Seit vier Jahren ist Andreas Heitkamp der Kaffeekunst verfallen. Zusammen mit seiner Frau, Kirstin Heintz, hat er den rollenden Kaffeestand „Baristinho“ gegründet und fährt damit in Aachen von Markt zu Markt. Außerdem kann man den Baristinho für die eigene Veranstaltung buchen oder Heitkamps Kaffee-Seminare besuchen. Bei uns schreibt er über das morgendliche Genussgetränk schlechthin.
Es ist Mittwochnachmittag — ein Tag, an dem der Baristinho ruht. Doch Andreas Heitkamp hat alle Hände voll zu tun. In seiner kleinen Backstube wird schon für den nächsten Tag vorbereitet, Kuchen gebacken, Kaffeemaschinen poliert.
„Die Liebe zum Kaffee… die entwickelte sich, nachdem ich irgendwann den Film Chocolat gesehen hatte. Backen, leckere Sachen anbieten — das wollte ich auch.“ Und der perfekte Begleiter zum Naschwerk: Kaffee! So begann der gelernte Physio-Therapeut, Bücher und Informationen rund um das Thema Kaffee zu verschlingen. „Die Kultur und die Geschichte, die mit dem Thema Kaffee verbunden sind, finde ich spannend. Kaffee wurde immer mal wieder verboten, und dennoch hat er sich durchgesetzt. Obwohl er sicher vor 200 Jahren nicht besonders lecker geschmeckt hat“, lacht Heitkamp.
Guten Kaffee sollte man im Café genießen
Er hat sich aufgemacht, dem auf den Grund zu gehen, was seine Kunden für einen perfekten Kaffee halten und einen Gegenentwurf zur unpersönlichen „To-Go-Kultur“ entworfen.
„Die Menschen wollen jede Minute nutzen, möglichst keine Zeit verlieren, selbst die 3 cl Espresso zum Mitnehmen kaufen. Ich möchte an meinem Stand wieder Kaffee und Kommunikation zusammenbringen. Bei mir soll man sich treffen um mal die Zeit zu vergessen und nicht gleich weiter zu müssen.“
Das hat er geschafft. Der Baristinho ist eine Ruhe-Oase mitten im wuseligen Markttreiben. Hier kann man sich hinsetzen, bekommt einen perfekten Kaffee, ein Stück Kuchen dazu, wenn man möchte und lässt sich Zeit. „Zu Beginn haben wir uns über jeden verkauften Kaffee wie die kleinen Kinder gefreut und waren fasziniert, dass unsere Idee aufzugehen schien.“
Jetzt, nach vier Jahren, kann Heitkamp sagen, dass er sich eine große Stammkundschaft aufgebaut hat, und es sogar schon ein Pärchen gibt, dass sich an seinem Stand gefunden hat. Unser Tipp daher: Einfach mal Zeit nehmen, und einen leckeren Kaffee genießen statt runterstürzen!
Klassische Kaffeespezialitäten statt flavoured Coffee
Andreas Heitkamp setzt auf die Klassiker. „Espresso, Milchkaffee, Cappuccino. Auch wenn Spezialitäten wie „flavoured Coffee“ mit Vanille- oder Karamellgeschmack zum Beispiel immer mal wieder kurzfristig spannend sind, sind am Ende immer Kaffee und Milch das, was zählt. Es geht viel mehr darum, die Zubereitung des Kaffees zu perfektionieren.
„Ein Trend: Man verwendet heller geröstete Bohnen für Espresso als bisher. Dadurch wird die Säure, eins der Aromen, die den Kaffee ausmachen, herausgekitzelt. Er schmeckt dann ‚fruchtiger’ und intensiv.“
Ein Trend, den Heitkamp für die nächste Zeit prognostiziert, und der schon jetzt in Großstädten Einzug erhält, ist die Wiederauferstehung des Filterkaffees. Vielleicht ist es der reine Retro-Faktor, der den Brüh-Kaffee wiederkommen lässt, vielleicht aber auch das Besinnen auf eine eigene deutsche Kaffee-Kultur.
„Filterkaffee an sich kann total lecker sein — das schlechte Image hat er eher durch die Zubereitung erhalten.“ Wenn der Kaffee zu langsam durch den Filter fließt, bilden sich durch die lange Kontaktzeit zwischen Wasser und Kaffee-Pulver Bitterstoffe heraus; wenn er zu lange auf der Platte steht, brennt er an und wird bitter. ‚Draußen nur Kännchen’ – nicht gerade das, was man mit purem Kaffeegenuss verbindet.
„Doch moderne Filter wird es möglich, die Schwierigkeiten zu umgehen — hier steht das Wasser weniger lange.“ Vielleicht hat der Filterkaffee im privaten Gebrauch wieder eine Zukunft.
Zuhause den besten Kaffee machen
Doch es ist noch lange nicht jeder Kaffeetrinker wieder — back to the roots — beim Filterkaffee angekommen. Der Haupttrend geht weiter dahin, auch zu Hause den perfekten Espresso zubereiten zu wollen. Viele Kaffeetrinker stehen entweder vor der Entscheidung, eine Maschine zu kaufen und wissen nicht, welche, oder besitzen eine Maschine und es fehlt ihnen das Know-How zur perfekten Bedienung.
Inzwischen findet man vielerlei Workshops zum Thema. Auch Andreas Heitkamp macht Seminare. „Hier können sich Leute anmelden, die gerne wissen möchten, wie sie ihre Maschine bedienen und pflegen sollten. Ich zeige ihnen, wie der perfekte Milchschaum entsteht, wie die Maschine für den besten Espresso eingestellt sein sollte.“ Seine Seminare bietet Heitkamp in regelmäßigen Abständen, aber auch auf Anfrage an.
Aufgezeichnet von Barbara Taxhet