Neu bei evidero ist die ehemalige Profi-Golferin Bettina Hauert (siehe Foto oben), die lange Zeit eine der besten deutschen Golferinnen war. Nun ist sie Golf-Lehrerin in Köln und erzählt ab jetzt bei evidero, was aus ihrer Sicht die Faszination beim Golfen ausmacht.
Aber ich habe auch andere Sportarten ausprobiert. Ich war Schwimmen, habe Judo gemacht, Tennis gespielt, war in der Basketball-Schulmannschaft, abends im Keller habe ich Tischtennis gespielt. Aber egal, was ich ausprobiert habe, den meisten Spaß hatte ich eben beim Golf.
“In the zone” – das schönste Gefühl beim Golfen
Was mich am Golf-Sport so fasziniert? Das ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Golf ist ein sehr komplexer Sport. Wer ihn ausübt, muss unheimlich viele Sachen können. Man muss sich sehr präzise bewegen — mir hat gerade dieses Technik-Training immer großen Spaß bereitet. Aber Golfen lehrt auch Demut. Nicht immer klappt alles so, wie ich es will. Aber wenn ich alles unter Kontrolle habe, es schaffe, diesen kleinen weißen Ball 200 Meter weit punktgenau zu spielen, dann gibt es kaum etwas Schöneres.
Am allerschönsten ist Golf dann, wenn man es eigentlich gar nicht merkt. Wenn man einfach im Spiel drin ist und spielt. Im Nachhinein sind das die schönsten Momente, aber in dem Moment selber spürt man das gar nicht. Das ist ein Zustand, der häufig als „Flow“ oder als „in the zone“ bezeichnet wird. Man ist im Hier und Jetzt und das halt mit keinem neutralen Gefühl, sondern mit einem leicht positiven Gefühl, das aber keine starken Ausprägungen hat. Das sind für mich die schönsten Momente.
Das snobistische Image des Golf Sports bröckelt
Viele Menschen verbinden mit Golf etwas Elitäres, Abgehobenes. Ein Betätigungsfeld für reiche Snobs. Das hat so nie gestimmt — und dieses negative Image bröckelt deutlich. Auch, weil Golf immer günstiger wird. Wobei man auch vor 20 Jahren schon sehr günstig auf öffentlichen Anlagen spielen konnte. Es sind einfach Vorurteile, die sich länger halten. Mit der Realität hat das nichts zu tun. Ich weiß, dass Rauchen teurer ist als Golf spielen.
Es kam für mich nie in Frage, mich vom Golfen abzuwenden. Das Turniergolf habe ich aber verlassen und bin jetzt Golflehrerin. Ich hatte einen Punkt erreicht, an dem ich fühlte, jetzt ist es genug mit dem Spielen. Schließlich war mein Hobby zu meinem Beruf geworden. Ich hatte den Eindruck, man kann zwar Golf spielen, aber als Job passt das nicht. Ich liebe diesen Sport nach wie vor, auch wenn ich nicht mehr so viel zum Spielen komme, aber das Vermitteln von Golf macht mir wahnsinnig viel Spaß.
Für mich ist es prinzipiell immer ein Ansporn: Egal, wer zu mir kommt, ich gebe alles und versuche, Golfen für meinen Spieler besser und interessanter zu machen. Dem einen fällt die Technik leichter, dem anderen schwerer. Da bin ich dann als Lehrerin gefordert, einen Weg zu finden, wenn es der Spieler zulässt.
Aufgezeichnet von Marc Saha