In der sechsten und letzten Folge der kleinen Barfußlaufschule mit Laufcoach und Barfußtrainer Per-Olof De Marco zeigen wir, wie du ohne Schmerzen entspannt laufen lernst und warum Achtsamkeit beim Laufen so wichtig ist.
Laufen ist eine natürliche Fähigkeit, die auch als Sport betrieben werden kann und ein normaler Bestandteil unseres Bewegungsrepertoires. Es ist erst mal kein Sport. Ich kann das Laufen selbstverständlich auch sportlich betreiben. Aber zuallererst bleibt es eine natürliche Bewegung.
Die Füße sind hierbei eine gute Meldezentrale für körperliche Überlastung. Vereinfacht könnte man sagen, alles was der Fuß abbekommt, bekommen Knie, Hüfte und Wirbelsäule weniger ab. Schmerzen oder Verletzungen beim Barfußlaufen treten deshalb eher an den Füßen und der den Füßen umgebenden Muskulatur auf.
Schmerzen sind wichtige Hinweise des Körpers
Gefallen hat mir die Idee und das Bild von Sebastian Lützig, einem Glücksforscher, der sagte: “Schmerzen sind Leitplanken“. Schmerzen sind sensorische Rückmeldungen, dass etwas in die falsche Richtung läuft. Sie halten uns in der Spur. Wie eine Leitplanke.
Im Auto würde ich das Gas zurücknehmen, wenn ich in die Leitplanke fahre und nicht immer weiter auf die Tube drücken. Beim nächsten Mal fahre ich dann vorsichtiger, oder habe ein sichereres Auto, welches nicht so leicht aus der Kurve fliegt.
Die Rückmeldungen unseres Körpers ignorieren wir aber nur zu gern, schlimmer noch, wir sehen sie als Strafe an, oder als ungerecht. Sie hindern uns an der Durchsetzung unserer Pläne. Schmerzmedikamente lassen uns im schlimmsten Fall diese Leitplanke ignorieren.
Stellen wir uns nur mal vor, wir würden unsere Hände beim Griff auf die Herdplatte nicht wegnehmen. Schmerzen sind Lebensretter.
Schmerzen oder sensorisches Feedback kann zum Lernen genutzt werden. “Wer nicht hören will, muss fühlen.” Wir assoziieren Schmerzen mit Krankheit, da wir in unserer westlichen Medizin und im Gesundheitssystem symptomorientiert arbeiten und den Drang haben, zu pathologisieren.
Wenn wir die Schmerzen/Rückmeldungen aber als Leitplanke verstehen, oder wem das Bild besser gefällt als Wegweiser, dann haben wir die Möglichkeit, uns zu entwickeln.
Schmerzen beim Laufen sind der Wegweiser für Korrekturen unserer Ziele
Wenn wir uns beim Laufen verletzen oder Schmerzen bekommen, dann war es in der Regel erst mal zu viel. Zu viel vom Falschen oder aber auch zu viel vom Richtigen. Zuerst einmal ist es wichtig zu schauen, was tut weh und wofür ist es da?
Wenn wir wissen, was den Schmerz auslöst (Achillessehne, Schienbeinkante, Knie, Halswirbelsäule) fangen wir in der Regel an, uns erstmalig um diesen Bereich zu kümmern, es besetzt unseren Geist oft sehr. Aber was kommt, geht auch wieder. Es braucht Zeit dafür. Man kann (gerade im sportlichen Bereich) zwar durch Therapie und Ernährung jede Heilung beschleunigen, aber im gesundheitlichen Bereich frage ich lieber nach dem Ziel.
Warum muss es schnell gehen? Warum sich nicht Zeit lassen und die “Wunden” lecken. Häufig steckt ein äußeres Ziel dahinter. Ein angemeldeter Lauf oder Ähnliches. Das sollte nicht der Motor sein.
Entspannung beugt Verletzungen beim Laufen vor
Uns fehlt zwar in unserer zivilisierten Gesellschaft Bewegung, aber die Entschleunigung fehlt uns genauso. Deshalb rate ich, ob verletzt oder nicht, zur Meditation. Anleitungen zum Einsteigen finden wir hier zum Beispiel hier: 5 Mini-Meditationen als schnelle Stresskiller im Alltag.
In der Meditation können wir uns urteils- und absichtsfrei den Dingen widmen. Wir spüren, was verkrampft oder verhärtet ist, und spüren mit der Zeit auch, welche Emotionen mit unseren Empfindungen verknüpft sind. Meditation hilft, Stress abzubauen und Spannungen vorzubeugen. Es hilft uns am Ende, auch während des Laufens entspannt zu bleiben.
Innere Entspannung ist meines Erachtens mit das wichtigste Kriterium für verletzungsfreie Bewegung. Wahres Können kostet keine Mühe! Mühen wir uns ab, steigt die Verletzungsgefahr.
Mobil bleiben durch Yoga oder gezielte Körperübungen für Läufer
Ein mobiler Bewegungsapparat ist dazu genau so wichtig, da äußere Verspannung einer inneren Entspannung entgegenwirkt. Systeme wie Yoga arbeiten hier ganzheitlich, da sie Körper und Geist gleichsam beruhigen und entfalten.
Aber auch ohne Yoga kann man sich mit einer täglichen körperlichen Routine, auch diese meditativ (eins werden mit dem was man gerade tut), auf die Anforderungen des Laufens vorbereiten.
Nur so viel: Achillessehnenbeschwerden rühren in der Regel von mangelnder Sprunggelenksmobilität her und das heißt, ab in die Tiefe Hocke.
Mittelfußschmerzen und Stressfrakturen im Mittelfuß entstehen durch zu weit vor dem Körper landende Füße und sollten über Schrittfrequenz und Kontaktzeit (Anfersen) verhindert werden können. Aber auch zu stark verspannte Füße sorgen für eine nicht ausreichende körpereigene Dämpfung.
Wenn ein Schmerzereignis plötzlich und heftig einsetzt, oder auch wenn sich bei einer Sportpause scheinbare Bagatellverletzungen nicht genesen oder gar verschlimmern, ist ein Arztbesuch unverzichtbar. Es gibt etliche, dem Barfußlaufen gegenüber aufgeschlossene gute Ärzte, die nicht direkt zur Schuheinlage greifen.
Anmerkungen und Tipps des Autors:
Diese kleine Barfußschule darf als Ergänzung zu einem Barfuß-Coaching gesehen werden, es ersetzt keines.