel des Ölziehens (Oil Pulling) ist es, Bakterien und Keime im Mund mithilfe von Speiseölen zu binden und somit zu entfernen. Sprich, eine Entgiftung für den gesamten Rachenbereich. Indem man das Speiseöl im Mund lange genug spült, werden Giftstoffe gebunden, die allein durch Wasser und Zahnpasta nicht entfernt werden könnten.
Eine ganzheitliche Reinigung beginnt am Morgen
Wer im Frühling eine reinigende Kur (sei es eine Saftkur oder eine andere Form des Detox) beginnt, sollte das Ölziehen als unterstützenden Prozess in Betracht ziehen. So kann der gesamte Mund- und Rachenbereich von Bakerien befreit werden.
Wer die Ölkur am Morgen durchführt, beginnt den Tag mit einem beruhigenden, befreienden Ritual und schafft sich somit neue Gewohnheiten, die bei einer Ernährungsumstellung sehr hilfreich sind und dauerhaft unterstützend wirken.
Wie Rituale helfen können? Es beginnt ein neuer Abschnitt, ob dauerhaft oder zeitweilig und dieser kann zu Beginn holprig sein. Anstatt den Tag wie gewohnt mit Kaffee und Frühstücksfernsehen zu beginnen, kann es also hilfreich sein, dem Tag einen ganz neuen, frischen Anfang zu geben.
Das Ölziehen als erste Tätigkeit des Tages einzubauen, unterstützt nicht nur die physische Gesundheit, sondern setzt auch den Ton für den Tag.
Währenddessen noch die Lieblingsmusik auflegen oder zum Radioprogramm tanzen macht gleichzeitig noch wach – und da, wie wir wissen, die Lieblingsmusik das Glückshormon Dopamin freisetzt, schafft man sich so einen besonders angenehmen Start in den Tag.
Die Geschichte des Ölkauens
Entstanden ist die Heilmethode in der Ayurvedischen Medizin, sprich in Indien. Schon seit tausenden von Jahren wird die Technik angewendet, um nicht nur den Rachenraum, sondern den ganzen Körper zu entgiften.
Wie funktioniert die Ölziehkur?
Sobald man über einen längeren Zeitraum hinweg regelmäßig (normalerweise täglich) Öl zieht, spricht man von einer Ölziehkur.
Man braucht einen Ess- oder Teelöffel, ein Speiseöl und gegebenenfalls eine Zahnbürste griffbereit. In der Regel wird die Menge, die auf einen Esslöffel passt empfohlen, allerdings berichten viele Menschen mit starkem Würgereiz zu Beginn keinen ganzen Esslöffel Öl “kauen” zu können. Daher scheint es sinnvoll, mit der Menge eines Teelöffeln zu beginnen.
Diese soll ungefähr 15, besser 20 Minuten gegurgelt werden. Eine besondere Technik ist dabei nicht notwendig, es lohnt sich jedoch, darauf zu achten, dass Öl auch immer wieder zwischen den Zahnzwischenräumen “entlangzuziehen”, damit sich auch die dort versteckten Bakterien und Keime lösen und mit dem Öl binden.
Wer anfangs noch nicht mit der Konsistenz, der Menge oder dem Geschmack zurecht kommt, sollte sich nicht quälen und die Zeit lieber kürzen. Mit der Zeit gewöhnt man sich an den Prozess. Zum Schluss sollte das Öl nicht geschluckt werden – logisch, die Giftstoffe sollen ja entfernt werden und nicht wieder im Verdauungsapparat landen.
Am besten auch nicht ins Spülbecken spucken, da Öl die Rohre verstopfen kann. Sprich – ab damit in den Müll.
Welche Öle eignen sich?
Der Klassiker, der sich auch hier durchgesetzt hat ist definitiv Kokosöl. Vorteile sind unter anderem der gute Geschmack und die gesundheitlichen Vorzüge. Für welches Öl man sich entscheidet, ist letztlich Geschmackssache. Andere Flüssigkeiten, die nicht binden, sind ungeeignet.
Da die Schleimhaut Teile des Öls aufnimmt und – wie gesagt – auch mal Teile verschluckt werden, sollte das Öl ein kaltgepresstes Pflanzenöl sein.
Auch gerne genutzt wird Sesamöl, der einzige Nachteil ist hier die Verfügbarkeit und der Preis. Häufig wird Sesamöl nur in kleinen Flaschen verkauft und wäre somit schnell verbraucht.
Empfehlenswerte Pflanzenöle sind:
- Kokosöl
- Sesamöl
- Olivenöl
- Rapsöl
- Sonnenblumenöl
- Leinöl und
- Rizinusöl
- Weizenkeimöl
- Schwarzkümmelöl
Wie lang muss mit dem Öl gespült werden?
Man geht davon aus, dass das Öl zwanzig Minuten braucht, um wirklich jeden Punkt im Mund- und Rachenraum berührt zu haben. Für die gesamte Reinigung lohnt sich der Zeitaufwand. Natürlich ist das ganze nicht als schwarz-weiß zu betrachten. Wer sich schwer damit tut, zwanzig Minuten dafür aufzubringen, wird auch in kürzerer Zeit Giftstoffe binden können – nur eben nicht ganz so gründlich.
Wie lang eine Ölziehkur andauern sollte ist nicht klar definiert. Es empfiehlt sich immer, die eigenen Erfahrungen genau zu beobachten, denn wie sich die Gesundheit und Zahnhygiene entwickelt ist letztlich komplett individuell.
Ölziehen: Eine kleine Schritt-für-Schritt Anleitung
- Entferne deinen Zungenbelag mithilfe eines Zungenreiniger (Zungenschaber) oder einer Zahnbürste.
- Reinige deinen Zahnzwischenräume mit Zahnseide. Solltest du die Kur immer am Morgen durchführen, ist dieser Schritt optional, wenn Zahnseide am Abend benutzt wurde.
- Wähle ein Öl nach Belieben.
- Je nachdem, wie gut du dich schon an das Ölziehen gewöhnen konntest, nimm einen Tee- oder Esslöffel und befülle ihn mit dem von dir gewählten Öl.
- Beginne das Öl in deinem Mund herum zu spülen.
- Ziehe das Öl durch die Zahnzwischenräume und achte darauf, das Öl in alle Ecken zu bringen.
- Beginne mit 5 Minuten als “Ölzieh-Anfänger” und arbeite dich hoch auf 20 Minuten. Achte dabei auf dein Bedürfnis und quäle dich nicht – es braucht ein wenig Zeit, bis du dich daran gewöhnt hast.
- Zum Ende des Ölspülens, solltest du die Reste in einen Mülleimer spucken. Hat das Öl eine milchig-weiße Farbe angenommen, spricht es für die Reinigung der Bakterien.
- Um die letzten Reste in deinem Mund zu beseitigen, kannst du etwas Salz in ein Glas geben und mit Wasser auffüllen. Die Mischung einen Moment gurgeln und kurz im Mund spülen.
- Zum Schluss kannst du deine Zähne putzen (was du nie vor dem Ölziehen tun solltest).
Die Wissenschaft bestätigt die Wirkung gegen Mundgeruch und Plaque
Der Grund für Mundgeruch können unter anderem die Bakterien Streptokokkus Mutans sein. 2016 bestätigte eine Studie, die Senkung dieser Bakterien in Verbindung mit Kokosöl durch Ölziehen. Entsprechend wirkt Ölziehen wie eine antibakterielle Mundspülung.
Was den gesundheitlichen Vorteil betrifft, sind die wissenschaftlichen Nachweise dürftig gestreut. Lediglich eine Studie aus dem Jahr 2015 konnte den positiven Effekt auf Zahnbelag durch Ölziehen, wieder in Verbindung mit Kokosöl, nachweisen. Entsprechend soll das Risiko einer Zahnfleischentzündung gesenkt werden.
Kann die Ölziehkur Krankheiten heilen?
Hat das Ölziehen wirklich eine Effekt auf den Giftstoffhaushalt im ganzen Körper? Diese Frage bleibt offen. Ist der Anspruch an eine Ölkur tatsächlich, den Körper zu entgiften? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Bislang kann die Wissenschaft keinen Einfluss auf die Linderung von Krankheiten außerhalb des Mund- und Rachenraums beweisen.
Hat Ölziehen Nebenwirkungen?
Immer häufiger kommen Aufrufe auf, Kokosöl nicht im Übermaß zu verwenden. Wie viele andere Exoten müssen auch Kokosnüsse eine lange Reise auf sich nehmen. Eine faire Produktion und Transportwege mit geringem ökologischen Fußabdruck sind nicht selbstverständlich. Nebenwirkungen auf die Umwelt hat das Kokosöl dementsprechend. Wie mit allem, ist auch Kokosöl in Maßen zu genießen. Beim Ölziehen spricht auch nichts dagegen, dass Öl ab und an auszutauschen.
Einen gesundheitlichen Nachteil kann man nicht davontragen, solange man hochwertige Öle verwendet, die man auch sonst in der Küche oder als Kosmetik verwendet. Lediglich schlucken sollte man das Öl zum Ende hin nicht, da die gebundenen Giftstoffe eliminiert werden sollen.