Es gibt viele Möglichkeiten, für sein Glück aktiv zu werden. Sport, Meditation, Spazierengehen, Musizieren, Malen, Beschäftigung mit den eigenen Zielen und einiges mehr. Um aber dauerhaft glücklich zu sein, muss Glück über Aktivitäten hinausgehen. Bewusstseinsforscher Sebastian Lützig hat Vorschläge.
Schöne Aktivitäten sind sehr wichtig, denn sie schaffen den Ausgleich, den der Mensch braucht, um in einem rasenden, meist fremdgesteuerten Alltag, lebendig bleiben zu können. Es gibt aber noch viel mehr, was wir tun können. Das Beste ist, nicht nur die Ausgleichszeit wohl und sinnig zu gestalten, sondern sowohl Arbeits- als auch Alltags-Zeit so zu nutzen, dass diese uns ein glückliches Dasein ermöglicht. Wir wollen uns heute mit drei Verhaltensweisen beschäftigen die inner- UND außerhalb der Freizeit, also auch im geschäftigen Alltag helfen, glücklich zu sein.
1. Glücklicher werden, indem man sich nicht überall einmischt
Eine Verhaltensweise, die viele Menschen unglücklich macht, ist das Bekehrenwollen, das Missionieren, das Rettenwollen des Arbeitskollegen, des Chefs, der Kunden, der Eltern, des Kommilitonen oder sonst einer Persönlichkeit, die uns im Alltag begegnet.Der Arbeitskollege mit dem Schnupfen wird mit ungefragten Tipps zur gesundheitlichen Verbesserung von uns gesegnet, der vielzuvielarbeitende nette Nachbar häufig daran erinnert, dass er weniger arbeiten sollte, und die erwachsenen Kinder immer weiter bemuttert, obwohl sie schon hundert mal darauf aufmerksam gemacht haben, dass sie bereits erwachsen sind.
Natürlich bekommt auch jeder Geschäftskunde, sollte er es wünschen oder nicht, unser Fachwissen und unsere Weisheit mit auf seinen Weg. Selbstverständlich tun wir das nur darum, weil wir eine bessere Welt wünschen, weil wir das Beste für alle anderen wollen.
Außer der Frage, was aber nun wirklich das Beste für alle anderen ist, stellt sich eine viel wichtigere Frage: Wieviele Menschen wollen wir noch versuchen zu retten, bevor wir uns endlich um uns selbst kümmern?
Selbstfürsorge statt Helfersyndrom: Sorge gut für dich selbst
Tatsächlich ist dieses beständige helfen wollen/müssen eine Falle, oft eine Ausrede, die uns erlaubt, den Blick ja nicht nach innen, auf uns selbst richten zu müssen. Das Helfersyndrom wird zu einer Routine, einem Automatismus, den wir weder bemerken (wollen) noch ohne Aufwand verändern können. Wenn man sich die Menschen unserer Welt ansieht, dann hält es jeder für selbstverständlich, für nötig, die Welt zu retten, oder anders gesagt im Außen die Fehler zu suchen und zu korrigieren, aber nicht an sich selbst. Interessanterweise sind die Bösen immer die anderen.
Die anderen so sein zu lassen, nicht dogmatisch, nicht immer, aber doch immer mehr zu akzeptieren, wie sie nunmal gerade sind: Das ist eine Verhaltensweise, die dir helfen wird, glücklicher zu werden. Denn plötzlich, nachdem du rein innerlich die Rettung der Welt losgelassen hast, fühlst du dich freier und leichter.
Eine unendlich große, überwältigende, unvollziehbare Aufgabe fällt Stück für Stück von Deinen Schultern ab. Im ersten Moment kann das fürchterlich erschreckend sein. Das falsche Gewissen des Verstandes, deiner Vergangenheit und der Falschheiten, die du gelernt hast, beginnt an dir zu zerren und zu reißen. Es nimmt keine Rücksicht und wird sogar damit argumentieren, dass wenn DU nicht die Welt rettest, DU in die Hölle kommen wirst.
Im zweiten Moment, oder im dritten oder vierten aber wirst du Stück für Stück erkennen, dass du DEINEM Lebensglück endlich den Eintritt gewährst, der Quelle der leichten Fröhlichkeit, die aus Dir selbst kommen möchte, endlich Raum erschaffst, damit sie sich ergießen kann. Das erreichst du, weil du ein leeres Jetzt erschaffen hast.
Wage es. Lass die anderen so sein, wie sie sind und lass ihnen ihre Probleme, damit sie an ihnen wachsen können. Dann gib der Stille Zeit und Raum… und staune, was sich in diesen Freiraum ergießen wird!
