Der Wechsel auf Ökostrom ist eine der unkompliziertesten Möglichkeiten, etwas für den Umweltschutz zu tun. Viele Menschen scheuen jedoch den Aufwand, erst einmal zu recherchieren und herauszufinden, welcher Anbieter wirklich unterstützenswert ist und was man beim Tarifwechsel beachten muss. Deshalb haben wir hier einmal alle wichtigen Informationen zusammengetragen.
Warum überhaupt Ökostrom?
Ein beliebtes Argument gegen die private Investition in Ökostrom ist: “Aus der Steckdose kommt eh derselbe Strom wie vorher”.
Dass dieses Argument hinkt, sollte eigentlich jedem relativ schnell klar sein, denn mit dem Kauf von Ökostrom fördert man, dass immer mehr Strom auf dem erneuerbaren Weg produziert wird.
Und das wiederum ist aus mehreren Gründen anzuraten:
- Irgendwann werden die fossilen Brennstoffe aufgebraucht sein. Das wird uns schon seit Jahren gepredigt und natürlich mag manch ein Klimazweifler anführen “Und trotzdem ist das Öl noch nicht alle”. Nein, ist es nicht, und es gibt auch immer noch große Reserven – es wird aber immer schwieriger und umweltschädlicher, diese zu nutzen, Stichwort Fracking. Je tiefer wir bohren, desto größer werden die Risiken zur Wasserverschmutzung, Freisetzung von Treibhausgasen usw.
- Strom aus Kohle, Erdöl oder Erdgas verschärft den Treibhauseffekt. Die Verbrennung fossiler Brennstoffe ist der prozentual größte Verursacher von CO2.
- Atomstrom erzeugt zwar keine Treibhausgase, allerdings stellt uns der atomare Abfall vor Umweltprobleme, die wir noch gar nicht wirklich absehen können.
Aus welchen Energiequellen stammt Ökostrom?
Als erstes sollte man natürlich darauf achten, dass der Strom wirklich aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird und es sich nicht etwa um umettikierten Atomstrom handelt. Zu den erneuerbaren Energien zählen:
- Solarenergie: Aktuell wird etwa 2% des Stroms weltweit aus Solarkraft gewonnen. Dazu gehören Photovoltaikanlagen, solarthermische Kraftwerke oder Solarwärmeanlagen.
- Windenergie: Ca. 8% des deutschen Stroms werden durch Windenergie erzeugt. Unterschieden wird zwischen Onshore und Offshore Windanlagen, also an Land oder auf dem Wasser.
- Biomasseenergie: Hier werden nachwachsende Rohstoffe verbrannt, etwa Holz, Stroh oder Abfälle aus der Landwirtschaft wie Gülle oder Festmist. Dies ist logischerweise zwar erneuerbar, jedoch nicht CO2 neutral!
- Geothermie: Die Geothermie nutzt die natürliche Erdwärme, zum Beispiel mittels Wärmepumpen. Teilweise dringen Geothermie Systeme in bis zu 5000m Tiefe vor.
- Wasserkraft: Laufwasserkraftwerke nutzen die Strömung eines Flusses oder Kanals, während Speicherkraftwerke das Gefälle von Talsperren oder Seen nutzen. In Deutschland sind etwa 20% der Wasserkraftwerke Speicherkraftwerke und 80% sind Laufwasserkraftwerke.
Wenn du nur bestimmte Quellen nutzen willst, solltest du dich beim Anbieter genau informieren, manche nutzen etwa ausschließlich Wasserkraft oder garantieren, dass sie CO2 neutral produzieren.
Um dir die Vorauswahl zu erleichtern, gibt es auch verschiedene Siegel, die etwa anzeigen, dass der Energielieferant nicht nur Ökostrom liefert, sondern auch den Ausbau der erneuerbaren Energien fördert.
Diese wichtigen Ökostrom-Label gibt es
OK Power:
- Dieses Gütesiegel zeigt dir, dass zu 100% Ökostrom verwendet wird und dass das ausgezeichnete Energieunternehmen den Ausbau erneuerbarer Energien fördert, pro verkaufter kwH zwischen 0,2 und 0,5 Cent.
- An die erneuerbaren Energiequellen werden weitere Ansprüche gestellt, zum Beispiel ist Solarstrom oder Strom aus Windkraft, der in Naturschutzgebieten gewonnen wird, nicht zulässig.
- Auch Wasserkraftwerke müssen Standards einhalten, um die Biosphäre möglichst wenig zu beeinträchtigen.
- Der Ökostromanbieter darf keine wesentlichen finanziellen Beteiligungen an Atom-, Braunkohle oder neuen Steinkohlekraftwerken haben.
- Der Endverbraucher muss transparent über alle Kosten aufgeklärt und fair behandelt werden (zB. keine Vorkasse)
- Es wird von einem gemeinnützigen Verein aus Hamburg vergeben, getragen vom Öko-Institut e.V. und der HIR Hamburg Research GmbH.
Grüner Strom:
- Schon seit 1998 bewertet dieses Siegel Energiekonzerne.
- Auch hier muss 100% Strom aus erneuerbaren Energien verwendet werden, außerdem muss ebenfalls pro verkaufter kwH Strom ein fester Betrag in neue Anlagen und Energieprojekte investiert werden. Bei einem Verbrauch bis zu 10.000 kwH im Jahr wären das 0,5 Cent, steigt der Verbrauch, sinkt der Beitrag.
- Wind-, Wasser- und Photovoltaikanlagen müssen verschiedene Umweltkriterien erfüllen, so sollten Photovoltaikanlagen etwa nur auf bereits versiegelten Flächen errichtet werden.
