Kleine Gesten mit großer Wirkung: Mudras helfen in jeder Lebenslage, sagt Andrea Christiansen, Yogalehrerin und Autorin des Buches “Mudras – Yoga für die Hände: Heilende Übungen für Körper und Seele.” Was Mudras eigentlich sind, woher sie stammen und was genau sie bewirken können, erklärt Andrea uns heute.
Das Interview führt: Melanie Lotz
Mudras – Das Fingeryoga
Liebe Andrea, was ist das überhaupt, ein “Mudra”?
Mit dem Begriff ‚Mudra‘ verbinden wir im Westen in der Regel eine Geste oder Haltung der Hände. Doch es gibt auch Mudras, die mit dem ganzen Körper geübt werden.
Mudras sind einerseits bekannt vom indischen Tempeltanz und aus Yoga und Meditation, doch auch in unserer Kultur werden Handgesten eingesetzt. So ist zum Beispiel die ‚Atmanjali-Mudra‘ (Handflächen gegeneinander gelegt, Fingerspitzen zeigen nach oben) in christlichen Gemeinden eine Gebetshaltung.
Warum nennt man Mudras auch das “Yoga der Finger”?
Mudras ermöglichen es uns, mit wenig Aufwand Energieströme in unserem Körper positiv zu beeinflussen und unseren Geist zu entspannen, genauso wie es im Yoga die Asanas (Stellungen des Körpers) können.
Woher kommen Mudras, was ist deren Ursprung?
Ich sage immer gerne: ‘Mudras sind so alt, wie die Menschheit‘. Bekannt wurden Mudras in erster Linie durch ihre ausgeprägte Anwendung im Indischen Kulturkreis. Doch auch indigene Völker auf anderen Kontinenten und auch das Christentum kennen viele Mudras. Wer sich aufmerksam in Kirchen die Heiligenbilder ansieht, kann eine Vielzahl von Mudras darauf entdecken.
So wirken Mudras
Was bewirken Mudras?
Mudras wirken sich zu einem durch Anregung der Reflexzonen auf unsere eher grobstofflichen Energien aus, auch auf den Fluss der Meridiane, zum anderen wirken sie auch auf unsere feinstofflichen Energiefelder (das, was nicht immer messbar ist mit unseren Geräten). Regelmäßig angewendet führen Mudras zu mehr Gelassenheit, zu einer tieferen Fähigkeit, Liebe zu empfangen und zu geben und zu einem neuen Lebensbewusstsein bei deutlich besserer Gesundheit.
Wann und wo setzt man Mudras ein?
Mudras lassen sich immer und überall einsetzten. Bei mir gehören sie zum Alltag. Fühle ich mich durch hohe Anforderungen von außen gestresst, lege ich eine kurze Mudra-Pause ein. Da reichen schon 3-5 Minuten kombiniert mit einer kleinen Atemübung.
War der Tag übervoll, nutze ich Mudras, um am Abend zur Ruhe zu kommen.
Es gibt also Mudras für alle Lebenslagen?
Im Grunde ja. Wichtig ist, dass wir lernen, uns auch in allen Lebenslagen wahrzunehmen. Das ist für viele Menschen das größte Problem.
Ist die Wirkung eine Suggestionsfrage, etwas, woran man glauben muss?
Nein. Auch Kinder, die nichts von Mudras und deren Wirkungen wissen, setzen Fingerhaltungen ein. Viele Kleinkinder halten regelmäßig einen oder mehrere Finger mit ihrer anderen Hand umschlossen oder kneten ihre Fingerchen.
Früher dachte man nicht viel darüber nach. Heute weiß man, dass die Kinder mit diesen Gesten unbewusst dafür sorgen, dass sie sich besser fühlen. Wenn Sie sich selbst beobachten, werden sie feststellen, dass Sie das auch als Erwachsene noch tun.
Was empfehlen Sie Mudra-Anfängern?
Wählen Sie zu Beginn 2-3 Mudras aus einem meiner Bücher aus oder nutzen Sie das Kartenset. Sammeln Sie eigene Erfahrungen. Vielleicht entdecken Sie eine Wirkung bei sich, die in keinem Buch beschrieben wurde. Das ist gut möglich.
Üben Sie sich in Geduld und in bewusster Selbstwahrnehmung. Lernen Sie Ihre tiefen Bedürfnisse kennen und üben Sie dann die passende Mudra.
Die Arbeit mit den Mudras braucht anfangs etwas Zeit. Sie funktioniert nicht wie die Tablette, die so nebenbei und eher unbewusst eingeworfen wird.
Haben Sie aktuell ein Lieblingsmudra?
Oh ja. Meine Lieblingsmudra ist die Mukula-Mudra. Ihr habe ich in meinem neuen Buch, welches 2016 erscheinen wird, ein ganz besonderes Kapitel gewidmet.
Mukula ist (nach meiner Erfahrung) die kraftvollste Mudra. Sie kann Energie, die blockiert ist, in Bewegung bringen, aber auch für tiefe Entspannung und Frieden im Herzen sorgen.
Ich experimentiere viel mit ihr und empfehle sie besonders an meine Stresspatienten in meiner Praxis.
Vielen Dank für das Gespräch!