Kaffee hat den Ruf, wach zu halten, aber ungesund zu sein. Was ist da dran? Macht Kaffee tatsächlich süchtig? Es gibt viele Mythen um das Getränk, die sich schon lange halten. Zurecht? evidero-Kaffee-Experte Andreas Heitkamp räumt mit den Vorurteilen auf.
Entwässert Kaffee?
Eindeutig nein. Kaffee regt zwar die Nierenfunktion an und ist harntreibend, aber man verliert nicht mehr Flüssigkeit als man zu sich genommen hat wie beispielsweise beim Alkohol. Dieser Mythos hat sich sehr lange gehalten und viele glauben immer noch daran. Vielleicht, weil in einigen Gaststätten zum Kaffee immer noch ein Glas Wasser gereicht wird.
Wie viel Kaffee am Tag darf man trinken? Ab wann ist Koffein ungesund?
Koffein ist ab einer bestimmten Menge tödlich, wobei man so viel gar nicht zu sich nehmen kann, dass das passieren kann. Wie viel Kaffee man verträgt, ist von Person zu Person verschieden und hängt mit der Größe, dem Gewicht und den Kaffee-Gewohnheiten zusammen. Aber ich denke, drei bis fünf Tassen am Tag kann man trinken, ohne dass es einen nachteiligen Effekt für die Gesundheit hat. Da Kaffee den Kreislauf anregt, kann es passieren, dass man Herzrasen bekommt oder zittrige Hände, wenn man zu viel zu sich nimmt. Hier ist es wie mit fast allem: Wenn man übertreibt, kann die Wirkung schnell umschlagen. Das beste ist es, auf seinen Körper zu hören und eventuelle Warnsignale nicht zu ignorieren.
Was tut der Kaffee dem Körper Gutes?
Die bekannteste Wirkung des Kaffees ist natürlich die stimulierende Wirkung. Das ist auch der häufigste Grund, warum Kaffee überhaupt getrunken wird. Kaffee ist zwar auch ein Genussgetränk, doch ich denke, dass die meisten Leute Kaffee trinken, weil er ein Wachmacher ist. Er erhöht die Konzentration. Kaffee hat sogar eine leicht schmerzstillende Wirkung. Koffein verstärkt zudem die Wirkung des Schmerzmittels Aspirin.
Macht denn Kaffee wirklich wach?
Ja! Koffein kann die Blut-Hirn-Schranke leicht passieren und so haben Glückshormone wie Serotonin und Dopamin freie Bahn und können an die Rezeptoren andocken. So kommt der wachmachende Effekt zustande. Die erhöhte Konzentration tritt eigentlich erst 10 bis 15 Minuten nach der Aufnahme ein, doch viele Leute haben sofort nach dem ersten Schluck das Gefühl, dass sie wacher sind. Die Wirkung hält wissenschaftlich gesehen 3-4 Stunden an, aber der heilenden Wirkung eines kurzen Schlafes kann Koffein meiner Meinung nach nicht das Wasser reichen.
Schlafe ich schlechter, wenn ich zu viel Kaffee trinke?
Hier spielt die Psyche eine große Rolle. Theoretisch dürfte der Koffeingehalt vom Kaffee nicht vom Schlaf abhalten. Viele trinken abends nach dem Essen noch einen Espresso und schlafen sehr gut. Andere haben Einschlafprobleme, wenn sie am Tag viel oder kurz vor dem Schlafengehen Kaffee getrunken haben. Das kann man ihnen ja auch nicht absprechen. Körper und Psyche hängen nun mal sehr eng zusammen und wenn ich glaube, dass ich nicht schlafen kann, weil ich zu viel Kaffee getrunken habe, dann kann ich auch tatsächlich nicht einschlafen.
Macht Kaffee süchtig?
Wenn man regelmäßig Kaffee trinkt und der Körper an Koffein gewöhnt ist, können schon leichte Symptome auftauchen, wenn man ihn absetzt. Einige bekommen dann Kopfschmerzen. Eine Entwöhnung von Kaffee ist aber meistens in zwei bis drei Tagen ausgestanden. Das schlimmere ist hier wieder die seelische Abhängigkeit. Wenn ich seit eh und je glaube, dass mich der Kaffee am Morgen erst so richtig wach macht, dann wird es mir ohne Kaffee sehr schwer fallen, in die Gänge zu kommen.
Aufgezeichnet von Tanja Korsten