Afrika erleben – Eintauchen in den kenianischen Alltag und Neues mitnehmen für das eigene Leben. Mit der innovativen Projektreise, die der gemeinnützige Verein „Lebendige Kommunikation“ in Kooperation mit dem Fuldaer Wissenschaftsinstitut CENTER for PROFS durchführt, lernen mitreisende in Kenia ein ganz anderes Leben kennen. Ein Erfahrungsbericht von Nina Molz.
„Mir selbst etwas Besonderes gönnen“ – mit diesem Wunsch begann mein Abenteuer „Afrika“, das ich zusammen mit neun Frauen aus ganz Deutschland erlebte. Die Sonne Afrikas, das satte Grün und die rote Erde waren meine ersten Eindrücke, als wir Richtung Südwesten Kenias fuhren.
Dort, in der Nähe des Viktoriasees, lebt Lencer, unsere Gastgeberin und ihre Familie. Sie gehört zur Frauengruppe der Luo, die seit über 30 Jahren eine intensive Freundschaft mit dem Verein „Lebendige Kommunikation mit Frauen in ihren Kulturen“ (LebKom) verbindet. Gemeinsam entwickelten sie das Mit-Reiseprojekt „As Friends to Kenya“, das uns zehn Frauen zusammengeführt hat, um gemeinsam mit der Luo-Familie zu leben, in ihren Häusern zu schlafen, mit ihnen auf das Feld zu gehen und dort mit ihren Werkzeugen zu arbeiten. Gemeinsam ihre Mahlzeiten zu kochen und zu essen.Kurzum: für 17 Tage den eigenen Alltag zu verlassen und in das Leben kenianischer Menschen einzutauchen.Noch bevor wir Lencers Häuser sehen, hören wir den Gesang der großen Familie und dann kommt eine Schar Frauen und Kinder tanzend und singend auf uns zu. Wir steigen aus dem Bus und sind umgeben von frohem Lachen und rhythmischem Singen und Tanzen. Die mir, einer Fremden, entgegengebrachte Freude und Herzlichkeit bewegen mich sehr.
Die nächsten Reisen
Wer sich diese besondere Reise gönnen will, kann auf www.mit-reiseprojekt-kenia.de oder unter 0661 – 64125 mehr erfahren. Für 2018 sind noch Plätze frei.
2018
- Projektreise Ostern 23.03. – 07.04.2018 € 2.895,00
- Vorbereitungsseminar: 03. /04.03.2018 € 99,00
- Projektreise Herbst 12.10. – 27.10.2018 € 2.895,00
- Vorbereitungsseminar: 22. /23.09.2018 € 99,00
Von den Kenianerinnen lernen
Der Tag beginnt mit dem Hahnenschrei. Erste Sonnenstrahlen dringen in unser gemütliches Home und tauchen es in warmes Licht. Von draußen höre ich die helle Stimme von Lencer. Sie nutzt die Stunden vor der Hitze Afrikas für die Feldarbeit. Die Hacke geschultert, macht sie sich mit aufrechtem Gang auf den Weg. Kenianische und deutsche Frauen greifen sich ebenfalls Werkzeuge und gehen mit.
Feldarbeit ist in Kenia Frauenarbeit. Die meisten Männer gehen unter der Woche in der Stadt ihren Geschäften nach.
In der Küche, einer eigenen Hütte auf Lencers Grundstück, treffe ich Beatrice. Sie hat bereits in der Feuerstelle aus drei Steinen das Feuer entfacht und bereitet Porridge zu, das „tägliche Brot“ unserer großen Familie, ein nahrhafter Maisbrei. Der Mais wird vom Feld nebenan geerntet und unmittelbar gekocht.
Dazu gibt es Bananen, Mango, Papaya und Avocado, frisch gepflückt duften sie, wie nur unter der Sonne gereiftes Obst riechen kann. Wir tauchen bewusst in den Alltag unserer kenianischen Familie ein und lernen jeden Tag mehr ihren Lebensalltag kennen und schätzen. Und wenn wir am Abend im Schein der Petroleumlampe zusammensitzen, hören wir gespannt zu, wenn sie uns von ihrem Leben, ihrer Kultur und Tradition berichten und wir tun es ebenso von unserem Leben.
Durch das Eintauchen in den Alltag und das Verstehen der jeweils anderen Kultur weicht Stück für Stück das Gefühl der Fremdheit und es entsteht ein Miteinander. Wir begegnen uns unabhängig von Hautfarbe und Kultur und entwickeln Freundschaften.
Bevor der Abend zu Ende geht, laden uns unsere neu gewonnenen Freundinnen und Freunde ein, ihre Lieder zu lernen.
Wir singen gemeinsam und tanzen ausgelassen. Im Nu ist die Lebensfreude unserer Gastgeberinnen auf uns alle übergesprungen und wir begreifen, dass wir kenianische Kultur erleben.
Wir schließen die Kluft zwischen Schwarz und Weiß, eine einzigartige, neue Erfahrung, denke ich glücklich, als ich unter dem Moskitonetz in meinem Bett liege.