2. Beherrsche dich auf dem Weg zu deinen Zielen, um das Glück zu finden
Als sich in mir als kleiner Junge das Interesse an Mädchen entwickelte, wusste ich nicht mit dieser gewaltigen Sehnsucht umzugehen. Es war natürlich verpönt ein Mädchen “cool” zu finden, und doch wollte ich diese anderen Wesen unbedingt berühren und von ihren Aufmerksamkeiten gesegnet werden. Da es aber uncool war, gab es nur einen Weg: Sie anrempeln, an den Haaren ziehen und mit dummen Sprüchen überhäufen.
Das war die Auslebung meiner unbeherrschten Sehnsucht. Ich war auf dem Weg zu meinem Ziel, aber unbeherrscht. So kam ich in den Genuss, sie zu berühren und erlebte es, ihre Aufmerksamkeit zu erfahren. Ich erreichte mein Ziel tatsächlich, aber zu welchem Preis und was waren die Folgen? Auf Dauer wurde ich immer unbeliebter und bald lernten die Mädchen, mich zu ignorieren.
Viele von uns agieren auch heute noch so, wenn sie etwas bekommen wollen. Wir haben Angst und sind unruhig. Wir kennen den Weg und die Reaktionen nicht und das macht uns nervös. Wenn wir dann die Kontrolle über uns loslassen, werden wir gewalttätig, mental, emotional oder sogar physisch. Tatsächlich ist es möglich, ein Ziel mit Gewalt oder Manipulation zu erreichen, aber die Freude daran wird nur kurzfristiger Natur sein. Schlimmer noch, das Leben wird auf irgendeinem anderen, einem hässlichen Weg schon bald zurückschlagen.
Heute als Erwachsene sollten wir uns darin üben, unsere Bedürfnisse weder zu unterdrücken, noch ihnen im falschen Moment freien Lauf zu gewähren. Es gibt immer den passenden Moment und den passenden Ort für den zarten Versuch einer Annäherung. Und es gibt auch immer den unpassenden Moment und den unpassenden Ort. DU aber kannst spüren, wann es angebracht und sinnig ist, um Aussprache zu bitten oder die eigenen Bedürfnisse darzustellen. Du spürst, wann es chancenreich ist, deinen Chef um eine Lohnerhöhung zu bitten und wann nicht.
Diesen passenden Ort und passenden Moment kann jeder nur für sich selbst finden und das geht, indem er lernt, der Angst und der Gier viel weniger Stimme zu geben. Innere Ruhe und Gelassenheit sowie mehr Vertrauen in das eigene Bauchgefühl sind hierzu die Mittel. Aber auch diese Mittel muss man sich erstmal aneignen, man muss lernen. Das Fitnessstudio, in dem du das am besten üben kannst, ist der geschäftige Alltag.
3. Nein sagen lernen ist wichtig zum Glücklichsein
Es gibt viele Menschen, die sich auf die Suche nach dem Glücklichsein machen und dann lernen, sie müssten immerzu alles bejahen. Das ist nicht richtig. Richtig ist, dass der Mensch eine Losgelöstheit entwickeln sollte, um alles mit ein bisschen mehr Abstand betrachten zu können. Dieser Abstand, dieses nicht-persönlich-nehmen, hilft – wie im ersten Teil erläutert – glücklich zu sein.
Das ist das so-sein-lassen der anderen, was nicht das gleiche ist, wie das sich-hin-und-her-schubsen-lassen durch andere. Der andere darf so sein wie er will, aber nur bis zu dem Punkt, an dem er unseren persönlichen Bereich betritt, sei es mental, emotional oder physisch.
Wer immerzu nur “Ja” sagt und die anderen im eigenen, im persönlichen Bereich auch ungewünscht gewähren lässt, erkrankt bald, denn er verhält sich wie jemand, der alles in den Mund nimmt und aufisst, was eben hier und dort auftaucht.
“Nein” sagen ist, genau wie “Ja” sagen, die Umsetzungs-Möglichkeit deiner Freiheit. Es gehört beides zu dir. Wenn du etwas willst, sage “Ja, ich will” und wenn du etwas nicht willst sage “Nein, ich will nicht”. Lerne, auch dazu den jeweils passenden Moment und den passenden Ort zu finden und dann genieße das unglaublich schöne Gefühl, geliebt zu werden, während DU echt bist.
Keine Liebe kann tiefer sein, denn alle Fassade ist dann verschwunden und du kannst emotional, mental und physisch immer so sein, wie du bist. Das ist Glücklichsein, denn das ist Echtsein.