Manchmal überfällt er uns einfach. Der fast unwiderstehliche Drang, nach dem Schokoriegel zu greifen, noch eine Cola zu trinken oder einfach ein schönes Paar Schuhe oder den neuesten Bestseller zu kaufen. Doch ist es vielleicht besser, solchen Impulsen zu widerstehen? Life-Coach Markus Drewes gibt Tipps.
Die einen nennen es „Selbstdisziplin“, die anderen „Selbstbeherrschung“ oder „Selbstkontrolle“. Sicher hat jeder dieser Begriffe eine leicht unterschiedliche Bedeutung, aber der Kerngedanke ist überall ähnlich: Sich selbst im Griff haben.
Das kann sehr positiv verstanden werden, aber unter Umständen auch einen negativen Beigeschmack haben. Kontrolle und Disziplin klingen nunmal nicht wirklich nach Spaß. Interessanterweise hat eine deutsch-amerikanische Studie nun das Gegenteil bewiesen: Selbstkontrolle macht glücklich!
Selbstbeherrschung: Verzicht ist nicht gleich Verzicht
Warum sollte man sich selbst überhaupt im Griff haben wollen? Die überzeugendste Antwort: Um ein höheres oder größeres Ziel zu erreichen. Für dieses höhere Ziel muss man vielleicht etwas in Kauf nehmen, das einem nicht gefällt, was man momentan eventuell sogar als Verlust wahrnimmt. Zum Beispiel auf etwas verzichten, was man im Moment zwar unbedingt möchte – aber weil man weiß, dass es einem längerfristigen Ziel im Weg steht, ist es einem möglich, zu widerstehen.
Konkret: Ich kann auf Süßigkeiten verzichten, wenn ich unbedingt ein paar Kilo abnehmen will. Oder ich kann auf meine übliche Kalorienzählerei verzichten, wenn ich zulegen muss. Ich kann darauf verzichten, den ganzen Tag nur auf dem Sofa zu sitzen, wenn ich fitter werden will. Ich kann auf eine weitere anstrengende Trainingseinheit verzichten, wenn mir mein Körper signalisiert, dass die letzte schon fast zu viel war. Möglicherweise ist also ein kurzfristiger Verlust mit einem langfristigen Gewinn verbunden.
Selbstdisziplin: Disziplin ist nicht gleich Disziplin
Es gibt kaum jemanden, der immer nur diszipliniert ist. Und kaum jemanden, der immer nur undiszipliniert ist. So kann es sein, dass jemand im Beruf absolute Disziplin an den Tag legt, im Privatleben jedoch ziemlich chaotisch ist. Oder jemand ist zwar so diszipliniert, dass er jeden Tag joggen geht, kann aber der Schokolade im Supermarkt auch nicht widerstehen. Kurz und gut: Unser Maß an Selbstdisziplin ist von der Situation, manchmal auch vom Lebensbereich – auch „Rahmen“ oder „Kontext“ genannt – abhängig.
Auch Menschen, die nach außen hin absolut undiszipliniert wirken, haben sicher irgendwo in ihrem Leben Bereiche, in denen sie sich sehr wohl unter Kontrolle haben. Vermutlich sorgt nämlich unser Unbewusstes häufig dafür, dass wir Situationen, in denen wir in unserer Selbstkontrolle wanken könnten, einfach vermeiden.
Um das Schokoladen-Beispiel aufzugreifen: Im Supermarkt vermeiden wir den Gang mit den Süßigkeiten, ohne das überhaupt bewusst entschieden zu haben oder zu bemerken.
Wie kann man Selbstkontrolle lernen?
Wenn du das weißt, kannst du dich leichter motivieren, ein langfristiges Ziel anzustreben und dabei auch erfolgreich zu sein. Wenn du darüber mehr erfahren möchtest, lies hier den nächsten Artikel von Markus Drewes zu Motivationstypen.
Ansonsten kannst du weiter im Artikel noch mehr über die positiven Effekte von Selbstkontrolle lesen.
Selbstkontrolle macht dich freier
Selbstkontrolle bedeutet für mich letztlich Freiheit. Und das vor allem aus zwei Gründen.
Erstens: Man stelle sich nur einmal vor, wie es wäre, wenn wir überhaupt keine Selbstdisziplin hätten. Die Gefahr wäre groß, dass wir manche Dinge bis zum Exzess betreiben. Wir würden vielleicht nach Lust und Laune essen, ohne auf unsere Gesundheit zu achten. Oder wir würden bis zum Umfallen arbeiten und im Burnout landen. Davor schützt uns Selbstdisziplin.
Zweitens: Nur wenn wir das richtige Maß einhalten und auf unsere längerfristigen Ziele hinarbeiten, können wir diese auch erreichen! Kontrolle über uns selbst ermöglicht also, etwas im Leben zu schaffen. Und dadurch haben wir die Freiheit, zu tun, was wir gerne tun möchten. Wenn wir hingegen keine Selbstkontrolle haben, können wir auch nichts erreichen. Das wäre für mich gleichbedeutend mit Unfreiheit.
Auch kurzfristig macht Selbstdisziplin glücklich
Aber es geht nicht nur um die längerfristigen Ziele, wie etwa das Wunschgewicht oder den Traumjob. Auch Verzicht selbst kann glücklich machen. Dem Impuls zu widerstehen, etwas Kontraproduktives zu machen, oder das Glück, sich selbst überwunden zu haben. Bestimmt gibt es Menschen, die auf etwas verzichten, und dann meinen, sie müssten unglücklich darüber sein.
Einige werden sich aber innerlich auf die Schulter klopfen und sagen: Das hast du gut gemacht! Das gibt denen ein Glücksgefühl. Wenn man sich etwa trotz allem zum Sport aufgerafft hat und hinterher stolz ist, den inneren Schweinehund ausgetrickst zu haben.
Im nächsten Teil werde ich erklären, welche zwei Motivations-Quellen es gibt und wie diese uns dabei helfen können, disziplinierter zu sein. Denn: Selbstdisziplin kann sich nicht nur ganz unterschiedlich äußern, sie kann auch aus völlig unterschiedlichen Gründen entstehen.
- Teil 1: Selbstkontrolle macht glücklich
- Teil 2: Den eigenen Motivationstyp finden
- Teil 3: Warum es sich lohnt, Kontrolle auch mal aufzugeben