Für manche Menschen bedeutet Urlaub, sich so weit von zu Hause zu entfernen, wie es nur geht. Dabei bietet Deutschland viele schöne Gegenden, in denen man wunderbar entspannen und abschalten kann. Wie wäre es dieses Jahr einmal mit einem Campingurlaub in der Heimat? Wir haben Björn Staschen, Buchautor und leidenschaftlichen Camper dazu befragt, warum Campen in Deutschland genau das richtige sein kann, um echten Urlaub zu erleben.
Lieber Herr Staschen – Warum sollte man ausgerechnet in Deutschland campen gehen?
Weil ja schon das Sprichwort sagt: “Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah”. Und es gibt so viel Gutes in Deutschland, viele fantastische Campingplätze, die mitten in der Natur liegen, auf denen man ein Lagerfeuer anzünden und die Seele baumeln lassen kann. Man muss nur wissen, wo man sie findet.
Dabei will ich mit “Cool Camping Deutschland” helfen. Denn bevor man in eine der Dauercamper-Siedlungen gerät, die das Gartenzwerg-besiedelte Camping-Klischee voll erfüllen, verschwindet man doch lieber ins Ausland, oder?
Campen in Deutschland für mehr Zeit in der Natur
Kann man beim Zelten zurück zur Natur – und damit auch zu sich – finden?
Auf jeden Fall. Das macht diesen Trend nach meinem Gefühl auch aus. In Zeiten, in denen unsere Welt immer komplexer wird, sehnen wir uns nach Nähe, unseren Wurzeln, Entschleunigung, Einfachheit. Und das findet man auf vielen Campingplätzen.
Ich erinnere mich nach einem Campingwochenende noch wochenlang an den Moment, in dem ich nach schweißtreibendem Zeltaufbau endlich vor meinem Zelt sitze, das Gras kitzelt an den Beinen und vor mir öffnet sich beispielsweise der Ellbogensee auf der Mecklenburgischen Seenplatte. Das erdet und beruhigt auch im Alltag.
Ist Campen für Sie eine Art Entschleunigung?
Man kann gar nicht campen, ohne zu entschleunigen. Denn das Lagerfeuer braucht nun einmal eine halbe Stunde, bis es brennt. Und die Glut braucht noch eine halbe Stunde, bevor sie zum Grillen taugt. Mindestens.
Viele Plätze liegen im Mobilfunk-Loch. Und wenn´s dunkel wird, sitzt man noch ein wenig am Lagerfeuer und geht dann schlafen. Der Alltags-Rhythmus aus Pflichten, Emails und Stress von zu Hause ist schnell vergessen, man passt sich dem langsamen Rhythmus der Natur an.
Spielt da auch ein bisschen der Gedanke nach Freiheit mit?
Freiheit ist bei der Auswahl der Plätze für “Cool Camping Deutschland” enorm wichtig. Freiheit bedeutet zum einen die Abwesenheit von Schlagbäumen, Parzellengrenzen und Regeln. Freiheit bedeutet aber auch das Gefühl, mitten in der Natur zu sein und bleiben zu können. Auch ein fantastischer Blick vermittelt das Gefühl von Freiheit und Weite: Durchatmen – und glücklich sein.
Und was ist mit Bequemlichkeit? Ist es gut, darauf mal zu verzichten? Oder ist das Campen gar nicht so unbequem, wie viele sich das vorstellen?
Ich gestehe: Wir sind Schönwettercamper. Ich halte wenig davon, den Sommerurlaub im Sturzregen hinter dem Zelt-Reißverschluss zu versemmeln. Das macht niemanden glücklich. Als unser ältester Sohn eineinhalb Jahre alt war, waren wir mit ihm ein halbes Jahr im Camping-Bulli unterwegs. Wir haben die viele frische Luft, die Ruhe geliebt.
Wir haben aber auch auf die Wetterkarte geschaut und sind in Frankreich in einem eher schlechten Sommer der Sonne nachgefahren. Und wenn es allzu arg wurde, haben wir uns in einer schönen Stadt auf dem Weg ein Hotelzimmer gesucht und nach sechs Wochen Waschhaus die eigene Dusche genossen.
Und Camping kann auch bequem sein – es gibt für jeden etwas: Warum nicht ein Baumhaus mit Frühstücksservice im Solling mieten, oder ein fertig eingerichtetes Tipi im Schwarzwald?
Camping-Tipps mit Kindern
Was für Tipps haben Sie für das Campen mit Kindern?
Es lohnt sich, längere Zeit an einem Ort zu bleiben. Unsere Kinder wachsen heute zwischen Kita und Familie in einem reizreichen, wenn nicht -überfluteten Leben auf. Unsere drei Jungs brauchen immer zwei, drei Tage, um wirklich anzukommen, runterzuschalten, und dann öffnet die Neugier ganz neue Horizonte.
Wir suchen die Campingplätze danach aus, dass sie möglichst einfach, möglichst klein sind. Wir lieben es aber auch, wenn wir “Tieranschluss” haben, beispielsweise auf einem kleinen Bauernhof, oder nah am Meer sind. Und dann: stressfreie Küche. Pfannkuchen mit der Pfanne auf dem Grill, Nudelwasser auf dem Grill, Pesto – fertig.
Haben Sie einen abschließenden Tipp für alle, die das Campen erst noch kennenlernen wollen?
Camping ist kein Überlebenskampf, sondern Urlaub. Also: Alles, was wehtut, muss nicht sein.
Und einen für alle, die schon Camp-Profis sind?
Die wissen vieles ohnehin besser als ich.
Vielen Dank!
Die Fragen stellte: Manuela Hartung