Der aktuelle Film von Doris Dörrie “Grüße aus Fukushima” ist eine bewegende Tragikkomödie über die transkulturelle Freundschaft zweier Frauen, die ihr Leid durch Achtsamkeit meistern. Einmal mehr wird hier bewusst, wieviel Kraft die alte buddhistische Weisheit vom Loslassen in unserem Leben bewirken kann.
Wer bin ich, was will ich, was soll ich, was kann ich, ist es richtig, was ich tue, wo soll ich hin… – Zerrissen von den typischen Fragen moderner Zivilisationssklaven ist auch Marie, die Hauptdarstellerin des im Ambiente der verstrahlten Umgebung von Fukushima gedrehten schwarz-weiß Films.
Die junge Clownin Marie reist nach Fukushima, um Freude zu schenken und lernt Achtsamkeit
Marie, gespielt von Rosalie Thomas, fühlt sich durch eine eigens verschuldete private Tragödie leer und traurig. Um ihrer Existenz den Schmerz zu nehmen und einen neuen Sinn zu verleihen, verdingt sie sich als Clownin für die hinterbliebenen Opfer der Atomkatastrophe in Fukushima.
An dieser Aufgabe mangels Talent gescheitert, lernt sie eine alte Japanerin, Satomi, kennen und es beginnt eine kulturversöhnliche humorvolle Freundschaft zwischen den beiden Frauen. Satomi war die letzte Geisha in Fukushima und zeigt Marie, wie man durch einfache achtsame Arbeit und Rituale existentielles Leid heilen kann.
Das alte, vom Tsunami verwüstete Haus von Satomi wieder bewohnbar zu machen, scheint zunächst eine nahezu unmöglich erscheinende Aufgabe, die Marie und Satomi zusammen bewältigen. Harte Arbeit, jede Mahlzeit und sogar das Schlafen läuft nach einem festen rituellen Schema ab. So muss Marie Askese und Selbstdisziplin lernen, um auch noch in den kleinsten Tätigkeiten, wie dem Halten und Absetzen einer Teetasse beim Teeritual, elegante Vollendung zu erlangen.
Diese Achtsamkeitsrituale machen es den beiden Frauen möglich, trotz ihres individuellen Leides zu existieren und die Dämonen ihrer Vergangenheit zu bewältigen. Sie gehen in ihrer Arbeit auf und schaffen das Unmögliche: Den Wiederaufbau des Hauses und ihres eigenen Lebens.
Die Achtsamkeit, ein altes buddhistische Weisheitskonzept, grüßt in den Westen
“Grüße aus Fukushima” bringt auf den Punkt, was uns die alte buddhistische Lehre der Achtsamkeit lehrt: Wie wir Schmerz loslassen und bewältigen können.
Außerhalb von Fukushima oder Flüchtlingsgebieten sind zwar nicht direkt mit existenziellem Leid wie Verlust von Heimat, oder Tod von geliebten Menschen konfrontiert. Doch haben wir westliche Menschen einen sehr speziellen Leidensdruck, der durch unsere schnelllebige konsumorientierte Zivilisation geschürt wird: Das Leid der Zerfaserung unseres Denkens und Fühlens durch eine zu weit gespannte Wahlfreiheit und die Unmöglichkeit darin eindeutig verlässliche Entscheidungen zu fällen.
In unserem Blog “OMlinemagazin” stellt evidero Autorin Annette Coumont Themen und Trends rund um Achtsamkeit, Yoga und ein bewusstes Leben vor. Wir zeigen euch, wie Achtsamkeit im Alltag, in der Familie, im Job, bei der Ernährung, in der Therapie oder beim Konsum konkret aussehen kann.