Diese drei Sätze beschreiben den Kern der Finanzkrise, die trotz aller Rettungsversuche noch längst nicht überwunden ist, weil die Regierenden sich hartnäckig weigern, die wirklichen Ursachen für das Desaster zu benennen.
Sie lassen sich auf beiden Seiten des Atlantiks von Banken und Rating Agenturen treiben. Nach wie vor sind Banken zu groß, ist die überflüssige Luft aus den vielen Spekulationsblasen nicht entwichen. Solange der Devisenhandel und außerbörslich gehandelte Derivate das 25-Fache der Weltwirtschaftsleistung von gegenwärtig rund 63 Billionen Dollar ausmachen, wird die Wirtschaft kein Gleichgewicht finden, beschleunigt sich mit jeder Krise die Umverteilung hin zu den Reichen und Superreichen.
Die Banken dienen nicht der Wirtschaft, sondern beuten sie aus
Bis heute sind alle ernsthaften Versuche gescheitert, die Finanzmärkte so zu regulieren, dass sie wieder eine dienende Funktion für die Realwirtschaft bekommen. Nach Subprime und Lehman Krise im Jahre 2008 haben die ohnehin stark verschuldeten Staaten die Realwirtschaft mit weiteren Schulden vor dem Absturz gerettet.
Sie selbst haben sich dadurch aber in eine Art Babylonischer Gefangenschaft zu den Finanzmärkten gebracht: die mit Staatsgeld geretteten Banken und deren Kreditgeber befinden jetzt darüber, welche Staaten ihre Schulden zu welchen Konditionen refinanzieren können oder ob sie fallen gelassen werden, weil sich mit Wetten auf deren Ende mehr Geld “verdienen” lässt.
Damit sind wir beim Kern des Problems: Den Provisionen und Gewinnen aus solchen Aktionen steht keine wirkliche Wertschöpfung gegenüber, sie sind nichts anderes als die Ausbeutung der Realwirtschaft durch die “Masters of the Universe”, wie sich die Golden Boys and Girls aus der Londoner City und von der Wall Street gerne feiern.
Geld vermehrt sich nicht von alleine
Die Bilanzsumme der Deutschen Bank entspricht knapp der Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik Deutschland, der Bankensektor ist hierzulande dreimal so groß wie alle produzierten Güter und Dienstleistungen zusammen; in Großbritannien übersteigt die Bilanzsumme der Geldhäuser die Wirtschaftsleistung um das Fünffache, die Schweiz liegt beim Faktor Sechs!
Die astronomischen Eigenkapitalrenditen entstehen durch gewaltige Kredithebel, die dadurch bewegten Summen stehen in keinem Verhältnis mehr zur Wirtschaftsleistung, maximieren auf der anderen Seite aber die Risiken. Dabei kann Geld kein Geld verdienen, es wird allenfalls umverteilt – aus der realen in die virtuelle Welt. Wer eine Investition in der Realwirtschaft finanziert, kann damit gewinnen oder verlieren; wer sich in die virtuelle Welt der hybriden Finanzprodukte begibt, schafft sich ein eigenes Universum und koppelt sich völlig ab.
Weil die Menschen spüren, dass sie der Illusion, die Papiergeld erst werthaltig macht, nicht mehr trauen können, wenden sie sich ab und schaffen eigene Systeme wie eben Komplementärwährungen.
Hier gilt all das, was in der hybriden Welt verloren gegangen ist: Man glaubt an den Wert, weil man die Teilnehmer kennt und ihnen vertraut. Hinter dem Geld stehen wirkliche Werte, man erwartet nicht, dass Geld übermäßig Geld schaffen kann und gibt sich damit zufrieden. Geld ist kein Selbstzweck, allenfalls Mittel, um andere Zwecke zu erreichen, die Ziele können jenseits der in den Lehrbüchern gefeierten angeblichen ökonomischen Vernunft liegen.
Ohne Kredite geht es nicht
Das alles ist gut so, wird aber vermutlich nicht reichen, eine in der Welt verankerte Volkswirtschaft mit dem notwendigen Kapital auszustatten, um die vorhandenen Vorteile internationaler Arbeitsteilung zu generieren.
Dafür benötigt man Banken als Kapitalsammelstellen, die der Realwirtschaft jene Mittel zur Verfügung stellen, die sie benötigen, um ihre Geschäfte zu finanzieren. Sie müssen den Austausch zwischen jenen organisieren, die Geld im Moment nicht brauchen, sich als Gläubiger anbieten und jenen, die ihre wirtschaftlichen Aktivitäten mit Hilfe von Krediten auszuweiten beabsichtigen.
Je weiter sich die Finanzwelt von dieser direkten Beziehung – etwa durch Verbriefung – entfernt, desto kritischer und spekulativer wird das Geschäft, um so größer wird die Gefahr späterer Kollateralschäden. Wer solche Geschäfte machen will, sollte sie in einer Art Spielcasino betreiben; erstens hoch besteuert und zweitens ausreichend getrennt vom normalen Bankensystem.
Erst wenn die Staats- und Regierungschefs entsprechende Regeln durchsetzen, können sie darauf hoffen, die Krise dauerhaft zu lösen.
Es kann kein unbegrenztes Wirtschaftswachstum geben
Das allein wird aber nicht reichen. Wir müssen uns auch Gedanken über unseren Maßstab für ökonomischen Erfolg machen. Bisher frönen wir dem Fetisch Wirtschaftswachstum in einer Art und Weise, dass wir die negativen Effekte ständig ausblenden.
Umweltkatastrophen verursachen nicht selten Milliarden an Kosten; sie haben den perversen Nebeneffekt, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, obwohl sie die Lebensqualität vermindern. Hybride Finanzprodukte schaffen imaginäre Vermögenswerte, die auf dem Prinzip “Kettenbrief” beruhen, bei dem nur einige Wenige gewinnen, aber Viele verlieren.
Diese Form der Blasenökonomie produziert zu viele Schäden, sie begünstigt Kapitalbesitzer und verändert die Verteilung des Wohlstandes zugunsten einiger Weniger in der Gesellschaft. Nach der Regulierung des Bankensektors brauchen wir deshalb ein Wachstums- und Wohlfahrtsmodell, das die Lebensqualität und die Chancen der Menschen in den Mittelpunkt stellt.