Unser Körper spiegelt all unsere Erfahrungen und Emotionen: Jede Angst, jede Verzweiflung, jede Trauer und Freude sind in unserem Körpergedächtnis gespeichert. Unsere Gefühle äußern sich in allen unseren Körperteilen in Form von unterschiedlichen, zum Teil sehr subtilen Spannungen in Muskeln und Gewebe, die unserem Körper seine aktuelle Haltung verleihen. Da wirken teils uralte Gefühle in uns, die sich körperlich in Form von Fehlhaltungen, Spannungen und Schmerzen äußern. Dies macht sich besonders im Rücken- und Beckenbereich bemerkbar.
Unser Rücken ist ein Spiegel unserer Gefühle: Hochgezogene Schultern. Hängende Schultern. Eine eingefallene Brust. Das berühmte Hohlkreuz. Schmerzen und Verspannungen in unterschiedlichen Bereichen des Rückens. Unsere Körperhaltung verrät immer auch etwas über unser Innenleben.
Das können Ängste und Sorgen sein, die sich über unsere Körperhaltung ausdrücken. Eventuell ein sich verstecken wollen oder eine unterdrückte Angriffslust. Vielleicht zeichnet sich auch das Bemühen ab, durchzuhalten, obwohl wir längst erschöpft sind. Oder dass wir eine “Last auf unseren Schultern” tragen, die uns emotional und körperlich erdrückt.
Der Rücken verrät mehr über unser Innerstes als unser Gesichtsausdruck
Unsere gesamte Lebenserfahrung ist in unserem Körper gespeichert, neben dem Rücken auch in allen anderen Körperteilen sowie den inneren Organen. Nicht umsonst “krampft sich der Magen” zusammen, wenn wir emotionale Schmerzen empfinden oder wir haben “Schmetterlinge im Bauch”, wenn wir uns verlieben.
Ein emotionales Ungleichgewicht ist am Rücken am deutlichsten abzulesen: Die Haltung des Beckens, der Schultern und des Nackens verraten teilweise mehr über uns, als unser Gesicht.
Alte Gefühle sind im Körper gespeichert
Unser Gefühle können unsere Körperhaltung in dem Moment verändern, indem wir sie empfinden: Bei Freude richten wir uns automatisch auf, wenn wir uns ärgern, beißen wir die Zähne zusammen und wenn wir ängstlich sind, ziehen wir schützend die Schultern hoch.
Doch unsere Erfahrungen können die Körperhaltung auch dauerhaft beeinflussen. Emotionen, die wir vor Jahren erlebt haben, können sich wie ein Fingerabdruck dauerhaft in unserem körperlich-emotionalem Haushalt fest gesetzt haben und unsere heutigen Gedanken- und Verhaltensmuster beeinflussen.
Körperliche als auch emotionale Spannungen und Schmerzen beeinflussen, sozusagen aus dem Hinterhalt, unsere Sicht auf die Welt: Mit hochgezogenen Schultern oder mit schmerzhaften Verspannungen bewerten wir Situationen sicher anders, als wenn wir uns frei bewegen und unbeschwert fühlen. Alte emotionale Muster nehmen uns die Freiheit, heute neu auf Menschen und Situationen zu reagieren. In dem wir an Altem festhalten, schränken wir unsere Fähigkeit ein, neue Erfahrungen zu machen.
“So stehe ich, wenn ich deprimiert bin (mit hängenden Schultern und nach unten geneigtem Kopf). Wenn du deprimiert bist, ist es ungeheuer wichtig, eine ganz bestimmte Haltung einzunehmen. Das Verkehrteste, was du tun kannst, ist aufrecht und mit erhobenem Kopf dazustehen, weil du dich dann sofort besser fühlst. Wenn du also etwas von deiner Niedergeschlagenheit haben möchtest, dann musst so dastehen ” (Charlie Brown, Peanuts)
Auf körperlicher Ebene können sich unsere Erfahrungen und Gefühle in sehr feinen, von außen kaum sichtbaren, Spannungen manifestieren. Und auch von innen sind sie für uns häufig nicht spürbar: Im Trubel unseres Alltags und in unserem Bemühen, Unangenehmes möglichst nicht zu spüren, hören wir gerne erst dann auf unseren Körper, wenn er uns durch Schmerzen dazu zwingt, uns mit uns selbst auseinanderzusetzen.
Emotionale Heilung: Körperliche und geistige Verspannungen lösen
Unser Körper ermöglicht uns einen direkten Zugang zu unseren Gefühlen. Wenn wir aufmerksam in uns hinein horchen, können wir Verspannungen aufspüren, die uns einen Hinweis darauf geben, wo unser Geist Entspannung braucht. Wenn wir lernen, die Zeichen unseres Körpers zu deuten, können wir nicht nur körperliche Verspannungen lösen, sondern auch emotionale Heilung finden.