In unserer Reihe “Gelassenheit Erlernen” veröffentlichen wir Auszüge aus dem Buch “100mal gelassener” von Thomas Hohensee, Autor und Coach für Persönlichkeitsentwicklung. Darin werden die wichtigsten Fragen zum Thema Gelassenheit beantwortet. In unserem neunten Teil fragen wir:
“Sind Frauen gestresster als Männer?”
Über Frauen werden viele Vorurteile verbreitet. Eines besagt, dass sie emotionaler, oft sogar hysterisch seien. Aber gehen Sie mal in ein Fußballstadion, oder schauen Sie sich ein Spiel im Fernsehen an. Wer steht denn da auf den Rängen und brüllt?
Verzweifelte Gesichter, Tränen, aggressive Ausbrüche bis hin zu Toten und Verletzten, frei flottierende Angst, dass in der letzten Minute noch ein Tor für die gegnerische Mannschaft fallen könnte. Aber Sie werden auch Zeuge von Ekstase, Jubelstürmen, heiliger Stille sowie heftigen Sympathie- und Liebesbezeugungen. Es sind zu 90 Prozent Männer, die sich so hochemotional, ja bisweilen hysterisch verhalten.
Nicht nur die Hormone entscheiden über die Emotionen
Von Natur aus haben beide Geschlechter beide Möglichkeiten. Sie können sich Stress machen oder gelassen bleiben. Der ist eine Frage der Traditionen, der Rollenvorbilder und der Geschlechtererziehung.
Hartnäckig hält sich jedoch der Glaube, es seien die Hormone, die Gene, die Botenstoffe im Gehirn oder sonstige biologische Ursachen, die für Emotionen verantwortlich seien. Ich bestreite nicht, dass diese Gegebenheiten eine Rolle spielen. Entscheidend sind sie jedoch nicht.
Das Denken und Fühlen bestimmt das Handeln
Noch will es nicht jeder Naturwissenschaftler sehen. Manche werden es nie begreifen. Trotzdem mehren sich die Stimmen, die sagen, dass die Biologie dem Geist unterworfen ist und nicht umgekehrt. Ob Gene ein- oder abgeschaltet werden, Hormone ihre Wirkung entfalten oder Botenstoffe aktiv werden: Das regeln die Gedanken über die Gefühle. Natürlich gibt es gewisse Wechselwirkungen, aber das ändert nichts an den Grundtatsachen.
Haben Frauen wirklich mehr Stress?
Aber nehmen Frauen nicht mehr Beruhigungsmittel als Männer? Haben sie häufiger Depressionen? Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau ein Beruhigungsmittel verschrieben bekommt, ist tatsächlich höher. Es werden bei ihnen auch mehr Depressionen diagnostiziert. Möglicherweise handelt es sich dabei jedoch um ein Wahrnehmungs- und Bewertungsproblem der Ärzte.
Männer beruhigen sich stärker mit Bier und Wein. Sie verbergen ihre Depressionen. Lange war es ein Tabu, darüber zu sprechen. Erst nachdem ein prominenter Torwart Selbstmord begangen hatte und andere Fußballer wegen ihrer Depressionen nicht mehr spielfähig waren, gelangte dieses Thema an eine größere Öffentlichkeit.
Frauen und Männer unterscheiden sich hinsichtlich Stress nicht wesentlich. Die Erscheinungsformen mögen andere sein, die Bühnen nicht dieselben, aber im Kern überwiegen die Ähnlichkeiten.