Der Frühling steht vor der Tür. Wird bei warmen Wetter eigentlich noch heißer Kaffee getrunken? Und wieviel darf ein guter Kaffee kosten? evidero-Experte und Barista Andreas Heitkamp gibt Antworten.
Der Filterkaffee erlebt gerade sein Comeback. Lange Zeit hatte er einen verstaubten Ruf und rückte durch den Espresso-Hype in den Hintergrund. Jetzt wird er wieder beliebter. In den größeren Städten merkt man das schon. Es ist aber mit einigem Aufwand verbunden, einen guten Filterkaffee zu brühen. Deshalb neigen leider viele Gastronomen dazu, den Kaffee schneller und damit schlechter zuzubereiten.
Kaffee wird immer getrunken, auch wenn es draußen wärmer wird
Wenn sich abzeichnet, dass der Winter vorüber geht, fragen die Leute an meinem Stand immer, ob nun weniger Kaffee getrunken wird, wenn es warm wird. Aber das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Gerade im Frühling oder Sommer sind alle draußen, dann kommen sie an meinem Stand vorbei und trinken Kaffee — egal, ob es 25 oder 30 Grad sind.
Ich biete zwar auch Eiskaffee an, aber die Nachfrage danach ist nicht so hoch, wie man vielleicht denken mag. Ich mache meinen Eiskaffee auch ein bisschen anders, als es sonst der Fall ist. Klassischerweise wird Vanille-Eis benutzt, ich mache stattdessen eine Vanille-Creme, die ich auch für Törtchen benutze. Die Creme wird einfach eingefroren und dann portionsweise mit einem heißen Espresso und Milch gemixt. Der Eiskaffee schmeckt sehr lecker und die Kunden sind begeistert.
Eiskaffee: Kalter Kaffee ist eigentlich ein Schimpfwort
Außer dem Eiskaffee biete ich keine kalten Kaffee-Getränke an. Im Sommer gibt es ja viele Variationen vom kalten Kaffee. Das sind meiner Meinung nach Spielereien. Kalter Kaffee, das ist ja auch eigentlich ein Schimpfwort. Es bezeichnet etwas altes, dass man erst recht nicht trinken will. Für mich haben diese Getränke mit dem eigentlichen Produkt Kaffee gar nichts mehr zu tun. Das sind eher Milchcocktails, in der zufällig die Zutat Kaffee reingemischt wurde. Mit der Herkunft des Kaffees und seinen klimatischen Bedingungen hat das ja nichts mehr zu tun. Der Geschmack des Kaffees kommt auch gar nicht richtig raus, deswegen werden auch oft bei diesen Mixgetränken keine hochwertigen Bohnen benutzt.
Natürlich gibt es auch leckeren Eiskaffee. Das wichtigste ist — wie immer bei gutem Kaffee — die Zubereitung. Dazu gibt es spezielle Geräte wie z.B. den Kaltextrahierer. Darin wird der Kaffee wirklich über Stunden heruntergekühlt. So kann auch ein gut zubereiteter Filterkaffee oder ein richtig und schnell heruntergekühlter Espresso durchaus kalt schmecken. Im Vordergrund steht aber immer die richtige Zubereitung und das ist es, was vernachlässigt wird.
Coffee to go – Wie teuer darf ein guter Kaffee sein?
Überall kriegt man Coffee to go. Die Preise variieren da sehr. Leider kann man nur schwer sagen, ob das Preis-Leistungsverhältnis stimmt. Wenn ich an einem Kiosk Kaffee für 50 Cent bestelle, dann kann ich davon ausgehen, dass ich nichts Hochwertiges bekomme. Das sind wahrscheinlich billige Bohnen, die möglichst schnell geröstet sind, damit man irgendwie noch zu Gewinn kommen kann.
Schlimmer finde ich aber, wenn man so tut, als ob der Kaffee gut sei und ihn für zwei Euro verkauft und in Wirklichkeit ist es auch ein billiges Produkt, das schlecht zubereitet ist.
Das kann man vorher natürlich nicht wissen. Die sicherste Methode herauszufinden, ob der Kaffee gut oder schlecht ist, ist, sich die Zubereitung anzuschauen.
Wenn im Kiosk eine große Kanne Kaffee steht, dann weiß ich, was ich bekomme. Sehe ich aber eine große Maschine, dann ist die Wahrscheinlichkeit schon höher, dass ich einen guten Kaffee bekommen kann. Und wenn ich in einem Kaffee-Haus eine hervorragende Maschine sehe und ich 2 Euro 50 für den Kaffee bezahle, aber die Leute diese Maschine überhaupt nicht bedienen können, dann ist das auch nicht gerechtfertigt. Der Preis ist eben nicht das einzige Merkmal für einen guten Kaffee.
Aufgezeichnet von Tanja Korsten