EHEC. Gefälschte Biolebensmittel. Antibiotika-Hähnchen. In erschreckender Regelmäßigkeit verunsichern Lebensmittelskandale die Verbraucher. Ist unser Essen wirklich gesund? CSA-Bauernhöfe sind eine Lösung.
Anscheinend bietet nur noch die Möhre aus dem eigenen Garten die Sicherheit, dass mit ihr kein Schindluder getrieben wurde. Aber sollen wir deshalb unsere Nahrung selbst erzeugen? Selber gärtnern, fischen oder Kühe treiben? Unser Lebensstil lässt dies kaum zu.
Einige Familien gehen einen neuen Weg: Sie sind Mitglieder in einer Community-Supported Agriculture (CSA) und machen dort gemeinsame Sache mit ihrem Bauern. Das Konzept stammt aus den USA – seine Ursprünge finden sich jedoch in Deutschland.
In den 1920er-Jahren hat der Anthroposoph Rudolf Steiner zusammen mit Landwirten das Konzept des „landwirtschaftlichen Organismus“ entwickelt – der Keim von demeter. Anthroposophen sind bis heute der Überzeugung, dass sich ihr Wohlbefinden über die aufgenommene biodynamische Nahrung definiert.
Jahrzehnte vor dem ersten Reformhaus oder Bioladen haben sie deshalb Kooperationen gebildet, um ihre Versorgung sicherzustellen: Ein Verbund an Familien gibt einem Bauer einen Vorschuss, damit dieser seinen Hof entsprechend betreiben kann. Hierfür stellt der Bauer sicher, dass er durch seine Arbeit ganzjährig alle Kooperationsmitglieder mit Milchprodukten, Getreide, Obst und Gemüse in der abgesprochenen Qualität beliefern kann. Diese Idee breitete sich bis in die Schweiz aus.
Öko-Kooperativen sind in den USA verbreiteter als Bioläden
In den 1960er-Jahren hat Jan VanderTuin in der Nähe von Zürich über Jahre in der landwirtschaftlichen Kooperative „Topinambur“ gearbeitet. Bei seinem Umzug 1984 in die USA hat er diese Erfahrungen mitgenommen. Hier hat VanderTuin dann seinen eigenen Hof aufgebaut – trotz fehlendem Startkapital.
Zusammen mit Robyn Van En hat er deshalb das Projekt „Great Barrington Community-Supported Agriculture” ins Leben gerufen: Die Mitglieder der Community garantieren einen monatlichen Vorschuss und im Gegenzug garantieren die beiden Bauern, alle Mitglieder mit Nahrung zu versorgen. Hierfür treffen sich alle Beteiligten regelmäßig und planen gemeinsam, was auf den Äckern wachsen soll.
Diese simple Idee hat sich schnell im ganzen Land ausgebreitet: vom Nordwesten, über die Pazifische Küste, den Mittleren Westen bis hinauf nach Kanada. 2007 hat es fast 13.000 CSA-Farmen in den USA gegeben. Die größte und etablierteste Gemeinschaft, die „Farm Fresh To You“ im Kalifornischen Capay Valley versorgt heute über 13.000 Familien.
Anders als in Deutschland haben sich in den USA weder Naturkost- und Bioläden noch Biosiegel etabliert, so dass der Bezug von Bioprodukten meist über eine CSA geschieht. Ihre Vorteile liegen für die Verbraucher sowohl in der Transparenz bei der Herstellung als auch im direkten Einfluss auf die Preisgestaltung: Investieren die Kunden mehr Geld, so werden auch Angebot und Qualität der Produkte besser. Die Nachteile liegen in einer unflexiblen Speiseplanung und in unmittelbar spürbaren Lücken im Vorratsbereich, falls es zu einer Missernte kommt.
CSA Bauernhöfe: Mündiger Verbraucher sucht seinen Bauern
Auch nach Deutschland ist die Idee erfolgreich und endmystifiziert reimportiert worden. Die aktuelle Liste zählt rund 20 CSA-Bauernhöfe auf. Tendenz steigend, denn die Vorteile locken immer mehr Verbraucher und Bauern. Bei zwei drittel aller deutschen Bauernhöfe ist die Nachfolge nicht geklärt, da viele Kinder den elterlichen Betrieb nicht übernehmen wollen.
Für interessierte Jungbauern auf der Suche nach einem eigenem Hof kann da das CSA-Geschäftsmodell ein sehr attraktiver Einstieg in die Selbstständigkeit sein. Durch die regelmäßigen Zahlungen der Mitglieder besteht eine größere Sicherheit, die bei der Finanzierung einen großen Vorteil darstellt – im Zweifel auch den Banken gegenüber. Die Bauern werden so nicht mehr zum Knecht der Geldhäuser und Händler gemacht, sondern gehen Hand-in-Hand mit den Verbrauchern.
Auch für immer mehr Verbraucher stellen CSA-Betriebe interessante Alternativen zum Supermarkt dar. Doch was soll man tun, wenn es keinen Betrieb in der Umgebung gibt? Die Initiative braucht nicht nur von den Bauern ausgehen. Diplom Agronom Christian Vieth vom Projekt hofgruender.de der Zukunftsstiftung Landwirtschaft kennt einen Fall, bei dem Verbraucher selber eine CSA gegründet haben und sich erst dann auf die Suche nach dem passenden Bauern machten.
Die Mühe lohnt sich zweifellos: CSA bedeutet aktiver Klimaschutz durch regional angebaute Lebensmittel. Kein Risiko, dass Lebensmittel nicht verkauft werden, sondern vom Acker direkt auf die Müllhalde wandern. Und vor allem Qualitätssicherheit: der Kunde weiß nun wirklich wieder, wie seine Möhre angebaut wurde. Ein gutes Gefühl, spätestens beim nächsten Lebensmittelskandal.
CSA-Bauernhof – eindeutig eine nachhaltige Alternative.