Gesundheitsstation und Wasserprojekt: Nachhaltiges bewirken
Mit Menschen in ihrer anderen Kultur zu leben, wie wir es im Mit-Reiseprojekt tun, heißt auch, neue Wege der Entwicklungszusammenarbeit kennenzulernen, durch die unsere Freundinnen ihre Lebenssituation verbessern.
Lencer führt uns zu der Gesundheitsstation, die ihre Frauengruppe und LebKom zusammen aufgebaut haben. Vor dem Gebäude stehen ca. 20 Stühle. Alle sind besetzt. Frauen, Männer und Kinder erhoffen sich hier von dem ausgebildeten Fachpersonal medizinische Versorgung und sie erhalten sie. Lencer berichtet, bevor es diese Station gab, kam für manche medizinische Hilfe zu spät, weil das nächstgelegene Krankenhaus zu weit entfernt war. Ihr Traum sei gewesen, dies zu verändern und für die Menschen in ihrer Region medizinische Hilfe sicherzustellen.
Durch das Mit-Reiseprojekt wurde ihr Traum wahr. Denn die kenianischen Frauen erwirtschaften sich aus dem gemeinsamen Projekt ein Einkommen. Mit diesem und der kontinuierlichen Begleitung durch eine Sozialpädagogin von LebKom, haben sie die Gesundheitsstation aufgebaut. Heute ist sie besonders für alle Frauen in der Region ein Segen, da sie hier auch in Fragen der Familienplanung, Schwangerschaft und Geburt Unterstützung finden.
Aktuell verwirklichen die afrikanischen Frauen und LebKom auf der gleichen Grundlage das Projekt „Gesundes Wasser“, mit dem schon bald Regenwassertanks die Frauen und ihre Familien mit sauberem Wasser versorgen.
„Es war ein echtes Erlebnis, so hautnah zu erleben, was sich ändern kann, wenn man sich zusammenschließt, Ideen konsequent verfolgt und Freunde hat, die beraten und unterstützen, aber nicht bevormunden“, fasst Claudia, eine Mit-Reisende aus Thüringen, ihre Gedanken über die nachhaltige Zusammenarbeit von LebKom und den kenianischen Frauen in Worte und wir stimmen ihr zu.
Abschied und Wiedersehen auf der Begegnungsreise
Zu schnell heißt es Abschied nehmen. Wir singen und tanzen miteinander und tauchen noch einmal in die Lebensfreude unserer kenianischen Freundinnen ein.
Ich nehme weit mehr mit nach Hause als ich vor dieser Reise erahnen, geschweige denn mir vorstellen konnte: Freundschaft. Zu Menschen, deren Leben zu meinem nicht verschiedener sein kann.
Dankbar blicke ich auf die zurückliegenden Wochen zurück: Unsere neu gewonnenen Freundinnen begegneten mir von Anfang an mit Offenheit, Herzlichkeit und Vertrauen und ermöglichten auch mir, mich ihnen zu öffnen. Das Eintauchen in ihr Leben lässt mich meines aus einer neuen Perspektive sehen. Neben einem von Hand getöpferten Topf, ist dieses das größte Geschenk von Ihnen, das ich in meinen Koffer packen darf.
Am nächsten Morgen ist es soweit. Auf den uns vertraut gewordenen holprigen, unbefestigten Straßen verlassen wir unsere Freundinnen. Wir winken, bis wir sie nicht mehr sehen können.
Jetzt wird jede still bis Elzbieta die Stille unterbricht. „Ich komme wieder“, sagt sie und spricht uns allen aus dem Herzen. Die Aussicht auf ein Wiedersehen macht uns den Abschied leicht.
Nairobi 1985. Weltfrauenkonferenz. Die Fuldaer Professorin Dr. Muthgard Hinkelmann-Toewe begegnet der kenianischen Lehrerin Jane Oloo und wird von dieser in ihr ‚Home‘ ins Hochland Kenias eingeladen. Eine einzigartige Entwicklungszusammenarbeit beginnt. Im Mittelpunkt: die Anliegen der kenianischen Frauen. Unter Einsatz deutscher Fachkräfte (im wert-zentrierten Ansatz ausgebildete Diplom-Sozialpädagoginnen), die den Lebensalltag mit ihnen teilen und die zuhören, ohne zu bewerten oder zu verurteilen, werden auf gleicher Augenhöhe und unter Einbeziehung der Männer Lösungen erarbeitet und Hand in Hand umgesetzt.
Eine Reihe innovativer Projekte, die die Lebenssituation der Frauen nachhaltig verbessern, gehen daraus hervor. Als die deutsche Öffentlichkeit von dieser neuen Qualität des Miteinanders (von Frauen zweier Kulturkreise) (und von der Lebenssituation der kenianischen Frauen) erfährt, werden wir gefragt, ob möglich ist, mit zu reisen. Die Idee unseres Mitreiseprojektes entstand.
Die ganz andere Art zu reisen: Nachhaltig, Kommunikativ und Frauen stärkend.