Manche kennen es gar nicht, andere haben damit ständig zu kämpfen: Lampenfieber oder Prüfungsangst. Auch im Berufsleben gibt es immer wieder Situationen, bei denen Lampenfieber auftritt. Der Auftritts-Coach und Experte für Probespiel-Training Michael Bohne gibt Tipps, was man gegen Lampenfieber tun kann.
Gründe für Lampenfieber und Prüfungsangst
Lampenfieber und Prüfungsangst sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Über 80% der Menschen verspüren schon Unbehagen, wenn sie im Aufmerksamkeits-Fokus einer Gruppe stehen. Doch wie entsteht diese Angst überhaupt? Michael Bohne erklärt: „ Aus meiner Sicht gibt es viele Gründe, die Lampenfieber wahrscheinlicher machen. Das sind z.B. Perfektionismus, Angst vor Blamage oder Angst davor, abgelehnt zu werden. Viele leiden auch unter einer Alters-Regression, das heißt, sie fühlen sich kleiner bzw. jünger, als sie in Wahrheit sind. Manche haben allerdings auch wirklich gute Gründe, Lampenfieber oder Prüfungsängste zu haben, da sie schlicht zu wenig gut vorbereitet sind.”Das sind Symptome von Lampenfieber
Die Symptome reichen hierbei dann von einem Bauchgrummeln oder anderen Angstsymptomen bis hin zur schlechten Laune. Kurz vor einer Prüfung oder einem Vortrag kann dies bei einigen zu einer richtigen Übelkeit ausarten. Die beste Möglichkeit, dies zu bekämpfen, ist natürlich, dass man sich gut auf die bevorstehende Situation vorbereitet. „Auch das Selbstwertgefühl stärken oder eine Stressverminderungs-Technik anwenden, kann gut funktionieren. Auch etwas befremdlich wirkende Techniken, wie zum Beispiel die Klopftechnik, wirkt in vielen Fällen sehr gut”, berichtet der Experte.
Lampenfieber bekämpfen: Selbstwertgefühl verbessern
„Bei Lampenfieber oder Prüfungsangst sollten Sie sich selbst bewusst machen, dass Sie einer bestimmten Situation wohl zu viel Bedeutung geben,” so Michael Bohne weiter. Viele kennen das Gefühl, zum Beispiel vor einem Vorstellungsgespräch, wenn andere Bewerber mit einem im Raum sitzen. Da macht sich schnell nervöse Stimmung breit.
Besonders Menschen mit einem geringeren Selbstwertgefühl sind sehr angreifbar für die Gedanken und Ängste anderer. Vor Vorträgen oder Prüfungen sollten Sie sich deshalb bewusst machen, was Sie selbst können und wissen. „Auch eine ausgewogene Ernährung, ausreichende Bewegung, sowie genügend Schlaf sind gut“, so Bohne.
Diese Empfehlungen sind übrigens auch vor anderen Situationen wie zum Beispiel einem Vorstellungsgespräch oder sogar einem Date mit einer hübschen Dame oder Herren sehr empfehlenswert.
Was tun bei einem Blackout in der Prüfung?
Trotz guter Vorbereitung kann es passieren: Der Blackout — alles ist weg. Nichts geht mehr, das Hirn ist leer und alles Gelernte und Vorbereitete ist wie weggewischt. Dr. Michael Bohne rät in diesem Fall: „Sie sollten sich sofort klar machen, dass es auch ok ist, wenn Sie nur ein mittelmäßiges oder nicht so gutes Ergebnis erhalten.” Doch auch Entspannungs-Methoden und andere “Sofortmaßnahmen” können helfen:
- Verlassen Sie kurz den Raum oder bewegen Sie sich (nur bei einer schriftlichen Prüfung möglich)
- Öffnen Sie das Fenster. Frische Luft hilft
- Hände, Füße schütteln
- Tief einatmen durch die Nase, ausatmen durch den Mund
- Lenken Sie sich ab; essen oder trinken Sie etwas
Bei schriftlichen Prüfungen können Sie einem Blackout auch zuvorkommen, indem Sie beispielweise Formeln oder ähnliches, die Sie sich nur schwer merken konnten, sofort auf die Rückseite Ihres Aufgabenblattes schreiben, wenn Sie es in den Händen halten (Vorsicht! Nicht auf ein leeres Blatt schreiben, dies könnte als Spicken ausgelegt werden). In einer mündlichen Prüfung oder bei einem Vortrag ist es wichtig, erst einmal Zeit zu gewinnen:
- Trinken Sie einen Schluck Wasser
- Bitten Sie den Prüfer, die Frage zu wiederholen
- Sagen Sie offen, dass Sie etwas Denkzeit brauchen
- Bitten Sie den Prüfer, die Frage später nochmal zu wiederholen
Gegen Prüfungsangst sollte man keine Medikamente nehmen
Mittlerweile gibt es auch Medikamente gegen Prüfungsangst bzw. Nervosität. Allerdings raten wir davon ab. Auch Michael Bohne rät unbedingt, darauf zu verzichten: „Ich wage zu bezweifeln, dass diese tatsächlich wirken. Als Arzt halte ich nichts von Medikamenten gegen Prüfungsstress. Beta-Blocker können sogar die Ängste chronisch werden lassen, denn sie sind ein Selbstwert-Räuber. So würde man später denken, dass man die Herausforderungen, an denen es ja zu wachsen gilt, nur mit Medikamenten übersteht.”
Das wichtigste vor einer Prüfung oder einem Vortrag ist also: Werden Sie sich Ihrer Stärken bewusst. Sie haben schon viele Prüfungen erfolgreich absolviert und wenn Sie gut vorbereitet sind, gibt es wenig zu befürchten. Niemand will Ihnen Böses. Und alleine sind Sie auch nicht — auch Ihre Kollegen leiden zum großen Teil unter Prüfungsangst.
Aufgezeichnet von: Philipp Ortmaier