Ich trinke gerne Sprudel. Allerdings hat dieser – an sich kalorienarm leichte – Getränkegenuss einen schweren Haken: Den Transport. Denn wenn man, wie ich, statt eines geräumigen Kofferraums lediglich einen Fahrradkorb besitzt und im zweiten Stock ohne Aufzug wohnt, ist der Kauf einer Kiste Wasser plötzlich mit einem nicht unerheblichen Aufwand verbunden.
Wenn ich also aus dem 10 Minuten entfernten Supermarkt ein Sixpack Wasser mitnehme, ist die Entscheidung schnell getroffen: „Variante leicht“ besteht aus 6 Kunststoffflaschen à 1,5 Liter, die sich durch einen schicken Plastik-Tragegriff relativ gut transportieren lassen. Hinzu kommt, dass der Preis von 19 Cent pro Flasche (plus 25 Cent Pfand) kaum zu toppen ist.
Sind Pfandflaschen immer umweltfreundlich?
Bis vor kurzem dachte ich, dass ich durch meinen Kauf ein umweltfreundliches System unterstütze – denn ich zahle ja Pfand. Ein Irrtum, dem laut Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), viele Konsumenten erliegen: „Jeder zweite Verbraucher glaubt, er kaufe umweltfreundliche Mehrwegflaschen, wenn er Pfand bezahlen muss“, urteilt er.
Das Kennzeichensystem für Flaschen und Verpackungen sei so unübersichtlich, dass es zur systematischen Verwirrung und Täuschung der Käufer führe. Die DUH übt deswegen seit mehreren Jahren scharfe Kritik an der Bundesregierung, weil sie sich dem Druck der internationalen Einweg-Lobby beuge und die im Koalitionsvertrag versprochene Einführung einer klar unterscheidbaren Kennzeichnung von Einweg- und Mehrwegflaschen verschleppe.
Dass der Konsument verwirrt ist, kann ich nur bestätigen. Die von der DUH geforderten Kommunikationskampagnen könnten sicherlich etwas Klarheit bringen. Doch bis es soweit ist, muss mensch sich eben selbst schlau machen. Was passiert also mit den Ein- und Mehrwegflaschen, die im Schlund des Pfandautomaten verschwinden?
Mehrwegflaschen werden, so erfahre ich auf der Homepage von Greenpeace, bis zu 40-mal wiederbefüllt, wodurch der Gesamtabfall durch Einwegflaschen also um das 40-fache steigt. Ein Großteil dieser einmal verwendeten Kunststoffflaschen landet in der Verbrennung, nur ein kleiner Teil wird tatsächlich stofflich verwendet. Auch in punkto Transport und Energieverbrauch schneidet Mehrweg besser ab als Einweg. Lediglich beim Wasserverbrauch ist die Ökobilanz von Mehrwegflaschen schlechter, weil diese vor jeder Wiederverwertung gereinigt werden müssen.
Was genau bedeutet der Grüne Punkt?
„Das Mehrwegsystem ist dem Einwegsystem mit Pfanderhebung in allen drei Säulen der Nachhaltigkeit überlegen“, sagt auch Jürgen Resch. Doch er geht noch weiter: „Beide Pfandsysteme schneiden durch die Bank besser ab als Sammel- und Recyclingsysteme wie der ‘Grüne Punkt’“.
Diese Aussage wiederum hat mich doch sehr erstaunt. Für mich war der grüne Punkt bislang DAS Aushängeschild für deutsche Recyclingfreude und damit für Umweltschutz schlechthin. Doch anders, als sein Name suggeriert, sagt der grüne Punkt nichts über die Umweltfreundlichkeit der Verpackungen aus, erklärt Greenpeace: Seine Kennzeichnung bedeutet lediglich, dass der Konsument mit dem Produktpreis bereits die Entsorgungskosten mitbezahlt hat.
Was nun?!
Welche Flaschen sollte man kaufen?
Welche Konsequenzen kann man nun als Einzelner aus diesen Erkenntnissen ziehen?! Eigentlich klingt die Lösung einfach: Beim Getränkekauf am besten immer die Mehrwegvariante wählen (für alle, deren Verwirrung bereits hier einsetzt: Wenn es eine Mehrwegflasche ist, ist das IRGENDWO auf der Flasche vermerkt! Unter Umständen muss man jedoch sehr ausführlich suchen, da die Kennzeichnungen sinnigerweise variieren…).
In der Realität lässt sich das Mehrweg-Only-Prinzip jedoch leider nur schwer umsetzen. Viele meiner Lieblingssäfte gibt es beispielsweise nur in Getränkekartons und das abgepackte Paket mit den sechs Einweg-Sprudelflaschen ist einfach um einiges leichter zu transportieren, als ein Kasten Mehrwegflaschen (auch wenn diese aus Plastik sind).
Ich selbst werde also, zumindest was den Sprudelkauf angeht, wohl auch weiterhin auf die rückenschonende Variante „Einweg“ zurückgreifen – und darauf setzen, dass sich meine persönliche Ökobilanz durch den Transport per Fahrrad wieder ausgleicht.
Weiterführende Informationen: