In den ersten beiden Teilen unserer Planungs-Serie haben wir bereits erfahren, woher unser Bedürfnis zur Planung kommt und wie wir mit einem eventuellen Scheitern umgehen können. Heute erfahren wir von unserem evidero-Zeitmanagement-Experten Wolfgang Precht, wie viel Planung im beruflichen und im privaten Umfeld sinnvoll ist.
Wie wir bereits in den vergangenen Teilen gesehen haben, ist das Bedürfnis nach Planung bei den Menschen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Das bedeutet auch, dass für diejenigen, die kaum oder wenig Planung brauchen, allein schon die Vorüberlegung, was man denn am nächsten Wochenende machen könnte, unter dem Stichwort Planung laufen kann.
Bei anderen, die es gewohnt sind, alles durch zu planen, bedarf es schon einer zeitlich exakten Vorausschau, was am Wochenende gemacht werden soll, damit das den Charakter einer Planung annimmt. Hier einen einheitlichen Maßstab anzulegen, würde dieses unterschiedliche Bedürfnis der Menschen nach Planung nicht berücksichtigen.
Grundsätzlich lässt sich sagen, in dem Moment, wo ich beginne, meine zukünftigen Handlungen und Tätigkeiten gedanklich zu strukturieren und in eine Reihenfolge zu bringen, setzt zumindest rudimentär eine Planung ein. Wie die Planung nun im Einzelfall sinnvoll ist, ist, wie bereits besprochen, abhängig vom Bedürfnis des einzelnen und von der Art der durchzuführenden Tätigkeiten. Sicherlich ist auch ausschlaggebend, ob ich über Pläne für meine berufliche oder meine private Situation nachdenken.
Karriere-Planung – So viel Planen ist im Beruf sinnvoll
Gerade im Beruf sind wir oft in der Situation, dass man von uns “planvolles Handeln” erwartet. Strategisches Arbeiten, Businesspläne, Budgetpläne usw., Planung wird von uns in vielen Bereichen erwartet. Dem kann man sich auch nur schwer entziehen. Da wir in der Regel nicht alleine vor uns hin arbeiten, sondern in einem vorgegebenen Rahmen tätig sind, der andere Teamkollegen, Abteilungen, Bereiche, kurz ein gesamtes Unternehmen einschließen kann, ist es natürlich notwendig, ein planvolles Vorgehen zu praktizieren, um überhaupt Arbeitsabläufe und Prozesse einhalten zu können.
Wie sieht es aber mit meiner beruflichen Entwicklung aus? Ich kenne Studierende, die einen ganz klaren “Plan” haben, was sie mit 35 Jahren, mit 40 Jahren oder mit 45 Jahren beruflich erreicht haben wollen. Ich kenne aber mindestens genauso viele Leute, die rückblickend festgestellt werden, dass sich ihre Karriereplanungen —wie ursprünglich gedacht— nicht umsetzen lassen.
Berufliche Ziele setzen, aber flexibel bleiben
Für die meisten Personen war es kein Problem, ja, viele schmunzelten sogar darüber, was sie sich Jahre vorher so zurecht geplant hatten. Bei anderen war durchaus ein Bedauern zu spüren, dass sich ihre Lebens- und Karriereplanung nicht verwirklicht hat.
An dieser Stelle sollte sich jeder die Frage stellen, was er oder sie tatsächlich durch Planung erreichen möchte. Geht es darum, einen bestimmten beruflichen Werdegang zu verfolgen, oder geht es darum, sich durch den — mit der beruflichen Entwicklung — verbundenen Aufstieg (sozial und finanziell) eigene Wünsche erfüllen zu können?
Wenn mir bewusst wird, dass meine zu Grunde liegende Motivation darauf abzielt, zum Beispiel weitestgehend finanzielle Sicherheit, ein schickes Häuschen, einen flotten Wagen usw. zu bekommen, dann wird es vielleicht zweitrangig, ob ich dieses Ziel auf dem Weg meiner beruflichen Entwicklung, durch eine Erbschaft, durch eine Geldheirat oder auf anderen (legalen) Wegen erreiche.
Ich kenne eine ganze Reihe Personen, die sich deutlich erleichtert fühlten, als ihnen bewusst wurde, dass ihre bisherigen Planungen der mehr oder weniger krampfhafte Versuch waren, ein Ziel zu erreichen, welches außerhalb ihres beruflichen Umfeldes lag.
Für andere mag es tröstlich sein, genau zu planen, welchen Karriereaufstieg im Unternehmen man möchte. Diese Leute sind allerdings häufig hart getroffen, wenn sich die Rahmenbedingungen im Unternehmen so entwickeln, dass sich ihre Planung nicht umsetzen lässt.
Planung im Privatleben – Freizeit genießen statt Durchorganisieren
Wie schon im vorherigenTeil ausgeführt, entscheidet hier noch stärker das individuelle Bedürfnis, wie weit man planen möchte oder nicht. Leben Sie gerne in den Tag hinein oder müssen Sie morgens beim aufstehen schon wissen, was Sie nachmittags um 16:00 Uhr vorhaben?
Ich muss an dieser Stelle nochmal wiederholen, dass es hier keinen einheitlichen Maßstab gibt. Hier entscheidet allein Ihr Wohlbefinden, inwieweit Sie Ihren Tag, Ihre Woche oder Ihr Wochenende in Ihrer Freizeit planen. Dies gilt natürlich dann besonders, wenn Sie alleine leben. In einer Partnerschaft ist es sicherlich sinnvoll, gemeinsam zu “planen”, was man kochen möchte, wen man am Wochenende einladen möchte oder ob man einen Ausflug macht.
Also: Planen Sie einfach das, was Sie glauben, planen zu müssen, stimmen Sie sich mit Ihrem Partner ab und ansonsten: Genießen Sie Ihre Freizeit! Sie müssen im Berufsleben schon genug Planungsdruck aushalten, warum sich das auch noch in der Freizeit antun?
Ich wünsche Ihnen viel Spaß und Erfolg bei Ihrer ungeplanten Freizeit!