- Ökostrom, dessen Erzeuger zusätzlich Atom- oder Kohlekraftwerke betreibt, wird nicht ausgezeichnet. Außerdem darf der Energiekonzern nicht an einer Betreibergesellschaft mit Stammkapital oder Grundkapital beteiligt sein.
- Der Labelnehmer ist verpflichtet, seinen Kunden Energiespartipps bereitzustellen
- Träger sind hier verschiedene Umweltverbände, zum Beispiel “Nabu” und “Die Verbraucherinitiative”.
EKOEnergy:
- Dieses Ökolabel operiert Europaweit, zu den Mitgliedern zählt aktuell nur eine deutsche Organisation, nämlich “Global 100% Renewable”.
- EKOEnergy erlaubt nur Strom aus erneuerbaren Quellen, auch Kernkraft ist untersagt
- Der Bau von Stromanlagen in Naturschutzgebieten etc. ist nur erlaubt, wenn er “vom Vorstand nach Beratung mit entsprechenden Interessengruppen genehmigt wurde” und wenn gewisse naturschützende Kriterien erfüllt werden
- Pro verkaufter kwH Energie wird ein festgesetzter Betrag (aktuell 0,1 Cent) in den EKOEnergy Fond eingezahlt, der für den Ausbau erneuerbarer Energien verwendet wird.
- Ob die Anbieter an Atom- und Kohlekraft beteiligt sein dürfen, ist nicht ersichtlich
- Aktuell sind etwa 40 europäische Umweltorganisationen am Siegel beteiligt
TÜV:
- Vom TÜV gibt es direkt mehrere verschiedene Auszeichnungen. TÜV Nord und Süd haben jeweils unterschiedliche Siegel und leicht unterschiedliche Kriterien.
- TÜV Nord – Geprüfter Ökostrom: Hier sind die Kriterien 100% Strom aus erneuerbaren Energien und 0,25 Cent pro kwH müssen in den Ausbau derselben gesteckt werden ODER es muss mindestens ein Drittel des Stromes aus neuen Anlagen stammen, die nicht älter als sechs Jahre sein dürfen.
- TÜV Süd – EE01 und EE02: Das EE01 Siegel fokussiert auf die Förderung von Neuanlagen, 30% der Liefermenge muss aus neuen Kraftwerken stammen. Beim EE02 Siegel hingegen muss der Erzeuger lediglich den eigenenen Anteil an erneuerbaren Energien fördern. Im Umkehrschluss heißt das, EE02 Ökostrom kann auch von einem Unternehmen kommen, das an andere Verbraucher Atomstrom verkauft.
- Die TÜV Siegel garantieren nicht, dass der Anbieter nicht in irgendeiner Form an Atom- oder Kohlekraftwerken beteiligt ist.
Wie wechsele ich meinen Stromanbieter?
Der Stromanbieterwechsel ist tatsächlich einer der unkompliziertesten Anbieterwechsel, die es gibt. In der Regel übernimmt nämlich der neue Anbieter auch direkt die Kündigung bei deinem bisherigen Anbieter, dafür musst du ihm nur eine Vollmacht erteilen. Das wird meist im Prozess selbst abgewickelt.
Ansonsten musst du nur deine Anschrift, deine Kundennummer beim bisherigen Anbieter und deine Zählernummer parat haben. Kundennummer und Zählernummer kannst du auf deiner letzten Stromrechnung finden.
Solltest du bei deinem bisherigen Stromanbieter eine knappe Kündigungsfrist haben, die bald ausläuft, kann es aber sinnvoll sein, die Kündigung selbst zu übernehmen, damit sie auf jeden Fall pünktlich ankommt und sich dein Vertrag nicht automatisch verlängert. In der Regel muss die Kündigung beim Stromanbieter schriftlich erfolgen, sprich per Brief, manchmal reicht jedoch auch eine E-Mail. Dies solltest du jeweils nachlesen.
Achten solltest du neben den verschiedenen Siegeln auch auf eventuelle Neukundenboni, dafür empfiehlt es sich, vor dem Wechsel ein Vergleichsportal zu nutzen, das für deine Region und deinen Stromverbrauch die besten Tarife heraus sucht.
Was muss ich bei der Auswahl des Stromanbieters noch beachten?
Mittlerweile bietet fast jedes Energieunternehmen auch einen Öko-Tarif an. Ob man ein Unternehmen unterstützen möchte, dass nebenher auch andere Energiequellen nutzt, muss jeder selbst entscheiden. Es gibt jedoch auch genug reine Ökostromanbieter.
Das “Grüner Strom” oder das “OK Power” Label zeigen dir an, dass das Unternehmen nicht oder nur minimalst in Verbindung zu Atomenergie und Kohlekraftwerken steht.
Bei der Auswahl des Tarifs musst du außerdem aufpassen, ob es einen Mindestverbrauch gibt und was mit diesem verknüpft ist. Beispielsweise kann es sein, dass der Strom teurer ist, wenn du nicht mindestens X kWh pro Jahr verbrauchst, oder dass du einen Neukundenbonus erst ab einem gewissen Umsatz erhältst.
Wer aktuell noch beim Grundversorger ist, hat meist eine Kündigungsfrist von zwei Wochen, ansonsten variieren die Kündigungsfristen von zwei Wochen bis zu einem Monat. Ein Stromvertrag ist also schnell gewechselt.
Insgesamt ist ein Stromanbieterwechsel meist einfacher und unkomplizierter als etwa der Wechsel des Mobilfunkanbieters. Da dein neuer Anbieter außer in Ausnahmefällen alles für dich übernimmt, hast du nur die Recherchearbeit und musst darauf achten, wann der Vertrag ausläuft und ob du möchtest, dass er sich automatisch verlängert, oder nicht.
Also worauf wartest du noch?