Nicht nur die Tierhaltung, auch der CO2-Fußabdruck müssen eine Rolle bei der Auswahl des Fleisches spielen. Jedoch müssen sich nur Veganer den Kopf nicht darüber zerbrechen, dass auch Nutztiere wie Hühner und Kühe irgendwann einmal sterben.
Jüngst erzählte mir ein hochrangiger Mitarbeiter eines süddeutschen Landesministeriums, er habe mächtig Ärger vom Ministerpräsidenten bekommen, da er in einer Veröffentlichung den nicht gänzlich unbekannten Ausspruch des Philosophen Ludwig Feuerbach zitiert hatte, dass „du bist, was du isst“. Ein fülliger Bauernfunktionär fühlte sich offenbar durch das Zitat persönlich beleidigt – vermeintlich kurz nachdem er einen Schweinsbraten verzehrt hatte.
Das bringt uns zu der Frage, von welchem Tier sich ein Fleischesser am besten eine Scheibe abschneiden sollte. Nicht nur, um eventuell drohenden Ähnlichkeiten vorzubeugen, sondern vor allem, um den Fleischkonsum möglichst nachhaltig zu gestalten.
Beginnen wir mit dem Rohstoffaufwand: „Vegetarier essen meinem Essen das Essen weg“, heißt es auf manch schenkelklopfend-humorvoll bedrucktem T-Shirt. Doch es ist freilich genau andersherum: An die Tiere wird jede Menge Getreide oder Soja verfüttert, damit sie Fleisch auf die Rippchen bekommen. Da nur ein Teil der Körner- und Leguminosenkalorien in Muskeln und Fett umgesetzt wird, geht bei dieser „Veredlung“ jede Menge Energie verloren. Da kann man die armen Geschöpfe noch so eng einpferchen, damit sie sich nicht bewegen können und auf diese Weise wenig Energie verbrauchen. Um eine Kalorie Rindfleisch zu erzeugen, muss das Tier – je nach Produktions- und Berechnungsform – zwischen sechs und 17 pflanzliche Kalorien zu sich nehmen; für eine Kalorie Geflügelfleisch werden vier Körnerkalorien benötigt. Das Schwein suhlt sich irgendwo zwischen diesen Werten. Warum uns das interessieren sollte? Weil dort, wo Tierfutter angebaut wird oder dort, wo Rinder grasen, kein Platz mehr ist für Wälder oder für den Anbau von Nahrungsmitteln, die hungrige Menschen auch direkt satt machen könnten.
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Platz 1 für den größten tierischen Klimaschädling geht somit an das Rind mit etwa 15 Kilogramm sogenannter CO2-Äquivalente pro Kilo Fleisch; das Schwein folgt mit weitem Abstand und 4,2 Kilo, dicht gefolgt vom Geflügel mit etwa 3,5 Kilo CO2 pro Kilo Fleisch. Zum Vergleich: Gemüse verursacht im Schnitt nur etwa 150 Gramm CO2 pro Kilo.
Ganz anders sieht das Fleischranking aus, wenn man die ethische Seite betrachtet, also die Frage, wie viele Tiere ihr Leben lassen müssen, damit der Mensch satt wird. Das Magazin „Scientific American“ hat dazu eine Studie veröffentlicht, die der Vegetarierbund vebu aufgegriffen hat. Die provokante Frage lautete, wie viel Töten mit dem Konsum einer bestimmten Menge an Energie aus Fleisch, Milch und Eiern verbunden ist. Hier nun steht Hühnerfleisch bei weitem am schlechtesten dar, da jedes geschlachtete Federvieh lediglich 3.000 Kalorien auf die Teller bringt. Im Gegensatz dazu liefert das Schlachten eines Rindes über 400.000 Kalorien. Ein Schwein macht mit 84.000 Kalorien „pro Tod“ immerhin noch so satt wie 28 Hühner.
Dumm nur: Je mehr man weiß, desto komplizierter wird die Sache.
Und deshalb: Vegetarier aufgepasst! Wer Eier und Milchprodukte verzehrt, ist beileibe nicht über jeden ethischen Zweifel erhaben. Auch in der Eier- und Milchproduktion wird aus ökonomischen Gründen getötet – auch hier stirbt kein Huhn und keine Kuh einen natürlichen Tod nach Jahren wohlverdienten Ruhestandes. Das bedeutet etwa eine geköpfte Legehenne auf 275 Eier.
Die Karriere selbst der besten Milchkuh wird nach 3-5 Jahren beendet, ihre natürliche Lebenserwartung läge bei 20-25 Jahren. Ein so langes Gnadenbrot können sich selbst die ambitioniertesten Ökohöfe kaum leisten.
Der evidero agent provocateur: Hand aufs Herz!
Was sagen sie? Millionen Kleinbauern leben von und mit dem Vieh – ein Fall für die Umschulung?