In unseren Bücherregalen stehen kaum noch Kochbücher. Die meisten sind Überbleibsel der Großeltern, die beim Auszug Angst hatten, dass die Enkelkinder von nun an verhungern. Manchmal schauen wir da noch rein, aber es ist seltener geworden. Auf die Idee neue zu kaufen, sind wir schon lange nicht mehr gekommen. Im Internet kann man zwar nicht so schön durch die Seiten blättern, aber die Auswahl ist umfangreicher und die Rezepte angepasster — irgendwer hat das Rezept schon gekocht und gibt sein Wissen über zusätzliche oder überflüssige Zutaten weiter.
Sogenannte Food-Blogs bieten oft mehr als nur das heruntergebetene Rezept. Sie zeigen schön angerichtete Gerichte, die erst mal schön anzuschauen sind, die manchmal aber auch das Frustrations-Potenzial ansteigen lassen, weil man das sowieso nicht so schön hinbekommt, wie es auf dem Bild aussieht oder die Glücksgefühle hervorrufen, weil es noch besser aussieht, oder man ganz alleine das Rezept umgeändert hat, so dass es vielleicht sogar noch besser schmeckt. Persönlich und experimentierfreudig — das sind die Credos der meisten Internettagebücher.
Meine persönlichen Lieblingsblogs:
1. Vegan Guerilla
Ein Blog, der ausschließlich vegane Gerichte vorstellt und der super gute Ideen liefert — auch für Leute, die sich nicht ausschließlich vegan ernähren wollen. Mittlerweile — so schreibt der Blog auf seiner Facebook-Seite — ist „Vegan Guerilla“ kein Geheimtipp mehr, sondern gehört zu den bekanntesten deutschen Food-Blogs. Allerdings ohne dabei abgehoben zu wirken. Die meisten Rezepte sind leicht zuzubereiten und brauchen keine Zutaten, die nur im Reformhaus zu erhalten sind. Abwechslungsreich und gesund lautet die Einschätzung zu diesem Blog. Ein Blick lohnt sich.
Meine Empfehlung für den Anfang: Gefüllte Tomaten und Bratreis. Das Rezept funktioniert auch mit anderen Gemüsesorten. Als ich das zum ersten Mal gekocht habe, fehlte uns der Senf. Stattdessen habe ich mit frischen Kräutern und einem Jalepeno-Dipp gewürzt. Das schmeckt genauso gut.
2. Eat Smarter
Wer Rezepte und Tipps rund um das Thema Essen sucht, ist hier genau richtig. Saisonale Gerichte werden hier gerne vorgestellt. Die Web-Seite wirkt auf den ersten Blick klar und strukturiert, allerdings ist ein häufiges Klicken notwendig, um dann irgendwann auf den Rezeptvorschlag zu kommen. Das ist ein bisschen schade, weil die Rezepte wirklich gut sind. Zusätzlich gibt es zu jedem Rezept Zusatzinformationen, etwa den „Food Check“ und eine Nährwerttabelle. Die Rezepte eignen sich besonders für Anfänger, weil jeder Schritt detailliert und zum Teil auch mit Video erklärt wird. Da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.
Meine Empfehlung hier: Spaghetti-Pilz Bolognese. Allerdings kann man getrost einige Zutaten weglassen oder austauschen: Frische Pilze von einer Sorte reichen vollkommen. Vollkornnudeln — kann sein, muss aber nicht. Fenchel ist eine nette Zugabe, meiner Meinung nach in dem Rezept aber überflüssig.
3. Hurra-Blog
Das ist kein klassischer Food-Blog, sondern der private Blog der freien Journalistin Eva Schulze. Allerdings schreibt sie neben Kino, Medien, Uni, Reisen und Alltag auch über Kochen — über ihren Küchenstolz und den Küchenfrust. Ein Blick lohnt sich schon alleine wegen der Fotos, die allerdings häufig nur das Endprodukt zeigen, aber das ist nicht weiter schlimm. Erwähnenswert ist, dass es zu jedem dieser Rezepte eine Geschichte gibt und sie genau das erreicht, was mit Food-Blogs erreicht werden soll: Diesen Hach-Moment, bei dem man am liebsten auch real dabei gewesen wäre.
Meine Empfehlung hier: Süßes Tomatenchutney. Das Rezept ist kurz und bündig und funktioniert perfekt.
4. Taste-Spotting
Lasst euch in diesen englischen Blog einfach reinziehen und genießt erst einmal nur: die Fotos sind einfach gut. Hier werden Rezepte aus allen möglichen Blogs weltweit zusammengefasst. Klickt man auf das Bild, wird man automatisch zum Rezept weitergeleitet. Probiert euch durch — von oben nach unten von links nach rechts, aber tut es! Es lohnt sich. Ein bisschen störend an der Web-Seite ist, dass sie einige Rezepte immer wieder wiederholen. Am Anfang fällt das nicht auf — irgendwann stört es, vor allem wenn man nach einem bestimmten Raster vorgeht. Die Suchmaske funktioniert allerdings einwandfrei, natürlich sollte man vorher wissen, was man braucht.
Meine Empfehlung hier: Gemüse-Chips aus Süßkartoffeln, Karotten und und und. Das ist garantiert gesünder als Chips aus der Packung. Vielleicht auch eine Möglichkeit, Gemüse vor dem Wegschmeißen zu bewahren, weil es nicht mehr ganz einwandfrei aussieht.
Food-Blogs lassen uns aber auch teilhaben an den Ideen anderer Hobbyköche, die das können, was wir auch schon immer mal machen wollten. Es ist so als ob wir bei ihnen in der Küche stehen würden und sie uns mit auf eine kulinarische Reise mitnehmen würden. Es ist wie bei guten Freunden, die uns erzählen, was sie in der vergangenen Zeit erlebt haben. So sollte es sein.
Weitere Informationen:
www.veganguerilla.de
www.eatsmarter.de
www.hurra-blog.de
www.tastespotting.co